Im Fokus steht zunächst ein Kinderbuch, dessen Illustrationen sie jetzt erfolgreich durch ein Crowdfunding finanzieren konnten.
„Millemaus“So wollen zwei Kölner Gründerinnen die finanzielle Bildung von Kindern fördern
Gerne erzählt Isabelle Nägele die Geschichte vom Einkaufen mit ihrer vierjährigen Tochter. Sie wollte eine Sache nicht kaufen und sagte zu ihr: „Dafür möchte ich kein Geld ausgeben.“ Worauf ihre Tochter antwortete: „Bezahl doch mit dem Handy, dann kostet es nichts.“ Kleinen Kindern den Wert von Geld beizubringen, ist nicht immer einfach. Isabelle Nägele und ihre Freundin Kerstin Franz fanden, beim Thema Finanzbildung für Kinder ab dem Grundschulalter gebe es Bedarf - und gründeten das Kölner Start-up Millemaus.
„Viele Kinder lernen den Umgang mit Geld zuhause teilweise gar nicht bis wenig, und auch in den Schulen gibt es kaum oder nur wenige Angebote“, sagt Kerstin Franz, die eigentlich gelernte Mediengestalterin ist. Seit ein paar Jahren arbeitet sie als „Money Mindset Coach“ für Erwachsene, die ihre persönlichen Glaubenssätze über Geld hinterfragen wollen. „Ganz viel wird in unserer Kindheit geprägt. Der Kontostand, den man später als Erwachsener hat, ist kein Zufall“, ist Franz überzeugt.
Sparen, Spenden, Ausgeben
Kennengelernt haben Kerstin Franz und Isabelle Nägele sich 2017 als Kolleginnen in einer Werbeagentur, wurden Freundinnen und beide Mütter von zwei Kindern. Im Januar gründeten sie „Millemaus“: Im Fokus steht zunächst ein Kinderbuch, dessen Illustrationen sie jetzt erfolgreich durch ein Crowdfunding finanzieren konnten. Im Herbst soll es erscheinen. Der Inhalt: Eine Maus lernt ihr erstes Geld zu verdienen, es sinnvoll zu verwalten und es achtsam auszugeben. Das Buch hat Abschnitte für Erstleser und geübtere Leser, sowie Informationen und Tipp für Eltern im Anhang. „Wir empfehlen es ab der ersten oder zweiten Klasse. Das ist das Alter, in dem die meisten Kinder zum ersten Mal Taschengeld bekommen“, sagt Isabelle Nägele.
Im Onlineshop des Kölner Start-ups soll es bald auch ein Spardosen-3er-Set für Grundschulkinder geben, das individuell gestaltet werden kann. Dahinter steht eine besondere Idee der beiden Gründerinnen. „Als Erwachsener hat man ja meistens auch mehrere Konten, auf die man sein Geld aufteilt“, erklärt Kerstin Franz. Und so ist eine Spardose fürs Ausgeben, eine fürs Sparen und eine fürs Spenden gedacht. Innen können Wünsche oder Ausgaben notiert werden. Ältere Kinder können auch noch eine vierte Spardose dazustellen: für Investitionen. „Wenn Kinder schon sehr früh anfangen, bewusst mit ihrem Geld umzugehen und es bewusst aufzuteilen, dann werden sie es später leichter haben, weil die Aufteilung zu einem Automatismus geworden ist.“ Bewusst haben sie sich für Spardosen und das Lernen anhand von Bargeld entschieden. „Karten sind toll - aber zum Lernen, muss man Geld auch in der Hand halten“, so die Gründerinnen.
Ziel ist eine positive Einstellung zu Geld
In den Lehrplänen der Schulen fehle eine ausreichende Finanzbildung, bemängeln die Gründerinnen. Vermittelt werden müssten vor allem bestimmte Begrifflichkeiten und der Wert des Geldes. „Wie lange müssen meine Eltern arbeiten, um sich gewisse Dinge leisten zu können? Wie viel kosten Lebensmittel? Wie viele Äpfel kann ich mir für zehn Euro kaufen?“, gibt Nägele Beispiele. Je nach Altersklasse können die Themen dann auch spezifischer werden, etwa Miete, Bankwesen oder Kredite.
Gelernt werden soll aber neben Begrifflichkeiten vor allem eine positive Einstellung zum Thema. „Viele Menschen haben keinen entspannten Umgang mit Geld. Geld ist oft negativ behaftet“, sagt „Money Mindset Coach“ Franz. „‚Über Geld spricht man nicht‘ oder‚ Geld verdirbt den Charakter‘ - solche Sprichwörter stimmen einfach nicht“, sagt Nägele. Weder damals noch heute.