Das NRW-Schulministerium hat erstmals den Unterrichtsausfall im vergangenen Schuljahr dokumentiert. Auch für jede einzelne Kölner Schule.
Ausfall an Kölner SchulenEltern können jetzt sehen, wie oft der Unterricht nicht stattgefunden hat
„Gefühlt fällt bei meinem Sohn jeden zweiten Tag Unterricht aus“, sagt der Vater eines Kölner Gymnasiasten. Ob dieses Gefühl mit der Realität übereinstimmt, ist jetzt schwarz auf weiß nachzulesen. Erstmals hat das NRW-Schulministerium eine Statistik über Unterrichtsausfall im vergangenen Schuljahr erstellt. Auch die einzelnen Kölner Schulen sämtlicher Schulformen sind in der Statistik gelistet und online abrufbar.
Dabei gibt es kein Ranking. Wer wissen will, wie mit Unterrichtsausfall an einer bestimmten Schule umgegangen wird, muss die Schule gezielt aufrufen. „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen, kein Shaming und Bashing betreiben“, erläutert ein Sprecher des NRW-Schulministeriums das Vorgehen.
Stichproben bei den Gymnasien zeigen, dass der ersatzlose Unterrichtsausfall in Köln sehr unterschiedlich ist. So fielen beispielsweise in der Unter- und Mittelstufe (Sekundarstufe I) an der Königin-Luise-Schule im Schuljahr 2023/24 6,8 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus. Damit liegt die Innenstadtschule deutlich über dem Landesschnitt von 5,2 Prozent. Einen noch höheren ersatzlosen Unterrichtsausfall in der Sekundarstufe I hatte das Genoveva-Gymnasium mit 8,6 Prozent, das Gymnasium Schaurte Straße mit 8,7 Prozent, das Maximilian-Kolbe-Gymnasium (8,6 Prozent), das Erich-Kästner-Gymnasiums (8,3 Prozent) und das Schiller-Gymnasium mit 8,2 Prozent.
Viel eigenverantwortliches Arbeiten an Gymnasien
In der Oberstufe wird an den Gymnasien viel Unterrichtsausfall durch das sogenannte„ Eigenverantwortliche Arbeiten“ aufgefangen. Im Landesdurchschnitt werden rund 11,5 Prozent des Lernens in der Oberstufe durch diese Form vermittelt. Grundsätzlich sei gegen ein eigenverantwortliches Arbeiten bei Oberstufenschülern nichts einzuwenden, es sei vielmehr pädagogisch sinnvoll, sagen Kölner Lehrkräfte auf Rundschau-Nachfrage übereinstimmend.
Auch durch das eigenverantwortliche Arbeiten ist in der Summe der Anteil an Unterrichtsausfall in der Oberstufe von Gymnasien weitaus geringer als in der Sekundarstufe. Landesweit liegt er im Durchschnitt bei 2,8 Prozent. Unterschritten wird dieser Wert in Köln beispielsweise am Humboldt-Gymnasium. Dort fielen 2023/24 unterm Strich nur 0,2 Prozent des Unterrichts in der Oberstufe aus. In der Kaiserin-Augusta-Schule waren es 0,4 Prozent, am Hölderlin 0,9. Das Montessori-Gymnasium kam in der Oberstufe auf einen Unterrichtsausfall von 10,5 Prozent, dem höchsten Wert unter den Kölner Gymnasien.
Beim ersatzlosen Unterrichtsausfall an Gesamtschulen, liegen die Kölner Einrichtungen etwa im Landesdurchschnitt von 7,8 Prozent. Die Gesamtschule Rodenkirchen kommt auf 6,7 Prozent, Holweide auf 7,2 und die Heinrich-Böll-Gesamtschule auf 7,8.
Unterricht in besonderer Form
Das Ministerium hat neben dem ersatzlosen Ausfall von Stunden auch erfasst, in wieweit der Unterricht gemäß Stundenplan erteilt wurde und wie oft es Abweichungen gab. Hier liegt beispielsweise das Gymnasium Thusneldastraße unter dem Landesdurchschnitt. Lediglich 72,3 Prozent des Unterrichts in der Oberstufe fanden dort 2023/24 nach Plan statt. Der Anteil des Unterrichts „in besonderer Form" betrug 10,3 Prozent und lag damit erheblich über dem Landesdurchschnitt von 5 Prozent.
Ein schlechtes Zeichen? Das sieht Schulleiter André Szymkowiak ganz und gar nicht so: „Die Ausfälle von Regelunterricht an unserer Schule sind zum Teil auf unser besonderes Schulprofil zurückzuführen. Sie sind nicht per se etwas Schlechtes. Wir bieten mit unseren Partnerschaften mit Namibia und Spanien außergewöhnlich viele Fahrten an. Auch gibt es Tauch- oder Skifahrten. Hinzu kommt, dass unserer Lehrerschaft sich häufig fortbildet. Auch das kommt den Schülerinnen und Schülern zugute und ist letztlich für den Regelunterricht wieder wertvoll und wichtig.“
Auch wenn Eltern jetzt die Unterrichtsausfallstatistik nachlesen können, hilft das meist nur bedingt weiter. Das sieht auch Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Köln so: „Der reine Prozentsatz von Unterricht in besonderer Form sagt noch nichts über die Qualität aus. Außerschulische Veranstaltungen oder Projekttage können ja eine sehr unterschiedliche Qualität haben. Ich wüsste gerne, wie die personelle Ausstattung, der Sozialindex einer Schule und der Unterrichtsausfall zusammenhängt. Klar ist ja, dass eine Schule, die eine höhere personelle Ausstattung hat, auch eher Krankheitsausfälle auffangen kann.“