Projekte auslagernDüsseldorf soll beim Kölner Schulbau helfen

Das Gebäude der auslaufenden Theo-Burauen-Realschule am Severinswall soll abgebrochen und eine neue Gesamtschule sowie zwei Turnhallen gebaut werden.
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Köln – Manchmal muss man über den Tellerrand schauen, um neue Wege zu erkennen. Im Fall des Sonderprogramms für 15 Schulbauprojekte richtete die Stadt den Blick jetzt rheinabwärts. Im Gespräch mit den Ratsvertretern stellte Florian Dirszus, in Düsseldorf verantwortlich für die schulischen Hochbaumaßnahmen, das „Düsseldorfer Modell“ vor.
2015 wurde dort die Immobilien Projekt Management Düsseldorf GmbH als 100-prozentige Tochter der Stadt ins Leben gerufen. Diese ist zusätzlich zum Amt des Gebäudemanagements und der Schulverwaltung tätig, es kann parallel gearbeitet werden.
In einer Pilotphase sollen dort erst einmal 15 Schulbaumaßnahmen umgesetzt werden, in einer Zeit von fünf Jahren, also bis 2020. Zu den Maßnahmen gehören ebenso Neu- wie auch Erweiterungsbauten, aber auch Ausbau und Sanierung bestehender Schulgebäude.
Vergabe unterliegt nicht Stadtrichtlinien
Dabei ist die IPM von der konzeptionellen Entwicklung über die Finanzierungsplanung sowie Bau- und Projektmanagement bis zum Controlling zuständig. Zur Beschleunigung führt vor allem, dass die Gesellschaft nicht den Vergabevorschriften der Stadt unterliegt, zentral in einem Projekt gearbeitet wird und keine Abstimmung mehrerer Ämter nötig ist.
Gerade das sind Punkte, an denen es in Köln – neben dem chronischen Personalengpass – besonders hapert. Die Zeitschienen, die sich durch die notwendigen Absprachen der verschiedenen Ämter ergeben, sind angesichts der aktuellen Situation nicht mehr hinnehmbar.
28 neue Schulen sieht die Bildungsverwaltung bis 2030 vor. „Davon 18 so schnell wie möglich, spätestens bis 2025“, hatte Schuldezernentin Agnes Klein bereits Ende des vergangenen Jahres betont. Hinzu kommen nach Möglichkeit 16 Erweiterungen bis 2020, zudem 20 Sondierungen weiterer nötiger Standort-Optionen.
Eine eigene GmbH als Rahmenbedingung für ein effizientes Arbeiten soll geprüft werden. Vielmehr aber geht es um den Blick, wie man schnell etwas realisieren kann. Die Gebäudewirtschaft soll beim Schulbau entlastet, die Planung effizienter gestaltet werden.
Die 15 Schulbauprojekte an elf Standorten, die dem Rat im Rahmen des Sonderprogramms vorgeschlagen werden werden, sollen vor allem erst einmal eines: Schnell zusätzliche Schulplätze schaffen. Und zugleich den Wegfall von bestehenden Schulplätzen verhindern.

Die geplanten Erweiterungsbauten sollen am Barbara-von-Sell-Berufskolleg Platz für 3130 Schüler bieten.
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Die jetzt vorgeschlagenen Baumaßnahmen sollen von „Totalunternehmern“ geplant werden, beziehungsweise von Generalunternehmern errichtet werden. Bauherr würde die Stadt bleiben, der Totalunternehmer würde im Rahmen eines Projektvertrages alle Planungs- und Ingenieurleistungen sowie die baulichen Ausführungen übernehmen.
Kritik von der Handwerkskammer
Kritik an den 15 Schulbauprojekten kommt vor allem von der Handwerkskammer. „Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit zu einer mittelstandsfeindlichen Vergabe von 15 Schulbauprojekten an Generalunternehmer oder Generalübernehmer“, sagt Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Er sieht in den Plänen der Stadt einen „Verstoß gegen die Mittelstandsinitiative“, sie seien „eindeutig mittelstandsfeindlich“. „Schulen können im Fachlosverfahren innerhalb von drei Jahren gebaut werden, aber nur dann, wenn man auch beginnt und nicht ein Jahr diskutiert“, so Weltrich.
Allerdings sind die 15 Maßnahmen des Sonderprogramms auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Insgesamt sind derzeit bei der Gebäudewirtschaft 203 Generalinstandsetzungen, Neu- und Erweiterungsbauten angemeldet. Daher sieht die Stadt in ihrem Vorgehen auch keine grundsätzliche Abkehr von der klassischen Fachlosvergabe. „Aus dem Gesamtportfolio der über 200 anstehenden Schulbaumaßnahmen wird ein erheblicher Teil auf diesem Wege auf den Markt gebracht“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.
Schulbauprojekte in Köln
Folgende Pläne sind vorgesehen:
Erweiterungsbau für Königin-Luise-Gymnasium für zusätzlich 195 Schülerplätze, zudem Generalinstandsetzung von Trakt A und B.
Erweiterungsbau für Integrierte Gesamtschule Innenstadt, Frankstraße, für die Sekundarstufe 1.
Abbruch und Neubau des Schulgebäudes der Gesamtschule sowie von zwei Turnhallen.
Neubau des Schulgebäudes mit Zweifach-Sporthalle mit zusätzlich 200 Schülerplätzen der Ernst-Moritz-Arndt-Schule, evangelische Grundschule Mainstraße.
Erweiterungsbau für den Ganztagsbetrieb sowie eine Dreifachturnhalle für das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium.
Neubau Gymnasium Zusestraße für insgesamt acht Züge mit 790 Schülerinnen und Schülern mit Dreifachturnhalle und einer Interimslösung ab 2018/19.Errichtung eines Erweiterungsbaues für den Ganztagsbetrieb des Dreikönigs-Gymnasiums.
Gemeinschaftsgrundschule Kretzerstraße mit Errichtung eines Erweiterungsbaus für zusätzlich 100 Schülerplätze und Generalinstandsetzung der Turnhalle.
Barbara-von-Sell-Berufskolleg und Edith-Stein-Realschule mit der Planungsaufnahme zur Errichtung von Erweiterungsbauten und einer Dreifachsporthalle für insgesamt 486 Realschüler und 3130 Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg.
Gemeinschaftsgrundschule Am Altenberger Kreuz/Siegburger Straße mit einem Neubau für eine zweizügige Grundschule mit Turnhalle auf dem Grundstück auf dem Sandberg für zusätzlich 200 Schülerinnen und Schüler.