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EingangsuntersuchungKölner Schulärzte stellen Auffälligkeiten bei Vorschulkindern fest

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kind zeichnet bei einer Schuleingangsuntersuchung ein auf einem Zettel abgebildetes Kreuz ab.

Wegen der Corona-Pandemie fielen auch in Köln viele Schuleingangsuntersuchungen aus. 

Die Schuleingangsuntersuchungen des Gesundheitsamtes zeigen die Folgen der Corona-Pandemie: Vorschulkinder haben öfter motorische und soziale Auffälligkeiten.

In Köln werden jedes Jahr rund 10 000 Kinder eingeschult. Alle von ihnen werden im Vorfeld von einer Ärztin oder einem Arzt des Gesundheitsamtes untersucht, so sieht es das Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen vor. Alle Kinder? Durch die Corona-Pandemie wurden im Schuljahr 2021/2022 in Köln nur 25 Prozent aller Erstklässler auf ihren Entwicklungsstand hin untersucht. Im laufenden Schuljahr waren es 75 Prozent. Priorisiert wurden dabei angehende Erstklässlerinnen und Erstklässler von 46 Kölner Grundschulen. Ausgewählt wurden diese mit Blick auf den Schulsozialindex an Orten mit dem höchsten Förderbedarf. An allen weiteren Grundschulen wurden diese Kinder ebenfalls priorisiert untersucht.

Nachuntersuchungen wenig nachgefragt

„Für das kommende Schuljahr streben wir wieder die 100 Prozent an“, sagt Barbara Treunert, Sachgebietsleiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes. Eltern haben zwar immer noch die Möglichkeit, ihre Kinder nachuntersuchen zu lassen – angenommen wurde diese Möglichkeit bisher jedoch nur wenig, so Treunert. Nur 133 Nachuntersuchungen waren es in den vergangenen Monaten.

25 Schulärztinnen und -ärzte arbeiten im Gesundheitsamt. Während der Pandemie wurden viele von ihnen in die Kontaktnachverfolgung und andere Corona-Abteilungen abgeordnet. In den Schuleingangsuntersuchungen führt das medizinische Personal normalerweise einen Seh- und Hörtest durch und ermittelt Gewicht und Größe. In standardisierten Verfahren müssen die Kinder unter anderem auf einer Tafel Bälle zählen, Formen nachzeichnen oder seitwärts hüpfen. „Wir schauen auf die Fein- und Grobmotorik, ob sie einen Stift halten können, überprüfen die Aufmerksamkeit und die Sprache der Kinder“, erklärt Barbara Treunert.

Barbara Treunert lächelt in die Kamera.

Barbara Treunert, Sachgebietsleiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes

Auffallend ist auch, dass viele Kinder Probleme mit der Motorik haben, was sicher an fehlenden Bewegungsangeboten liegt.
Barbara Treunert, Gesundheitsamt Köln

Dass die Zeit der Pandemie ihre Spuren hinterlassen hat, sehen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen dabei in vielen der Schuleingangsuntersuchungen. „Durch fehlende Bezüge zu Gleichaltrigen haben viele Kinder Schwierigkeiten, sich in einer Gruppe anzupassen“, so die Kinderärztin. Das melden vor allem Kindergärten und Grundschulen dem Gesundheitsamt zurück.

„Auffallend ist auch, dass viele Kinder Probleme mit der Motorik haben, was sicher an fehlenden Bewegungsangeboten liegt.“ Was ebenfalls auffällig sei: Sogar einfaches Treppensteigen sei für viele Vorschulkinder schwierig. „Das ist noch nicht mal Teil der Untersuchungen, aber wir sehen es, wenn die Kinder zu uns ins Gesundheitsamt kommen“, sagt Treunert. Durch weniger Sport und ungesunde Ernährung sei auch die Gewichtszunahme erhöht – konkrete Zahlen stehen dabei allerdings noch aus. Auch der Medienkonsum wird in den Untersuchungen bei den Eltern abgefragt. „Da zeigt sich auch, dass die Tendenz steigend ist“, sagt Treunert.

Die Bezeichnung „schulreif“ würde Barbara Treunert allerdings am liebsten streichen. „Das gibt Kindern gleich einen Stempel, sie gehen ja alle zur Schule“, so die Kinderärztin. Manche seien fitter, manche brauchen etwas mehr Unterstützung. Hat ein Kind Förderbedarf, wird das nach der Untersuchung vermerkt. „Wir geben den Schulen die Informationen, worauf sie nach der Einschulung achten sollten.“