Pilotprojekt „Ring frei“ startetEigene Fahrbahn für Radfahrer und Tempo 30 für Autos
Köln – Es ist ein nahezu perfektes Geburtstagsgeschenk für die Aktion „Ring Frei“. „Fast auf den Tag genau vor drei Jahren haben wir unser Begehren gestartet“, sagt Reinhold Goss. Mehr Raum für das Fahrrad und mehr Platz zum Flanieren wollte „Ring frei“. Zumindest mehr Platz fürs Rad gibt es nun zwischen Zülpicher Platz und Lindenstraße. Dort hat Verkehrsdezernentin Andrea Blome und Amtsleiter Klaus Harzendorf am Donnerstag den Fahrradstreifen auf der Fahrbahn offiziell für die Radler frei gegeben.
Ampel musste erneuert werden
So viel Einigkeit war selten zwischen der Fahrradlobby und der Stadtverwaltung: „Heute ist ein großer Tag der Freude“, sagt Christoph Schmidt Vorsitzender des ADFC Köln. „Ich freue mich über das Pilotprojekt“, sagt Goss. Natürlich, hier und dort könnten sich beide noch Verbesserungen vorstellen. Doch mit dem, was umgesetzt wurde, können sie gut leben.
Umgesetzt wurde neben dem Fahrradstreifen auf der Fahrbahn, der den Autofahrern genommen wurde, eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer. Die Ampelanlagen auf dem Abschnitt wurden erneuert. Die alten Ampeln stammten aus dem Jahr 1988. Mit der Technik von vor 30 Jahren ließ sich noch nicht einmal eine 30-km/h-Zone einrichten. Die neuen Ampeln hingegen werden auf den modernen Verkehrsgroßrechner geschaltet und sind schon mit einem neuen Anstrich versehen, auf dem kein Aufkleber und kein Graffito mehr hält.
Polizei und Ordnungsamt kontrollieren verstärkt
Auch in den Seitenstraßen hat sich etwas getan. Beispielsweise auf der Schaevenstraße dürfen Radler nun gegen die Einbahnstraße fahren. Zudem: In dem Abschnitt auf den Ringen wurden 48 Kurzzeitparkplätze in 26 Flächen fürs Laden und Liefern umgewandelt. Zusätzliche 22 Kurzparkflächen dienen nun 234 Fahrradstellplätzen als Grundlage.
„Noch müssen sich aber alle an alle gewöhnen“, räumt Blome ein. Immer noch fordern Autofahrer wutschnaubend Radfahrer auf, die Straße zu verlassen. Die umgewandelten Stellflächen werden weiterhin als Parkplätze genutzt. Lieferanten parken in der Folge „wie gewohnt“ in der zweiten Reihe. Die neue Geschwindigkeitsbegrenzung legen viele Autofahrer großzügig aus. „Polizei und Ordnungsamt werden nun verstärkt kontrollieren“, verspricht Harzendorf.
Pilotprojekt ist der Abschnitt, weil die Stadtverwaltung in den kommenden Monaten beobachten will, wie sich die Verkehre zwischen Zülpicher Platz und Lindenstraße aufeinander einpendeln. Auf dem Theodor-Heuss-Ring ist das Projekt zwar direkt eingeführt worden. Und auch auf Höhe der Ulrepforte soll es keine Testphase geben. Auf dem Hohenzollernring ist allerdings der Verkehr dichter und seine Führung verzwickter.
Gekostet hat die Umsetzung rund 650.000 Euro. Den Bärenanteil an den Kosten haben die neuen Ampelanlagen mit 570.000 Euro.