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Vegane Kleinserie statt MassenwareKölner Produktdesignerinnen produzieren nachhaltige Kerzen

Lesezeit 3 Minuten
Pia Bonnen (l.) und Christine Radermacher

Alles in einer Hand behalten Pia Bonnen (r.) und Christina Radermacher bei der Produktion ihrer Produkte in Kleinserien.

Die beiden Frauen wollen mit ihrer Manufaktur „Bo.Macher“ kommerzieller Massenware und Deko-Chichi Nachhaltiges entgegensetzen.

Können Kerzen nachhaltig sein? Eine Frage, die zwei Kölner Produktdesignerinnen Kopfzerbrechen bereitet hat. Wenn im Sommer die Design-Passagen nach der Corona-Zwangspause wieder Besucherströme locken, wird bei einer der Ausstellungen eine kleine Kerze made in Cologne ihren großen Auftritt haben. Ihr Name: „Wax“.

Pia Bonnen und Christina Radermacher bereiten gerade die Inszenierung für eines ihrer ersten Produkte vor. Auf den ersten Blick sieht man dem veganen Modell mit dem wellenförmigen Relief nicht an, was in ihm steckt: Rapswachs aus einem lokal nachwachsenden Rohstoff. „Das finden wir ökologisch besser als aus Erdöl gewonnenes Paraffin. Und Bienenwachs kam als tierisches Produkt für uns auch nicht infrage“, erklären die Gestalterinnen. Das Produkt steht für das Gesamt-Konzept der 28- und 31-Jährigen, die sich unter dem Namen „Bo.Macher“ 2021 selbstständig machten.

Eine Kerze in Form eines Us.

Eine Kerze aus Rapswachs, einem lokal nachwachsenden Rohstoff.

Sie wollen kommerzieller Massenware und Deko-Chichi mit ihrer Zwei-Frau-Manufaktur Nachhaltiges entgegensetzen. Alles aus ihrer Hand: Produkte für den Alltag werden in Eigenregie entworfen, Prototypen in der Werkstatt möglichst aus nur einem einzigen Material gefertigt, in Kleinserien produziert. „Die Produkte sollen umweltfreundlich und qualitativ hochwertig sein, einfach recycelbar, zeitlos und möglichst langlebig. Ästhetik mit Funktion“, erklären sie ihren Anspruch.

Bei der Langlebigkeit von „Wax“ sind allerdings Abstriche zu machen: „Anfangs haben wir auch darüber nachgedacht, ob Kerzen überhaupt nachhaltig sein können, schließlich brennen sie ja ab. Aber es handelt sich um ein besonderes Objekt aus einem hochwertigen Material, das für besondere Anlässe angezündet wird“, so die Freundinnen.

Kerzen aus Rapswachs sind relativ klein

Sie studierten in Aachen an der FH Produktdesign, Christina Radermacher absolvierte danach einen Masterstudiengang an der International School of Design der TH Köln. Während Corona wurde der Entschluss gefasst, gemeinsame Designsache zu machen – neben ihren Beschäftigungen im Interior-Bereich und Ausstellungsdesign. Kerzen aus Rapswachs seien relativ klein, gut zu fertigen und zu verschicken, dachte sich das Duo – theoretisch. In der Praxis mussten sie einiges überdenken.

Die Gussformen waren „enorm nervig“ mit dem flüssigen Wachs zu befüllen, Lieferengpässe und Qualitätsmängel beim Raps-Rohstoff und andere Herausforderungen waren zu bewältigen. Die Kleinserien möchten „Bo.Macher“ auch selbst verwalten können, sie setzen deswegen auf nur wenige Ansprechpartner, auch um die Kosten für die Herstellung der Alltagsprodukte überschaubar zu halten. Die Handschriften der Gestalterinnen ergänzen sich: „Bei mir ist alles eher gradlinig“, beschreibt Pia Bonnen ihren funktionalen Stil und zeichnet mit Gesten die Umrisse ihrer zylindrischen Blumenvase „IO“ aus Keramik in die Luft. Verschiedene Aufsätze für Öffnungen und Höhen machen das Produkt vielseitig wandelbar. Radermacher lässt ihre Vorliebe für organischere Formen und das Experimentieren mit neuen Materialen in die Teamarbeit mit einfließen. Der Rahmen „Gloomy“ zum Beispiel schmiegt sich wie eine Pflanze aus schwarzem MDF um ein Bild oder einen Spiegel.

„In der Designszene unterstützt man sich“

Die jungen Gründerinnen schätzen den Designstandort Köln. „Es macht Spaß, Gestalten ist unser Ding! Und hier unterstützt man sich in der Designszene gegenseitig sehr!“ Dabei mögen Beide auch die weniger schönen Ecken und Kanten der Stadt: „Der Barbarossaplatz ist zwar hässlich, aber auch dort gibt es interessante Dinge zu entdecken: zum Beispiel den dort ausgehängten runden KVB-Fahrplan, den ein Freund entworfen hat!“ Privat richten sich die Produktdesignerinnen in ihren Wohnungen gern nach der Devise „Mix-and-Match“ ein, Funktionales trifft auf geliebte Dinge wie Radermachers „witzige, aber ultraunpraktische Teetasse“. Ihr Tipp: „Beim Einrichten sollte man sich Zeit lassen, in Ruhe ein Lieblingsstück auswählen und investieren, die Freude daran hält dann auch länger.“

Die Produkte von „Bo.Macher“ sind im Fachhandel und über den Online-Shop der Homepage erhältlich.