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Kölner LebensretterinAmelie Enders spendet Knochenmark für französisches Mädchen

Lesezeit 3 Minuten

Das Knochenmark für das französische Mädchen ließ sich Amelie Enders in der Mediapark-Klinik entnehmen.

Köln – Als Amelie Enders vor fünf Jahren mit einem Wattestäbchen einen Abstrich ihrer Wangenschleimhaut machte, wusste sie noch nicht, dass sie damit vielleicht mal ein Leben retten würde. Damals war sie noch Schülerin am Gymnasium in Rodenkirchen. Nach einer Informationsveranstaltung ließ sie sich spontan als Spenderin für stammzelle registrieren. Heute ist sie überglücklich, dass sie gebraucht wurde: Die 22-jährige Kölner Psychologiestudentin hat vor zwei Wochen Stammzellen für ein Mädchen in Frankreich gespendet. „Als feststand, dass ich am besten passe und vielleicht ein Leben retten kann, spürte ich nichts als die Wirkung lauter Endorphine“, sagt Amelie.

Es sei damals im November 2014 gar keine Frage gewesen, bei der Registrierung mitzumachen. Man könne so Leben retten. Und die Bedeutung kennt sie aus ihrer Familiengeschichte: „Meine Oma ist sehr früh an Leukämie gestorben. Ich habe sie gar nicht kennen gelernt.“

Unbedingt die Empfängerin kennenlernen

Bei Amelie wurden nicht wie bei etwa 80 Prozent der Spender Stammzellen aus der Blutbahn entnommen. Der behandelnde Arzt der französischen Patientin hatte sich Knochenmark aus dem Beckenknochen gewünscht, das unter Vollnarkose in der Mediapark-Klinik entnommen wurde. „Es hat ein paar Tage an der Stelle weh getan“, sagt sie. Aber heute, zwei Wochen später, sei davon nichts mehr zu spüren. Hinterher habe es nur positive Reaktionen gegeben. Einige Freunde hätten sich registrieren lassen.

Amelie Enders weiß, dass die französischen Regeln für den Datenschutz es nicht zulassen, ihre Empfängerin kennen zu lernen. „Es ist irgendwie unbefriedigend, nicht zu wissen, ob es geklappt hat, zu erfahren, wie es ihr geht.“ Aber die Studentin will nicht locker lassen. Sie wolle es auf jeden Fall im „anonymisierten“ Verfahren versuchen, um an Informationen zu kommen. Im Moment sei es noch zu früh, aber irgendwann werde sie der Empfängerin über die DKMS einen Brief schreiben, wolle ihr sagen, dass sie hoffe, dass es „ihr gut geht“. Amelie will ihr auch mitteilen, warum sie sich registrieren ließ und wie es ihr mit der Spende ergangen ist.

Schon 42 Kölner haben ein Leben gerettet

In Köln sind mehr als 96 000 Menschen bei der DKMS registriert, 1000 haben schon gespendet. Schulen können sich kostenlos Material besorgen oder Spender einladen, damit diese von ihren Erfahrungen berichten. 5501 Schülerinnen und Schüler wollen Spender sein, 42 haben so bereits Leben gerettet.

Mit Amelie Enders registrierten sich 156 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Rodenkirchen für eine Stammzellenspende. Dabei gebe es in den ersten zehn Jahren nach der Registrierung nur bei einem Prozent einen Treffer, sagt Sabine Henrich von der DKMS. Aus der Schulaktion aus dem Jahr 2014 ist Amelie die Erste. Das freut auch Kristina Grodau, die Lehrerin an Amelies früherer Schule. Sie organisiert das traditionelle jährliche Benefizlesen, bei der die Schüler in Anbindung an den Biologieunterricht über die Zusammensetzung des Blutes, aber auch über die Krankheit Leukämie informiert werden.

Pro Seite kann Geld gesammelt werden

Beim Benefizlesen haben die Kinder etwa drei Monate lang Zeit, so viele Buchseiten wie möglich zu lesen und dafür pro Seite von Freunden und Verwandten Geld einzusammeln. Amelie würde gerne in ihrer alten Schule über ihre Erfahrungen als Spenderin berichten und eine neue Registrierungsaktion starten. Direktorin Almuth Roselieb findet die Idee gut. Vielleicht böte sich die Auftaktveranstaltung für das nächste Benefizlesen an.