Kneipenkarneval in KölnSo gehen die Inhaber mit den Schutzverordnungen um
Köln – Die Vorfreude auf die Eröffnung der Karnevalsession am 11. November ist bei einigen Wirten schon verflogen. „2G & Heidewitzka war der Plan!“, schreiben die Inhaber der Gaststätte Wirtz in der Südstadt. Doch sie werden auf den Kneipenkarneval verzichten, denn „aufgrund der aktuell steigenden Zahlen können wir nicht zu 100 Prozent für eure und unsere Sicherheit sorgen“, so die Begründung. Einen Tag später hat auch die „Bagatelle“ in der Südstadt nachgezogen. „Wir können es uns nicht erlauben, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem 11.11. gesammelt mit einer roten Warn-App nach Hause gehen oder sogar einzelne Infektionen auftreten“, heißt es.
„Bleibt zu Hause. Bleibt gesund“
Zwar ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder zurückgegangen und liegt nun bei 151,5, doch in den vergangenen Tagen hatte das Infektionsgeschehen stark zugenommen. Kölns Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow warnt entsprechend vor vollen Kneipen zum Sessionsstart: „Mein Ratschlag: Bleibt zu Hause. Bleibt gesund“, so Zastrow.
Denn auch eine Corona-Schutzimpfung schützt nicht vor einer Infektion, mildert aber die Folgen. Die Quote der sogenannten Impfdurchbrüche liegt in Köln bei etwa 35 Prozent. Am Freitag will der Krisenstab der Stadt eine Allgemeinverfügung erlassen und die Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes noch einmal verdeutlichen. „Verschärfungen sind bislang nicht vorgesehen“, so die Stadt.
Wie werden die Schutzverordnungen umgesetzt?
Ein „höchst interessanter Tag“ wird es werden, der Elfte im Elften. In jeder Beziehung, und vor allem in gastronomischer. Da ist sich der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, Mathias Johnen, sicher. Weniger sicher ist er sich, wie die Betreiber, Inhaber und Pächter mit den Schutzverordnungen von Stadt und Land umgehen werden. Ein „indifferentes Bild“ sei da gerade im Entstehen, ein klassischer Trend nicht erkennbar – „da ist ordentlich Bewegung reingekommen“.
Wenn, wie angedacht, an neuralgischen Punkten etwa im Kwartier Latäng der Zugang über „3G“ geregelt werde, würden dies seiner Ansicht nach wohl auch die meisten Wirte übernehmen. Sicher aber nicht alle, Johnen schätzt, dass gut ein Viertel der Betriebe gar nicht erst aufmacht. Oder andere Wege findet. „Wir müssen alle sensibel und vernünftig mit dem Thema umgehen“, mahnt er. Aber was heißt das? Dass diejenigen, die sich morgens gut angebrütet aus dem Umland auf den Weg machen, gar nicht erst zu den Hotspots gelangen? „Es stellt sich schon die Frage, ob man die in Köln wirklich braucht“, meint er vorsichtig. Andererseits wisse derzeit noch niemand, wohin die Reise letztendlich gehen wird.
Zeitfenster für den Einlass und 10-Liter-Fässer
Das „Haus Unkelbach“ in Sülz vermeldete unlängst „ausverkauft“. Alle Tickets für den Tag der Sessionseröffnung waren recht schnell vergeben. Hier gilt allerdings die 3G-plus Regelung. Um lange Warteschlangen zu vermeiden, wurden mit den Karten auch Zeitfenster für den Einlass vergeben. Einen Spontanverkauf werde es nicht geben. Da auch das Haus Unkelbach nicht von dem Personalrückgang während der Corona-Pandemie verschont geblieben ist, hat sich Inhaber Alexander Manek folgendes überlegt: „Wir verkaufen überwiegend Zehn-Liter-Fässchen“. Natürlich werde es auch einzelne Kölsch geben, aber mit den Fässchen würde dafür gesorgt, dass die Gäste länger versorgt seien und die Köbesse weniger laufen müssen.
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Die Ambivalenz der Lage ist auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn bewusst. Immer wieder hat er zuletzt betont, wie groß der Feier-Nachholbedarf bei vielen Karnevalisten ist. Ebenso verwies er auf die enormen Anstrengungen zur Kontrolle der 3G-Regel in der Altstadt.
Die Feierlaune vieler Gäste spürt auch Chris Epting, Inhaber des Petersberger Hofs in Klettenberg. „Viele haben wieder Lust zu feiern. Wir richten uns nach dem, was wir dürfen und was die Gäste verantworten können“, sagt Epting. Er hat sich ebenfalls für die 3G-Regelung entschieden.
Epting und viele andere Wirte wollen ihre Läden jedoch mit Bedacht füllen. „Viele Wirte sind zurückhaltender. Die Leute sollen sich nicht stapeln, ansonsten sind die Sicherheitsvorkehrungen so sorgsam wie in allen anderen Jahren auch“, sagt Till Riekenbrauk, Vorstandsmitglied der IG Gastro.