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Kölner KlinikenGeschäftsführer Lovenfosse-Gehrt entlassen

Lesezeit 3 Minuten

Roman Lovenfosse-Gehrt muss seinen Posten räumen.

Köln – Seit 2010 leitete er als Geschäftsführer die städtischen Kliniken, nun wird Roman Lovenfosse-Gehrt (53) mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Wie berichtet, hatte der Aufsichtsrat diesen Schritt auf Vorschlag der Kämmerei am 9. April einstimmig empfohlen. Am Freitagabend befasste sich der Finanzausschuss des Stadtrats in einer nichtöffentlichen Sondersitzung mit der Personalie. Einen formalen Beschluss gab es dazu nicht – doch gegen die von der Kämmerei zu vollziehende Abberufung regte sich auch kein Widerstand unter den Ratspolitikern. Lovenfosse-Gehrt erhält nun die ordentliche Kündigung, sie wird nach neun Monaten wirksam.

Außerdem solle auch die Option einer fristlosen Kündigung offen gehalten werden für den Fall, dass sich konkretes Fehlverhalten nachweisen lasse, erfuhr die Rundschau aus Kreisen des Gremiums. In der Debatte sei klargestellt worden, dass es keinen Aufhebungsvertrag mit dem Ex-Geschäftsführer geben werde, der ihn von seinen Haftungsverpflichtungen freistelle.

Verheerendes Zeugnis

Das Votum des Aufsichtsrats basiert auf einem Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die im Auftrag der Stadt ein Sanierungsgutachten zu den Kliniken erstellt. Der Bericht, der der Rundschau vorliegt, könnte dramatischer kaum sein. Katastrophales Missmanagement, einsame Entscheidungen, mangelnde Transparenz, Verlust der Unternehmenskultur – die Liste der gegen Lovenfosse-Gehrt erhobenen Vorwürfe ist lang.Laut Ernst & Young lagen die Verluste der Kliniken 2017 bei rund 11,2 Millionen Euro und damit 4,5 Millionen Euro höher als erwartet. Dazu komme „ein sich verhärtendes Risiko“, dass die Kliniken Forderungen gegenüber Krankenkassen in Höhe von rund zehn Millionen abschreiben müssen.

Millionen im Minus

Im laufenden Jahr hat sich die dramatische Lage noch weiter verschärft. Laut einer Mitteilung von Kämmerin Gabriele Klug an den Ausschuss, die der Rundschau vorliegt, betrug das Defizit der Kliniken Ende Februar bereits 4,8 Millionen Euro – geplant war ein Minus von 5,0 Millionen für das gesamte Jahr. Trotz eines Ergebniseinbruchs im vierten Quartal 2017 habe die Geschäftsführung noch Ende Januar erklärt, das Planergebnis für 2017 halten zu können, berichtet Klug. Erst bei einem auf Wunsch des Aufsichtsratsvorsitzenden und der Kämmerei angesetzten Gespräch am 22. Februar habe die Geschäftsführung offenbart, dass es finanziellen Risiken in Höhe von rund 25 Millionen Euro gebe.Als Lovenfosse-Gehrt sein Amt 2010 antrat, betrug das Eigenkapital der Kliniken Köln GmbH 65 Millionen Euro, jetzt ist davon nichts mehr übrig. Die hohen Verluste hatte er mit unzureichender Unterstützung des Landes bei Investitionen und zuletzt auch mit Abrechnungsrückständen aufgrund krankheitsbedingter Personalengpässe begründet.

Dem halten die Prüfer von Ernst & Young entgegen, es mangele „an einem strukturierten und ausreichend konkretisierten Sanierungsplan, der der Situation angemessen ist“. Die 48 Maßnahmen eines KPMG-Gutachtens von 2016 würden von der Geschäftsführung „nicht in der notwendigen Stringenz verfolgt“. Das Controlling sei zur Steuerung des Betriebs unangemessen, die Liquiditätsplanung „für Unternehmen dieser Größe und Krisensituation nicht adäquat“. Es existiere „keine angemessene Personalplanung“, Personalentscheidungen würden intransparent getroffen.

Unzufriedene Mitarbeiter

In der Folge herrsche „Unzufriedenheit und Verunsicherung unter den Mitarbeitern“, die sich in einer zunehmenden Fluktuation auf der Führungsebene niederschlage. Von einer „Abwertung der Unternehmenskultur“ ist die Rede. Binnen drei Jahren nahmen die kaufmännische Direktorin, der Pflegedirektor, sechs Abteilungsleiter, der Leiter der Zentralapotheke sowie die Pflegedienstleitung in Merheim und Holweide ihren Hut. Die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sei „durch anwaltliches beziehungsweise gerichtliches Vorgehen geprägt“. Auch gebe es Beratungsaufträge mit einem Volumen von über zwei Millionen Euro, deren Nutzen „teilweise nicht transparent“ sei, so die Prüfer.

Bei der Auswahl einer Interimsgeschäftsführung will der Finanzausschuss jetzt in alle weiteren Schritte eng eingebunden werden. Den Vorwurf, sie habe die Finanzpolitiker nicht zeitnah und umfassend über die dramatische Lage der Kliniken informiert, wies Kämmerin Gabriele Klug zurück.