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Kölner im InterviewDr. Petra Hesse erzählt von ihrer Leidenschaft für Schuhe

Lesezeit 6 Minuten

Gute Pflege und ein Schuhmacher ihres Vertrauens – wie Helmut Münch in seiner Ehrenfelder Werkstatt – sind Dr. Petra Hesse für ihre Schuhe wichtig.

Köln – In unserer Interviewreihe „Das andere Gespräch“ sprechen prominente Kölner über ein Thema ihrer Wahl, das allerdings nichts mit ihrem Beruf zu tun haben darf. Bianca Pohlmann sprach mit Dr. Petra Hesse, Direktorin des Museums für Angewandte Kunst Köln (MAKK), über eine besondere Leidenschaft.

Worüber wollen Sie heute sprechen?

Am liebsten über Schuhe.

Welche Bedeutung haben Schuhe für Sie?

Spaß an Schuhen habe ich schon immer gehabt, intensiviert wurde es noch durch die berufliche Laufbahn. Denn ich bin als Kunsthistorikerin spezialisiert auf den Bereich Mode und Textil. Und da hat man dann auch Leidenschaften, und das sind bei mir die Accessoires. Und bei den Accessoires besonders die Schuhe, einfach aus dem Grund, weil es Objekte sind, die wunderbar anzusehen sind, über alle Epochen hinweg. Für mich haben Schuhe die größte Ausdruckskraft einer Persönlichkeit. Und wer Schuhe liebt, der kauft auch gerne Schuhe.

Sie lieben und kaufen auch privat gerne Schuhe?

Eigentlich bräuchte man ja nur ganz wenige Schuhe und könnte diese so lange tragen, bis sie aufgetragen sind und sich dann neue kaufen. Für jemanden, der einen Schuhtick hat, ist das kein Argument. Man sieht irgendwo Schuhe, verliebt sich in diese und wenn sie dann passen, – und man es sich leisten kann –, kauft man sie.

Würden Sie sagen, dass sie einen Schuhtick haben?

Also Schuhtick klingt so negativ, ich würde eher von einer Leidenschaft sprechen. Es gibt ja Menschen, die Schuhe richtig sammeln, nicht nur zeitgenössische, sondern auch historische, die sie einfach besitzen wollen. Ich sehe mich nicht als Sammlerin, ich möchte die Schuhe auch immer tragen.

Sind Sie ein bestimmter Schuh-Typ, also eher sportlich oder eher elegant?

Sportliche Schuhe sind eher weniger meins, ich bin nicht der Sneaker-Mensch und das Praktische steht auch nicht im Vordergrund. Was ich nicht trage, sind Schuhe mit Pfennigabsätzen, weil ich darin nicht laufen kann, aber sonst ist der Fächer ziemlich breit – sie müssen einfach gut aussehen. Plateauschuhe finde ich total super, und darin kann ich auch gut laufen. Wobei es für mich drei verschiedene Kategorien von Schuhen gibt.

Und die wären?

Das sind einmal Laufschuhe, in denen man auch richtig gut laufen kann, die auch nicht weh tun. Dann gibt es die Steh- und die Sitzschuhe. In Stehschuhen kann man nicht gut laufen, aber durchaus länger stehen. Die ziehe ich gerne zu Veranstaltungen an. Das heißt, ich gehe in anderen Schuhen hin, ziehe mir vor Ort die Stehschuhe für die Veranstaltung an. Dann gibt es die noch schlimmere Variante, in denen man nur wenig gehen und stehen kann, mit denen kann ich eigentlich nur sitzen.

Was macht für Sie einen guten Schuh aus?

Die Qualität des Leders und der Verarbeitung sehe ich mir schon genau an, dabei muss alles natürlich im Kostenrahmen bleiben. Es gibt zum Beispiel ein Paar Schuhe, das besitze ich seit 20 Jahren. Ich bin der Überzeugung, dass ein qualitativ guter Schuh länger hält. Wenn man ihn dann pflegt und einen guten Schuster hat, dann kann man ihn lange tragen. Aber unabhängig von der Qualität ist einfach immer die Optik entscheidend. Wenn der Schuh mir im Regal gefällt und dann auch noch am Fuß sitzt und zu mir passt, dann ist er es einfach. Und wenn der Schuh zu mir passt, dann ist er auch ein Spiegel meiner Persönlichkeit.

Inwiefern?

Ein Schuh gibt immer eine bestimmte Haltung vor, also wie ein Mensch sich bewegt. Ich bewundere Menschen, die in allen möglichen Formen von Schuhen professionell und leger laufen können, das ist schon eine Gabe. Das ist dann auch ein Ausdruck der Persönlichkeit. Manche Menschen mögen ganz unauffällige Schuhe, manche tragen lieber auffällige.

Dürfen es bei Ihnen auffällige Schuhe sein?

Meine Schuhe sind ganz unterschiedlich, manchmal ist weniger auch mehr. Sie müssen mich ganz einfach im Design überzeugen.

Haben Sie einen Lieblingsschuh?

Nein, das wechselt immer wieder. Man trägt einen Schuh eine Zeit lang immer wieder und andere geraten dabei in Vergessenheit. Dadurch, dass ich Schuhe eigentlich nie wegschmeiße, erst wenn sie ganz kaputt sind, entdecke ich sie immer wieder neu. Ich lasse mir zu den Schuhen immer die Kartons geben und sortiere sie nach Jahreszeiten. Die aktuellen stehen im Kleiderschrank, die anderen, die nicht zur Jahreszeit passen, stehen in Kartons auf dem Schrank.

Wie viele Schuhe haben Sie?

Ich weiß es gar nicht, aber ich habe viele. Gezählt habe ich sie noch nie. Aber ich weiß bei jedem einzelnen noch, wo ich ihn gekauft habe, was ich mit ihm verbinde.

Gibt es denn Lieblingsfarben?

Ich habe eigentlich viel mehr bunte Schuhe als schwarze, wobei ich immer nach schwarzen suche. Weil ich eigentlich immer einen schwarzen Allrounder suche, der zu allem passt, auch für die Arbeit gut ist. Aber dann komme doch wieder mit einer anderen Farbe aus dem Geschäft. Nur gelbe Schuhe habe ich nicht, weil ich die Farbe einfach nicht mag.

Gehen Sie eher gezielt Schuhe kaufen oder finden die Schuhe sie?

Auch das ist ganz unterschiedlich. Ich mag einen Ladenbummel und eigentlich gefällt mir das französische Wort dafür sogar besser – „lèche-vitrine“, das „Schaufenster abschlecken“, das trifft es sehr gut. Ich sehe mir Schuhe unheimlich gern an, sie haben so etwas skulpturales. Aber es geht natürlich auch das Turbo-Shoppen. Ich kann in ein Schuhgeschäft gehen, Schuhe sehen, anprobieren, kaufen. An Schuhen ist ja auch total cool, dass sie ein Kompensationsmittel sein können. Auch wenn man sich mal nicht so wohlfühlt oder vielleicht zugenommen hat, die Hose zu eng geworden ist – der schöne Schuh passt immer.

Schauen Sie bei anderen Menschen auf die Schuhe?

Ja. Wenn ich mich mit Freundinnen treffe, dann schauen wir oft als erstes auf die Schuhe der anderen. Jeder Mensch hat ja etwas, worauf er bei anderen Menschen achtet – ich schaue auf die Schuhe.

Gibt es den einen, besonderen Schuh, den Sie gerne hätten?

Vivienne Westwood macht tolle Schuhe. Oft sind es Provokationen, oder vielleicht erinnern Sie sich an das Bild der extrem hohen Plateauschuhe, mit denen Model Naomi Campbell umknickte. Ganz so hoch müsste das Paar nicht sein. Aber wenn ich einen Freischein hätte, dann würde ich mir einen Schuh von Vivienne Westwood holen.