Kölner „Zwitschermaschine“Schulstart in Helios-Schule vor verschlossenen Türen
Köln – Nicht einmal 24 Stunden vor Beginn des neuen Schuljahres in einem neuen Ausweichquartier erreicht den Leiter der Helios-Gesamtschule Dienstag die Hiobsbotschaft der Stadt: Wegen einer noch nicht vorliegenden baulichen Freigabe könnten die Schülerinnen und Schüler nicht wie geplant in die neuen Räumlichkeiten auf der zweiten und dritten Etage einziehen, teilte der Helios-Gesamtschulleiter Andreas Niessen der Rundschau mit. „Wir werden am ersten Schultag draußen starten.“
Interim vom Interim vom Interim: „Zwitschermaschine“
Noch am Montag hatte Niessen bei einem Ortstermin der Rundschau die Räumlichkeiten gezeigt. Das neue Interim vom Interim vom Interim liegt im Vogelsanger Gewerbegebiet: Die „Zwitschermaschine“ Am Wassermann 33, benannt nach einer Zeichnung von Paul Klee. Statt Büroangestellter sollen die Jahrgänge 7, 8 und 9 der Helios-Gesamtschule als erste Mieter zwei Etagen im hochwertigen, vom Bauunternehmen Wassermann errichteten Loftgebäude beziehen. Vieles ist getan, einiges offensichtlich noch nicht. Dass es bauliche Verzögerungen gebe, bestätigte die Stadt gestern der Rundschau auf Anfrage. Ihr lägen jedoch noch keine weiteren Informationen dazu vor, hieß es am Abend.
Zuvor waren die Jahrgänge vorübergehend im benachbarten „Snake“-Bürogebäude untergebracht und sollten diesen Mittwoch offiziell im Ausweichquartier Am Wassermann starten. „Es wurde in kurzer Zeit von Stadt und Wassermann sehr viel getan, um für uns gute und moderne Schulräume zur Verfügung zu stellen“, lobt Niessen noch am Montag beim Rundgang, vorbei an bodentiefen Fensterfronten, über edle Holzböden, auf Terrassen mit Blick auf Grünflächen, die als Schulhof genutzt werden.
„In einem Wahnsinnstempo“ seien etwa noch aufwändig Sichtfenster aus Brandschutzgründen eingebaut worden. Erst Ende Februar 2022 sei klar gewesen, dass der von der Stadt teilweise angemietete Bürobau eine Option zur Zwischennutzung sein könnte. Die „Zwitschermaschine“ ist eines der allein zwei Vogelsanger Büro-Objekte, die vorübergehend Asyl für städtische Schulen bieten und auf die Fertigstellung neuer Bauten warten. Vis-a-vis des Loftbaus werden Fundamente für einen Container gegossen. Darin entstehen weitere zwölf Räume für „Helios“.
„Was uns beim Bezug des Gebäudes zum Beispiel behindert hat, war, dass die Fahrstühle noch nicht freigegeben waren“, erläutert Niessen beim Rundgang am Montag. Die Sitzbänke, Lerninseln und Lehrer-Lounge werden am ersten Schultag noch verwaist bleiben. Am WLAN werde wegen Lieferengpässen noch gearbeitet.
Der dritte Umzug in zwei Jahren
Es wird der „dritte Umzug in zwei Jahren“ – mit Hindernissen. Die ersten Jahrgänge der Gesamtschule kamen vor vier Jahren in die Borsigstraße, die Jüngeren zogen vor zwei Jahren in die Overbeckstraße. Ein Brand Ende 2021 machte die Räume in der Borsigstraße unbenutzbar. Die dort untergebrachten Jahrgänge fanden Ende Januar Asyl im „Snake“-Gebäude.
Dort sitzt bereits die Gesamtschule Wasseramselweg, bis ihr Neubau nebenan fertiggestellt ist. Mittwoch wollten die etwa 330 Helios-Schülerinnen und Schüler samt Team sich Am Wassermann einrichten (2023 kommt noch ein Jahrgang dazu) – bis der Neubau am Ehrenfeldgürtel für sie voraussichtlich 2024/25 fertig wird. Doch es gibt auch dort Verzögerungen (s. Infotext).
„Wir müssen als Kollegium darauf achten, dass die Schule als eine Einheit erfahrbar bleibt“, betont Niessen. „Wir müssen vorsichtig mit den Kräften und Ressourcen der Mitarbeitenden umgehen, das ist nach den Belastungen in der Coronazeit besonders wichtig.“ Die Kinder und Jugendlichen bräuchten dringend Zeit für den Aufbau von Beziehungen in der Schule: Vor dem Ausgleichen von Lernlücken stehe das Miteinander ganz oben. „Das alles zusätzlich zu wuppen ist echt anspruchsvoll, aber dadurch wächst man auch zusammen...“