Etwa ein Viertel der Volksläufe findet nicht mehr statt, auch der Basteilauf am Rheinufer wurde abgesagt. Die Ursachenforschung bleibt bislang aus. Woran liegt es?
Nach Absage des BasteilaufsWarum derzeit viele Volksläufe in Köln bedroht sind
„Keine Austragung“ steht in großen Buchstaben auf der noch jungen Internetseite des Basteilaufs. In diesem Frühjahr wollen die Organisatoren der Kölner Ausdauersport GmbH, wie sich die Veranstalter von Marathon, Triathlon und des Radrennens „Rund um Köln“ neuerdings nennen, auf den Ende März geplanten Lauf entlang des Kölner Rheinufers verzichten. „Es gibt extreme Kostensteigerungen rund um Laufveranstaltungen. Daher haben wir uns für die Absage entschieden“, sagt Markus Frisch, Geschäftsführer des Organisationsteams.
Ein Viertel könnte wegfallen
Der Basteilauf ist kein Einzelfall. Holger Wesseln, Inhaber der Agentur „pulsschlag“, die bundesweit zahlreiche Läufe veranstaltet, rechnet in diesem Jahr mit einer Reduzierung der Volksläufe um 25 Prozent. „Das ist ein europäischer Trend, kein deutsches Problem. Der Markt hat sich verändert, die Teilnehmerzahlen bei Läufen sind nach der Corona-Pandemie um bis zu 30 Prozent zurückgegangen“, weiß Wesseln, der bei vielen Veranstaltungen die Zeitmessung managet und daher bestens über Teilnehmerzahlen informiert ist. Seine Agentur bietet den Frühjahrslauf durch den Forstbotanischen Garten nicht mehr an, stattdessen gibt es nun nur noch den Halloween-Lauf an gleicher Stelle.
Obwohl viele Läufe auf der Strecke bleiben, verbreitet er Optimismus. „Das ist die neue Realität, vielfach laufen die Planungen sehr gut. Man darf die Zahl der Teilnehmenden nicht mehr mit dem Jahr 2019 vergleichen“, sagt Wesseln. Dennoch sieht er auch den Leichtathletikverband Nordrhein in der Pflicht. „Es ist hart, nicht zu wissen, was die Gründe für den Läuferschwund sind. Mich als Veranstalter stört es, dass da von oben nicht mehr kommt“, kritisiert er. Beim Generali Köln-Marathon fehlten im Oktober 11 000 Starterinnen und Starter.
Neue Generation für den Laufsport begeistern
Detlev Ackermann, Laufwart des Verbandes, kann diese Sichtweise nachvollziehen. „Wir sind als Verband gefordert, auf die Schulen zuzugehen und eine neue Generation für den Laufsport zu begeistern“, sagt er. Bei einigen Läufen seien inzwischen Teilnehmende am Start, die offenbar erst mit der Pandemie mit dem Laufsport begonnen haben. Doch Umfragen unter Läufern hat es noch nicht gegeben. So recht weiß derzeit niemand, was es mit der von Holger Wesseln beschriebenen „neuen Realität“ auf sich hat.
Nicht nur Wesseln hat festgestellt, inzwischen deutlich stärker für Veranstaltungen werben zu müssen. Das weiß auch Heijo Fetten, Vorstand der LLG Nordpark, die mit ihrem Nachtlauf am 17. März am Fühlinger See die Saison eröffnet. „Das Hauptaugenmerk liegt nun wieder auf größeren Gruppen, die bei uns mitlaufen möchten. Das war unter Corona-Bedingungen zuletzt nicht möglich“, erzählt er. Er sei „entspannt“ und rechne mit etwa 400 Teilnehmenden, die im Schein von Pechfackeln ohne Zeitdruck rund um den See laufen und hinterher am Lagerfeuer fachsimpeln.
Hohes finanzielles Risiko beim Veranstalter
Wenn sich die Veranstalter für eine Zeitmessung bei ihren Wettkämpfen entscheiden, entfallen allein drei Euro der Startgebühr auf die Startnummer mit integriertem Zeitmesschip. Hinzu kommen Verbandsabgaben und Genehmigungsgebühr. Medaillen und Teilnehmershirts werden meist in Asien angefertigt, die Lieferzeiten sind derzeit extrem lang. „Da sich viele Menschen neuerdings spät anmelden, tragen wir Veranstalter ein hohes finanzielles Risiko“, sagt Marathon-Chef Markus Frisch. Allein die Kosten für Toilettenhäuschen im Start- und Zielbereich seien um mehr als 200 Prozent gestiegen, erzählt er. In den meisten großen Städten kostet die Marathon-Teilnahme inzwischen mehr als 100 Euro.
Laufwart Detlev Ackermann hofft nicht nur auf die Rückkehr vieler Hobbyläufer, sondern auch Helferinnen und Helfer. „Das ist eine große Herausforderung, denn vor allem viele ältere Ehrenamtler haben mit der Pandemie einen Schlussstrich unter ihr Engagement als Streckenposten oder sonstige Helfer gezogen“, bedauert Ackermann. Dies führe zum Teil zu kuriosen Szenen, beim Kölner Marathon im Oktober seien einige Athleten zu kurz gelaufen, weil die Strecke nahe der Moschee in Ehrenfeld nicht richtig gesperrt worden sei. „Bei Großveranstaltungen bricht viel Erfahrung weg“, sagt Ackermann.
Start in die Laufsaison
160 Pechfackeln werden beim Nachtlauf der LLG Nordpark am Freitag, 17. März, die Strecke entlang des Fühlinger Sees erhellen. Beginn ist um 20 Uhr.
Durch den Stadtwald führen die Strecken am Sonntag, 19. März, beim Frühlingslauf des Vereins LT DSHS Köln. Gewählt werden kann zwischen drei Distanzen bis zu zehn Kilometern.
Der Osterlauf in Köln startet am Samstag, 8. April, ebenfalls im Stadtwald. Start und Ziel befinden sich auf den Jahnwiesen. Auch ein Kinderlauf wird angeboten.
Durch die Südstadt führt der „Dauerlauf im Severinsviertel“ am Sonntag, 30. April. Es ist bereits die 38. Austragung, zum Angebot des Veranstalters gehört auch ein Vorbereitungskurs für Anfänger.
Die Bürgervereinigung in Vogelsang veranstaltet am 14. Mai den „Vogelsanger Mailauf“. Zwischen 500 Metern und zehn Kilometern sind diverse Streckenlängen möglich, gelaufen wird auf einem Rundkurs über 2,5 Kilometer durch den Stadtteil.
Im Tanzbrunnen befinden sich Start und Ziel des OBI-Nachtlaufs, veranstaltet vom ASV Köln. Am Mittwoch, 17. Mai, fällt der Startschuss um 21.15 Uhr, die Strecke führt über 5 oder 10 Kilometer immer am Rhein entlang.
Der Generali Köln-Marathon findet dieses Jahr am 1. Oktober statt. Alle Läufe in Köln und der Region finden Sie unter: www.laufen-in-koeln.de