Die Kölner Kitas ächzen unter Personalmangel. Mehr Plätze und neue Ausbildungsgänge sollen Abhilfe schaffen.
Personalmangel in KitasZahl der Ausbildungsplätze für Kinderpflege in Köln wird verdoppelt

Komplett ausgelastet ist das Berufskolleg an der Weinsbergstraße in Ehrenfeld. Für die neuen Plätze im Ausbildungsgang Kinderpflege wird ein zusätzlicher Standort entstehen.
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Verdoppeln will die Stadt die Zahl der Ausbildungsplätze in den Bereichen Erzieher/Erzieherin und Kinderpflege am Berufskolleg Ehrenfeld. Das soll einen neuen Teilstandort für diesen Ausbildungszweig bekommen. Bisher werden hier zwischen 110 und 150 Kinderpflegende pro Jahr ausgebildet, dann sollen es bis zu 300 sein. Auch die Plätze für den Ausbildungsgang „Erzieher und Erzieherin“ werden aufgestockt: Von bisher 217 auf dann rund 430.
Die ersten Ausbildungsgänge könnten frühestens zum Schuljahr 2026/27 am neuen Standort beginnen, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Die Ausschreibung für den geplanten Erweiterungsbau befinde sich derzeit in einem EU-weiten Vergabeverfahren. Mit der Aufstockung der Ausbildungsplätze will die Stadt dem massiven und ständig wachsenden Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern sowie Kinderpflegenden in Kindertagesstätten zumindest mittelfristig begegnen.
Denn bis zum Jahr 2025 werden in Köln 1400 Fachkräfte fehlen. Doch schon jetzt ist der Mangel in diesem Bereich eklatant. Zahlreiche städtische Kindertagesstätten haben ihre Betreuungszeiten auf 35 Stunden pro Woche reduziert. Einige haben in diesem Zeitfenster zudem feste Bring- und Abholzeiten eingeführt.
Jeder vierte Jugendliche bricht Ausbildung zur Kinderpflege ab
Für die Plätze im Bereich Kinderpflege ist die Nachfrage seit Jahren doppelt so hoch wie das Angebot – trotz Erweiterung des Angebotes von 100 Plätzen im Jahr 2020 auf 148 in 2023. Allerdings ist die Abbrecherquote gleichbleibend hoch: Jeder vierte Jugendliche, der diese Ausbildung am städtischen Berufskolleg beginnt, bringt sie nicht zu Ende. Die Gründe sind vielfältig. Trotz intensiver individueller Förderung könnten nicht alle Jugendlichen den durch das Land NRW gestellten Anforderungen gerecht werden, so die Fachverwaltung. Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Kritikfähigkeit müssten vorhanden sein oder zeitnah entwickelt werden. Mitunter würden Praktika und Schule unregelmäßig besucht. Das führe zu Defiziten, die in einigen Fällen Ausbildungsabbrüche zur Folge hätten.
Ein sehr schöner und vielfältiger Beruf, in dem man mit Menschen arbeitet.
Jetzt kommt ein neues Problem hinzu: Die Zahl der jungen Menschen, die sich für die Kinderpflege entscheiden, sinkt. Und das auch am Erzbischöflichen Berufskolleg, das die gleichen Ausbildungsgänge anbietet. Zudem gingen die Bewerbungen immer später ein, so Greger Hennecke, Öffentlichkeitsbeauftragter und Fachlehrer im Bereich Erzieherausbildung. Statt im Januar würden sich Interessierte jetzt Monate später bewerben. Zum ersten Mal in der Geschichte des Berufskollegs waren im Mai noch fünf Ausbildungsplätze in der Kinderpflege frei. Hennecke fürchtet, dass der in Rede stehende Personalmangel interessierte Jugendliche abschrecke. „Und damit wird das Problem in diesem sehr schönen und vielfältigen Beruf, in dem man mit jungen Menschen arbeitet, noch verstärkt“, so Hennecke.
Abhilfe schaffen soll unter anderem der in Köln neue, berufsintegrierte Ausbildungsgang PIA, den neben dem Berufskolleg auch die Diakonie Michaelshoven anbietet. Hier ist die Erzieherausbildung auf drei Jahre verkürzt, es gibt ein Ausbildungsentgelt von mehr als 1000 Euro – allerdings sind die Anforderungen auch höher als im Bereich der Kinderpflege. Um jungen Menschen ein attraktives Bildungsangebot im Bereich der Kindheitspädagogik zu machen und dem Trend entgegen zu wirken, bietet das Erzbischöfliche Berufskolleg einen innovativen vierjährigen Bildungsgang „Berufliches Gymnasium“ an – hier können das Abitur und eine Erzieherausbildung gleichzeitig absolviert werden.