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Wochenmärkte in Köln„Das Einkaufsverhalten hat sich geändert“

Lesezeit 4 Minuten

Angebot und Nachfrage treffen sich am Markt: Am Gemüsestand wird für das Wochenende eingekauft.

Köln – Seit 7 Uhr herrscht auf dem Wochenmarkt am Apostelnkloster Betrieb. Blumen, Fleisch, Obst und Gemüse, Fisch, Brot, Oliven – das Angebot ist noch traditionell. „Ganz früh kommen die Geschäftskunden, die für Restaurants einkaufen. Dann die Berufstätigen vor der Arbeit“, erklärt Marktsprecher René Kreuels. Anschließend werden Wocheneinkäufe erledigt, man trifft Nachbarn, nimmt im Vorbeigehen ein paar Dinge mit.

René Kreuels (40) ist mit seinem Stand „Blumen Heiner“ seit 20 Jahren hier, zweimal die Woche, dienstags bis 13 und freitags bis 14 Uhr. „Das Einkaufsverhalten hat sich geändert“, stellt er fest. „Kunden kaufen bewusster ein.“ Neben üblichen Grünpflanzen und Schnittblumen hat er palettenweise Salbei, Lavendel und Jasmin dabei. Sie gelten als Bienen-freundlich, sagt René Kreuels. „Ich zeichne die schon extra aus.“ An dem Schildchen „Zier-Salbei Dauerblüher St. 3,50“ stecken Wäscheklammern mit Holz-Bienchen. Außerdem beliebt: Kräuter, „und alles, was für den Balkon geeignet ist“.

Für die Händler geht es sehr früh los

66 Wochenmärkte an 39 Standorten gibt es in der Stadt. Nicht alle laufen so gut wie der neben dem Neumarkt, mit seinem innenstädtischen, kaufkräftigen Stammpublikum. Die Umsätze seien in den letzten Jahren „gerade an den üblichen Markttagen in der Woche zurückgegangen“, teilt die Verwaltung auf mehrere Anfragen im Wirtschaftsausschuss mit. Außerdem gehe das Angebot von „qualitativ hochwertigen Frischwaren“ zugunsten von Textilien-Händlern zurück.

Hinter der Kirche St. Aposteln gibt es keine Klamotten, der Wochenmarkt mit mehr als 20 Händlern gilt als „grün“. Renate Münter legt Trauben und Spargel für 13,85 Euro in ihren roten Einkaufstrolley. Das Angebot auf dem Markt sei vielseitig und „absolut frisch“. Dafür machen sich die Händler schon mitten in der Nacht auf den Weg: Um 1.30 Uhr geht es zum Großmarkt, anschließend wird auf dem Markt aufgebaut, damit um 7 Uhr alles parat ist, erklärt Alexandra Zaar von „Zaar – Früchte aus aller Welt“.

Stadt nimmt Gebühren

Die Wochenmärkte am Rudolfplatz, am Chlodwigplatz und am Neptunplatz öffnen bis 18 oder 21 Uhr und haben mehr Verzehrmöglichkeiten. Für Alexandra Zaar kommt wegen des Zeitplans ein Nachmittagsmarkt nicht in Frage. Auch nicht für Maik Brands von „Fisch Feinkost Albert“: „Das wird mit der Kühlung schwierig“, sagt er. In der Auslage vor ihm sind Schellfisch (1,49 Euro / 100 Gramm), Rotbarschfilet (2,59 Euro) und Kabeljau Rückenfilet (2,99 Euro) auf Eis gebettet. In der „Schlemmer-Ecke“ gibt es bis 14 Uhr aber auch Backfisch (4,40 Euro) als schnelles Mittagessen.

Blumen, Fisch und zwischendurch ein Kaffee: Mehr als 20 Händler bieten neben St. Aposteln ihre Produkte an.

Bei seinem Rundgang verteilt Marktaufseher Rolf Klein von der Stadt Abrechnungsbons an die Händler. Fünf Euro werden für Strom fällig – sofern Strom gebraucht wird. Wer zusätzlich ein Kühlfahrzeug dabei hat, zahlt doppelt. Auf den Bon folgt ein Brief mit der Rechnung. Seit zwei Jahren kann nicht mehr bar bezahlt werden. Vier Händler bekommen außerdem eine Quittung, weil sie keine Dauermieter sind, sondern einen Tagesplatz gebucht haben. Darunter auch Wolfgang Schäfer mit seinem Metzgerei-Stand. Eigentlich wäre er lieber Dauerhändler, aber die Stadt hat seinen Antrag noch nicht bearbeitet.

Wulf Selbach kommt „seit zehn Jahren“ jeden Freitag auf einen Kaffee (2 Euro für 0,3 Liter) auf dem Wochenmarkt vorbei – zu einem Schwätzchen über Fußball und Politik. Die Kaffeebude von Ralph Tonger steht als Treffpunkt in der Mitte des Marktplatzes. Um 5.15 Uhr hat er mit dem Aufbau begonnen. Den ersten Kaffee des Tages kocht er immer für sich selbst: „Dann beginnt die schöne Zeit.“

Pläne für die Wochenmärkte

Es könnte teurer werden für die Händler auf den Wochenmärkten: Die Stadt will die Gebühren pro laufendem Meter anheben. Für die Dauerzuweisung werden dann 2,18 statt 2,12 Euro fällig. Tageshändler zahlen 3,82 statt 3,15 Euro – eine Steigerung von 21 Prozent. Ein typischer Stand in einem Fahrzeug ist beispielsweise zwischen acht und 15 Metern lang.

Der Rat wird voraussichtlich in seiner Sitzung am 21. Mai über die Gebührenerhöhung entscheiden. Sie würde dann ab Juni gelten.

Kosten entstehen der Stadt Köln etwa durch Personal, Reinigung, Energie und die verstärkten Werbemaßnahmen. Das Kommunalabgabengesetz NRW gibt vor, dass das Gebührenaufkommen die Kosten nicht übersteigen, sondern lediglich decken soll. Die Stadt möchte möglichst viele Händler in eine Dauerzuweisung überführen, um eine „bessere Auslastung“ und ein „stabileres Gebührenaufkommen“ zu erreichen. In diesem Jahr sollen rund 728 000 laufende Meter vergeben werden. 2017 waren es 679 000. (kl)