AboAbonnieren

WildesgrünTine Knauft gibt in Köln und der Region ihr Wissen über Wildkräuter weiter

Lesezeit 4 Minuten
Tine Knauft von Wildesgrün

Tine Knauft von Wildesgrün

Egal ob Gundermann, Giersch oder Brennnessel: Wildkräuter findet man überall in der freien Natur. Tine Knauft bringt ihr Wissen darüber anderen näher.

Raus aus dem grauen Alltag und rein in die Natur: Das ist das Konzept von Wildesgrün. In geführten Wildkräuterwanderungen und Kursen können Teilnehmende nicht nur mehr über Wildpflanzen lernen, sondern auch darüber, was es heißt, sich durch die Natur selbst zu versorgen.

„Das Schöne ist: Die Menschen lernen dadurch, was ein gutes Lebensmittel ist“, erzählt Tine Knauft, Gründerin von Wildesgrün. „Oft haben wir ja gar keinen Kontakt zu den Lebensmitteln, die wir so essen.“ Wer selbst seine Pflanzen ernte, übernehme Verantwortung für sich und für die Pflanze, erklärt sie. Auch der Umweltschutz-Aspekt steht für sie im Vordergrund. „Es braucht einfach viele Menschen, die die Natur anders betrachten und auch mehr schützen.“

Schon früh begeistert sich Knauft für die Natur. „Ich fand Pflanzen schon immer toll“, berichtet sie. Als Kind zählt sie Krokusse im Garten und baut mit ihren Großeltern Gemüse im Garten an. Mit Anfang 20 beginnt sie, sich hobbymäßig mit Heilpflanzen, wie zum Beispiel Himbeere, Schafgarbe oder Kamille zu beschäftigen. „In mir ist direkt eine Faszination entstanden“, erinnert sie sich.

Wildesgrün: Begeisterung begann mit Buch aus dem Supermarkt

Durch Zufall entdeckt sie im Supermarkt ein Buch, das 30 Heilpflanzen und ihre Anwendungen vorstellt. „Da habe ich gemerkt: Das steht ja alles bei uns im Garten, das kann ich mir einfach selbst sammeln.“ Viele der Namen kennt Tine Knauft schon vom Hören, da ihre Mutter schon Heilpflanzen verwendet hat. „Irgendwie fand ich das super spannend, dass ich dann ein Bild hatte, auch zu den Pflanzen. Das war ein Aha-Erlebnis“, sagt Knauft, die seit 2016 zertifizierte Kräuterpädagogin ist. Ihre Lieblingspflanze: der Gundermann, ein Lippenblütler, der mit dem Rosmarin und der Minze verwandt ist. Die Pflanze verbinde sie mit den beruflichen Anfängen ihrer Wildkräuterleidenschaft.

Tine Knauft hat ihre Begeisterung für Wildkräuter zum Beruf gemacht.

Tine Knauft hat ihre Begeisterung für Wildkräuter zum Beruf gemacht.

Ursprünglich schlägt sie einen anderen Berufsweg ein. „Ich komme aus dem kaufmännischen Bereich und habe viel in der Lebensmittelvermarktung und im Großhandel gearbeitet und war dann nicht mehr glücklich“, erzählt sie. Im Jahr 2014 kündigt sie und beschließt, etwas mit „Kräutern und Ernährung“ zu machen und lässt sich zur Fachfrau für Bio-Gourmet-Ernährung ausbilden. Das Ziel: eigene biologische Produkte herstellen und beim Kölner Biobauern verkaufen. Sie bekommt eine Zusage von einem Betrieb, aber unter einer Bedingung: Sie muss zuerst eine Kräuterführung auf dem Hoffest machen. „Und das habe ich dann gemacht, obwohl ich richtig viel Angst davor hatte. Danach entstand die Idee für Wildesgrün.“

Anstatt einfach nur ein Produkt zu verkaufen, merkte Knauft, dass es viel sinnvoller sei, den Menschen an die Hand zu geben, wie man Pflanzen selbst sammeln und sich damit selbst versorgen kann. Die erste Kräuterführung kommt gut bei den Teilnehmenden an. „Das hat mich dann darin bestärkt, das weiterzumachen.“

Wildkräuterführungen: „Nie erlebt, dass danach jemand schlecht drauf ist“

Im Jahr 2016 gründet sie schließlich „Wildesgrün“, 2019 macht sie sich selbstständig. Das Konzept kommt bei den Menschen an. „Ich habe eigentlich noch nie erlebt, dass jemand nach einer Kräuterführung schlecht drauf ist“, erzählt Knauft. Auch in den sozialen Medien teilt sie ihr Wissen über Wildkräuter und erregt so die Aufmerksamkeit eines Buchverlags. Zuerst lehnt sie das Angebot des Verlags ab, da sie zu dem Zeitpunkt Vollzeit beschäftigt ist, entscheidet sich dann doch dafür, das Buch zu schreiben. „Jetzt bin ich happy, dass ich es gemacht habe“, sagt Knauft. „Es ist ein schönes Buch für Menschen, die starten möchten mit der Kräuterkunde.“

Heute umfasst das Kursprogramm große und kleine Wildkräuterwanderungen im Kölner Umland, im Bergischen Land und in der Eifel. Zudem gibt es Workshops, die sich auf das Kochen mit Wildkräutern und die Herstellung von Heilmitteln fokussieren. Darüber hinaus veranstaltet Knauft Kräuterwochenenden in der Eifel und Kräuterwochen, für alle, die sich besonders intensiv mit Wildpflanzen auseinandersetzen wollen. Das sind ihre Lieblingskurse: „Die Menschen sind einfach eine ganze Woche raus aus ihrem Alltag und so kann man gut voneinander lernen.“ Fünf Mitarbeiterinnen unterstützen sie bei ihrer Arbeit. „Das sind alles freie Mitarbeiterinnen, die gerade auch eigene Unternehmen aufbauen und bei mir die Möglichkeit bekommen, Kurse anzubieten, ohne direkt in eine volle Selbstständigkeit gehen zu müssen“, erläutert Knauft. In der Zukunft möchte sie noch mehr Menschen die Möglichkeit geben, selbst Kurse anzubieten. Dafür bildet sie selbst Wildkräuterpraktikerinnen und -Praktiker in Köln aus. www.instagram.com/wildes.gruen/www.wildesgruen.de