Der Verein „Stimmen der Solidarität“ macht auf das Leid politischer Gefangener aufmerksam und erhielt jetzt den Bilz-Preis
Bilz-Preis in KölnWie sich ein kleiner Verein immer wieder für politisch Gefangene einsetzt
Am vergangenen Mittwoch haben sie ihre 126. Mahnwache abgehalten. Der Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“ steht einmal im Monat bei Wind und Wetter auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort geben sie den politischen Gefangenen im Iran und der Türkei eine Stimme. Jetzt hat der Verein den Bilz-Preis der gleichnamigen Stiftung erhalten. Der Vereinsvorsitzende und ehemalige Gefangene Adil Demirici nahm den Preis am Donnerstagabend im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz entgegen.
Die Verhaftung des Kölner Journalisten Adil Demirici im Jahr 2018 war der Grund, warum sich die Initiative gründete, aus der später der Verein hervorging. Auf der Bühne sprach er am Donnerstag über seine Geschichte. Er wurde 2018 in der Türkei verhaftet und saß für zehn Monate in einem Hochsicherheitsgefängnis. Nach 14 Monaten kam er zurück nach Deutschland. Kaum war er gelandet, habe die türkische Staatsanwaltschaft seine Freilassung erklärt. „Das zeigt die Willkürlichkeit der türkischen Politik“, betonte er.
Die Bilz-Stiftung hat den Preis zum 26. Mal vergeben. Sie zeichnet damit Organisationen aus, die sich für Menschenrechte, Verfolgte und gegen Diskriminierung einsetzen. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Seit dem vergangenen Jahr ist der Namensgeber Fritz Bilz nicht mehr der Vorsitzende. Çiler Firtina und Hans-Peter Killguss haben den Vorsitz übernommen.
Kritik an fehlendem Engagement
In der politischen Rede zum Preis richtete die Vorsitzende Firtina ihre Worte direkt an die Bundesregierung. Sie kritisierte das fehlende Engagement der Politik für die politischen Gefangenen. Außerdem klagte Firtina über die wirtschaftlichen Exporte in die Türkei und den Iran. Darunter sind auch Waffenlieferungen. „Wofür sind diese Waffen“, fragte sie fassungslos.
Der Verein „Stimmen der Solidarität“ macht auf die Geschichten von Menschen aufmerksam, die im Iran und der Türkei festgehalten werden und beklagt die Menschenrechtsverletzungen in den Ländern. „Ohne die öffentliche Bekanntheit und den dadurch entstehenden Druck setzt sich die Politik nicht für diese Menschen ein“, so Firtina. Sie sei sich auch bewusst, dass sie in ihrer Rolle als Stiftungsvorsitzende in Gefahr sei. „Ich reise seit 10 Jahren nicht mehr in die Türkei. Man weiß ja nie“, sagte sie.
Persönliche Beziehung zum Verein
Die Laudatio auf den Verein hielt die Menschenrechtsaktivistin Mariam Claren. Sie hat die Mahnwache über eine persönliche Geschichte kennengelernt. Als ihre Mutter vor vier Jahren in der Türkei verhaftet wurde, leitete sie ein Bekannter an „Stimmen der Solidarität“ weiter. Seit dem ersten Gespräch, setzt sich der Verein für ihre Mutter ein. „Er wirft das Scheinwerferlicht in die Gefängniszelle“, beschrieb sie. Das helfe Claren in dieser schwierigen Zeit. Die Arbeit des Vereins, Gehör verschaffen, eine Bühne geben und Solidarität zeigen, sei wie eine Beruhigungstablette.
In seiner Dankesrede betonte der Vereinsvorsitzende Demirici, das Geld werde direkt in die Solidaritätsarbeit fließen. Sie werden damit unter anderem die Mahnwache und das Festival Solidarität finanzieren, welches jährlich stattfindet. Dort können sich Aktivistinnen und Aktivisten mit Betroffenen austauschen. Auch die Postkartenaktion ist mittlerweile fester Bestandteil des Vereins. Dabei haben sie bislang mehr als 50 Politikerinnen und Politiker aufgefordert, Postkarten an politische Gefangene in der Türkei zu schreiben.