Vor, vor, seit, Schluss: Auf den „Lazy Song“ von Bruno Mars lässt sich vortrefflich Foxtrott tanzen – und das auch solo. Agilando heißt das Angebot, das bei weitem nicht nur die Generation 60 plus anspricht.

Denn Männer, die tanzen, sind rar – die Frauen dagegen wollen sich das Vergnügen nehmen lassen. 13 von ihnen bewegen sich gerade über das Parkett der Tanzschule Breuer. Normalerweise sind sogar zwei Männer im Kurs, aber die fehlen heute. Ihre eigenen Partner, sofern vorhanden, lassen die Frauen zwischen 55 und Ende 70 sowieso zu Hause.

„Ein notorischer Nichttänzer“, befindet die eine kopfschüttelnd, die nächste ist geschieden. „Ach, mein Mann hat gerne getanzt“, sagt Anke Weber, „aber er ist ja nun mal nicht mehr da“. Deshalb bewegt sich die 69-Jährige nun solo übers Parkett, in Tanzschuhen mit kleinem Absatz und schwingendem Rock.

Kein Interesse an Gymnastik

Die Disco-Kugel glitzert, Camilla Cabello singt „Don't go yet“ und Tanzlehrerin Nathalie Kobes sagt eine Samba an: „Vor am Platz, rück am Platz“, so der Grundschritt. Die Frauen haben sich locker auf der Tanzfläche verteilt; zum anschließenden Foxtrott formieren sie sich im Kreis. „Drehen, Drehen, Seit, Schluss.“

Seit fünf Jahren unterrichtet Nathalie Kobes an der Tanzschule Breuer Agilando. „Eine Möglichkeit, auch ohne Partner Spaß an den Paartänzen zu haben“, beschreibt sie die Idee dahinter. Das Konzept des ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband) sieht zu Beginn jeder Stunde auch noch ein paar Übungen zur Mobilisation vor.

Doch als dieser Donnerstagskurs vor etwa einem Jahr begann, machten die Teilnehmerinnen der Leiterin recht schnell klar, dass sie kein Interesse an Gymnastik haben. Sie wollen nur tanzen. Standard, lateinamerikanisch oder wie jetzt den Line Dance.

Lieber Rumba als Zumba

Hierbei gilt es, eine kleine Choreographie zu lernen. „Seit und Seit, Rück, Seit, Vor; Seit und Seit, Rück, Seit, Vor“. Nicht nur der Kopf, auch die Knie werden beansprucht: „Kick hoch, kick hoch, Wechselschritt.“ Wer kann, macht den Kick schräg nach vorne.

Ursula Gundlach hat mit ihren weit über 70 Jahren weder mit dem einen noch bei dem anderen Probleme. „Ich habe mein Leben lang getanzt“, sagt sie. Zuletzt in Bergisch Gladbach-Refrath in einer Kreistanzgruppe. Als deren Lehrerin aufhörte, sah sie sich nach etwas Neuem um. Zum Agilando kommt sie jetzt das dritte Mal:

„Die Schrittfolgen sind so schön ausgearbeitet.“ Auch die Geselligkeit gefällt ihr. Schon vor Kursbeginn bestellen die Damen an der Theke ihr erstes Getränk und reden; in der kurzen Pause gehen die Gespräche weiter. „Es ist schön, die Standardschritte noch mal aufzufrischen“, sagt die 58-jährige Parthena Vollbach. „Die Atmosphäre in einer Tanzschule gefällt mir besser als die im Fitness-Studio“. Vielleicht hat sie auch deshalb nichts übrig für Zumba.

Obwohl die Tanzschule Breuer dieses Fitnesstraining zu lateinamerikanischen Rhythmen auch anbietet – in der Version für Senioren, also nicht ganz so anstrengend. Doch Zumba, da sind sich fast alle einig, finden sie eher langweilig. Dann doch lieber Rumba. Und wenn der Mann nicht verfügbar ist, eben ohne ihn. So wie bei Monika Vollbach-Schmengler: „Es ergibt sich gerade nicht, dass wir zusammen tanzen“, sagt sie. Wieso, macht er das nicht gerne? Doch, tut er. „Aber beim Männerballett.“

In der Gruppe solo tanzen

Tanzen trainiert nicht nur die Beine, sondern auch den Kopf – und beugt so Demenz vor. Solotanzen für Senioren bieten zum Beispiel folgende Vereine und Einrichtungen an:

Tanzschule Breuer: Agilando; Tel. 0221/216161 oder www.tanzschule-breuer-koeln.de

Bürgerzentrum Ehrenfeld: Agilero; Tel. 0221/16 8000 7011 oder www.bueze.de

Weidener Sportfreunde e.V.: Solotanz für Senioren ab 60 plus; Tel. 01515/7684449 oder www.sportfreundeweiden.de

Tanzsportclub TSC Excelsior Köln e.V.: Happy People. Seniorentanz für Singles; Tel. 0178/5529646 oder www.excelsior-koeln.de

Tanzsportclub Mondial e.V.: Seniorentanzkreis für Singles; Tel. 02203/62863 oder www.tsc-mondial.de