Von außen ist das historische Ratsschiff „MS Stadt Köln“ wieder in Schuss, doch für Innen- und Maschinenraum sind weitere Gelder nötig.
Schwimmendes DenkmalWie ein Verein Kölns Historie auf dem Wasser rettet
Für das ehemalige Ratsschiff „MS Stadt Köln“ gibt es seit Jahrzehnten keinen festen Heimathafen mehr. Immer wieder zog die Stadtverwaltung einen Verkauf oder sogar eine Verschrottung in Betracht. Das „stählerne Juwel“ war schon mehrere Male dem Untergang geweiht. Seine Tage wären bereits gezählt, wenn da nicht der Verein „Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln“ wären. Die Ehrenamtlichen klammern sich bis heute an den Erhalt des maritimen Denkmals. Eine langfristige finanzielle Rettung ist jedoch noch nicht in Sicht.
Vor rund fünf Jahren hatten umfangreiche Restaurierungsarbeiten begonnen. Bis dahin verwahrloste das Schiff lange Zeit im Niehler Hafen, weil sich niemand um das schwimmende Stück Geschichte kümmerte. Dank der Arbeit des Fördervereins wurde in einem ersten Sanierungsschritt der Schiffsrumpf für etwa eine Million Euro erneuert, die Stadt steuerte 500 000 Euro bei. Das war auch nötig: Der Unterwasserteil erlitt durch die Spundwand am Niehler Hafen starke Korrosionsschäden und wäre ohne Hilfe vermutlich in naher Zukunft untergegangen, die Rundschau berichtet.
Besuch von Queen Elisabeth II.
Derzeit liegt das Ratsschiff im Rheinauhafen vor Anker. Es liegt so dicht an der Kaimauer, dass man es aus der Ferne nur schwer erkennen kann. Dabei kann sich das Schiff, zumindest von außen, seit 2021 wieder sehen lassen. In der zweiten Restaurierungsphase wurden die Decks neu verlegt und die Außenhaut restauriert, seit dem strahlt das Ratsschiff wieder in perlweiß wie nach dem Stapellauf am 18. Juni 1938. Auch hier flossen rund eine Million Euro in die Restaurierung.
Doch das Schiff glänzt nur von außen: Im Innern sieht es prekär, marode und verlassen aus. Es bröckelt von den Decken, Teile des Bodens fehlen und die alten Möbel fallen auseinander. Es ist schwer zu glauben, dass hier einst Queen Elisabeth II. auf dem verstaubten Stuhl saß, Michael Jackson seinen berühmten Moonwalk über den Teppich mit aufgedrucktem Kölner Stadtwappen tanzte oder Charles de Gaulle mit Konrad Adenauer in der nun zerfallenden Oberbürgermeister-Suite über deutsch-französische Beziehungen konferierte. Ganze Dreißig Jahre lang empfing die „MS Stadt Köln“ höchste Staatsgäste der Bundesrepublik. Sie ist Zeugnis unzähliger historischer Momente, sie sich an Bord ereignet haben.
Eigentlich sollte die dritte Restaurierungsphase, welche die Sanierung aller Innenräume sowie die Erneuerung des Hauptdecks vorsieht, im vergangenen Jahr abgeschlossen werden. Jedoch habe sich bisher noch nichts getan, da für das Jahr 2024 wider Erwarten Fördergelder von Bund und Land ausgeblieben seien, so der Vorsitzende des Fördervereins, Udo Giesen.
Darüber hinaus liegt das Schiff zurzeit noch provisorisch direkt an der Kaimauer, weshalb es nur durch umständliches Klettern betreten werden kann. Obendrein seien die Sanitäranlagen nicht mehr funktionstüchtig und man müsse immer einen Ausflug zum Hafen machen, um die Toilette aufzusuchen. Zudem sei auf dem Schiff nichts barrierefrei, erklärt Vereins-Schriftführer Stephan von Wahl. Um die erheblichen Mängel beheben zu können, rechnet der Förderverein mit einem Budget von etwa 1,3 Millionen Euro.
Trotz aller Rückschläge bleibt von Wahl zuversichtlich: „Wir sind guter Dinge, dass wir das Geld zusammenkriegen.“ Kurz vor Weihnachten wurde ein Fördervertrag mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) abgeschlossen, der eine Finanzierungszusage von 150 000 Euro beinhaltet. Die offizielle Übergabe erfolgt am 24. Januar auf dem Ratsschiff. Die Mittel sollen voraussichtlich in Restarbeiten aus dem zweiten Restaurierungsschritt fließen wie beispielsweise die Fenstermechanik.
Das Ziel für 2025 ist glasklar: „Wir müssen jetzt in erster Linie Mittel akquirieren und im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten das Ratsschiff instand halten“, erklärt von Wahl. Die Anträge an verschiedene Förderstellen seien bereits in der Mache. Gleichzeitig möchte der Verein zukünftig vermehrt die Kölner Stadtgesellschaft sowie die Kölner Wirtschaft in die Mittelbeschaffung einbeziehen.
Geht es nach den Freunden und Förderern, soll das Ratsschiff 2026 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ein Liegeplatz nördlich vom Malakoffturm sei schon von der Stadt bereitgestellt worden. Das Innere des „stählernen Juwels“ muss bis dahin jedoch in neuem Glanz erstrahlen. Dann könnte die MS Stadt Köln Raum bieten für ein „schwimmendes Museum“, gemietete Feierlichkeiten und Verliebte, die sich in der ehemaligen Oberbürgermeister-Suite das Ja-Wort geben wollen.
Zu guter Letzt steht anschließend auch noch der vierte Restaurierungsschritt an, bei dem die alten Maschinen wieder auf Vordermann gebracht werden. Erst dann kann das Ratsschiff wieder in See stechen und seine langfristige Heimat am festen Liegeplatz ansteuern.
Heidewitzka, Herr Kapitän! – die Karnevalsgesellschaft „Kölsche Rotshäre von 1990“ hat am Samstag ihren diesjährigen Sessionsorden präsentiert. Als Motiv wurde das historische Ratsschiff „MS Stadt Köln“ gewählt. Besonders ins Auge sticht das strahlende Weiß der Außenhaut, ergänzt durch die rot-weißen Fähnchen über dem Deck. Der silberne Hintergrund zeigt das Siebengebirge im Rheinauhafen, den Malakoffturm und den Bayenturm.
Der Orden soll nicht nur das Ratsschiff ehren, sondern vor allem den Verein „Freunde und Förderer des Historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln“. Der Geschäftsführer der KG Kölsche Rotshäre, Markus Wegner, lobt: „Ohne die Ehrenamtlichen, die so viel Arbeit investieren, würde hier gar nichts weitergehen.“
Bereits seit einigen Jahren schmücken Orte, die von enormer Bedeutung für die Kölner Stadtgeschichte sind, die Orden der KG. Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf die historischen Fachwerkhäuser am Fischmarkt. Sowohl Ratsschiff als auch die „ahle Hüsjer vom Fischmaat“ wurden nicht zufällig ausgewählt. Beide bröckeln nur so vor sich hin und sind in einem schlechten Zustand. Mit ihren Orden möchten die Jecken auf Schätze der Domstadt aufmerksam machen, die in Vergessenheit geraten sind.
Trotz aktuell schlechtem Zustand im Innenraum gab es für Wegner für die Vorstellung des Ordens nur eine Option: „Wenn wir den Orden machen, dann müssen wir die Präsentation auf dem Schiff machen, egal ob Baustelle oder nicht. Nur so können wir ein Zeichen vom Schiff aus setzen.“