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Interview

Auftritt in Köln
Wie die Folkband d'Dartagnan ihre Nische fand – aus altem Sofa wurde das Bühnen-Outfit

Lesezeit 4 Minuten
Wilde Typen: d’Artagnan um Frontmann Ben Metzner (vorne).

Wilde Typen: d’Artagnan um Frontmann Ben Metzner (vorne).

Am 22. März kommt die Folkrockband d’Artagnan ins Carlswerk Victoria an der Schanzenstraße. In zehn Jahren ist die Band deutlich rockiger geworden.

Seit inzwischen zehn Jahren gibt es die Folkrockband d’Artagnan, die mit ihrem aktuellen Album am kommenden Samstag ab 18.45 Uhr ins Carlswerk Victoria an der Schanzenstraße kommt. Wir haben vorab mit Frontmann Ben Metzner über Musketierrock und Franken in Köln gesprochen.

d’Artagnan wurde 2015 gegründet. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Wir haben nach einem neuen unbesetzten Feld gesucht und es beim Mantel-und-Degen-Genre gefunden. Es gab singende Ritter, Seeleute und Piraten. Singende Musketiere gab es noch nicht. Ihre Welt war sehr dankbar und bot viele gute Themen, um spannende Geschichten in unseren Songs zu erzählen. Dazu kam die Kombination mit dem Folkrock, wie wir ihn bereits von der Band Feuerschwanz kannten. Das war die Chance für uns, dass wir uns auf eine neue Art und Weise kreativ ausleben konnten.

Wie sind die Musketiere rein optisch entstanden?

Da gab es einen Schlüsselmoment mit meiner Frau, die ich erst kurz davor kennengelernt habe. Sie ist Schneiderin und hat zufällig am Straßenrand ein altes Ledersofa entdeckt. Dem Möbelstück hat sie die Haut abgezogen und mir daraus einen Musketier-Mantel genäht, den ich bis heute auf der Bühne trage. Unser Bühnenoutfit stammt nach wie vor von ihr und entsteht in reiner Handarbeit und oft recycelten Materialien. In unserem Outfit bilden wir die historischen Musketiere aber nicht detailgetreu ab, sondern bringen sie in Kombination mit Rocker-Kleidung modern auf die Bühne. So entstehen coole Typen und harte Kerle.

Welche Veränderungen gab es in den vergangenen zehn Jahren?

Wir sind deutlich rockiger geworden. Begonnen hat alles als Studioprojekt und bei Fernsehshows. Inzwischen haben wir bei unzähligen Festivals gespielt und viele Touren absolviert. So sind wir zu einer echten Liveband herangewachsen und haben so unseren eigenen Sound geschaffen, mit dem wir uns sehr wohlfühlen. Aus dem anfänglichen Trio ist inzwischen ein Sextett geworden - eine eingeschworene Truppe.

Sie sind in Wacken genauso zu hören wie bei Mittelalterfestivals. Was reizt Sie mehr?

Beides hat für uns als Band seinen Reiz. Wir haben uns an unseren Exotenstatus als Crossoverband inzwischen gewöhnt. Beim Mittelalterfestival sind wir ein bisschen zu rockig und in Wacken mit unseren Flöten und Geigen etwas zu nah am Mittelalter. Wir haben gelernt, einfach unser eigenes Ding konsequent durchzuziehen.

Wie sind die Songs beim aktuellen Album „Herzblut“ entstanden?

Ich bin der Hauptsongschreiber und habe immer mein MacBook dabei. Da sind wir wesentlich moderner unterwegs, als man das bei den alten Musketieren erwarten würde. Alles passiert heute am Computer, der Austausch über das Internet macht uns deutlich kreativer.

Warum geht es bei den Songs auf „Herzblut“?

Wir haben die Geschichten der Musketiere ein wenig auf die ganze Welt übertragen und uns umgeschaut, was im 17. Jahrhundert alles passiert ist. Da gab es Schifffahrer und Entdecker, aber auch die Pest, die als Pandemie immer wieder zu den Menschen zurückgekehrt ist. Das sind die Geschichten, die wir mit unseren Liedern erzählen. Dabei versuchen wir aber immer wieder den Bezug zur Welt des modernen Menschen herzustellen, um das Ganze nicht nur zu einer reinen Geschichtsstunde werden zu lassen. Das Album ist wie ein guter Kinofilm, der die Zuhörer für ein bis zwei Stunden von ihrem Alltag befreit. Sie können mit den Musketieren rumhängen und mit ihnen gemeinsam Abenteuer erleben.

Gab es Vorbilder für die Musketiere?

Bei unserer Gründung gab es eine coole BBC-Serie zum Thema, die uns bei unserem Outfit inspiriert hat. Dazu kamen die viele Musketierfilme der 90er. Jede Generation erlebt dieses Genre ja ganz anders. Musikalisch gab es den Einfluss vom Hardrock der 80er wie bei Bon Jovi, aber auch modernen Pop wie bei Coldplay, der uns bei den Songs inspiriert hat. Das Genre ist da zum Glück sehr offen.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Für uns als Franken aus Nürnberg war es zunächst eine Herausforderung, Köln und die Kölner für uns zu gewinnen. Da rennt man hier ja keine offenen Türen ein. Aber, wenn man die Kölner einmal für sich begeistert hat, zeigen sie, wie gut sie feiern können. Inzwischen haben wir an sehr vielen Orten in der Stadt gespielt und freuen uns, dass jetzt das Carlswerk Victoria fast ausverkauft ist.

Was erwartet dort die Fans?

Das wird eine große, feurige und sehr energetische Show, in die wir viel investiert haben. Es wird reichlich Pyro-Effekte geben. Musikalisch präsentieren wir ein „Best of“ der ersten zehn Jahre, wobei der Fokus auf dem neuen Album liegt.