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Kein öffentlicher Streit um VorsitzWie die Kölner CDU den Lagerkoller von 2023 endgültig hinter sich lassen will

Lesezeit 4 Minuten
Im Fokus: der kommissarische Vorsitzende der CDU Köln, Florian Braun.

Im Fokus: der kommissarische Vorsitzende der CDU Köln, Florian Braun.

Dass Bernd Petelkau heute sagt: „Ich kandidiere nicht mehr für den Vorsitz“, wirkt wie das Ende eines jahrelangen Zwists. Ganz ohne Zoff geht es dennoch nicht.

Die CDU Köln will am Montag terminieren, wann sie ihren neuen Vorstand wählt. Dabei ist erstaunlich, wie anders die Situation aktuell ist, als noch bei der vergangenen Wahl des Gremiums. Der Kreisverband hat die Chance, den Lagerkoller von 2023 hinter sich zu lassen. Doch schafft sie das?

Als sich im März vor zwei Jahren Karl Alexander Mandl und Bernd Petelkau als absolute Gegner gegenüberstanden, war die Partei in zwei Lager gespalten. Ein Wahlsieg Mandls mit 460 gegenüber 386 Stimmen für Petelkau attestierte das. Doch kurz danach wurde die innerparteiliche Bewegung „Zukunft: Jetzt“, für die Mandl stand, eingestellt. Ihre Webseite existiert bis heute, doch ohne Inhalt. Mandl hat seinen Hut genommen, die Zeiten der zerstrittenen Lager scheinen vorbei. Dass Bernd Petelkau heute sagt: „Ich kandidiere nicht mehr für den Vorsitz“, wirkt wie das Ende des Zwists.

Doch die CDU Köln kann scheinbar nicht ganz ohne Zoff. Der kommissarische Vorstand mit dem Vorsitzenden Florian Braun leitet aktuell die Geschäfte, Braun gilt als Kandidat für den Vorsitz. Doch wo man in die Partei hinein hört, schallt Kritik heraus. Viele sprechen ihm das Format oder den nötigen „Biss“ ab, noch bevor er überhaupt kandidiert.

Kölner CDU: Florian Braun einzig übrig gebliebener Landtagsabgeordnete

Dabei ist Braun der einzig übrig gebliebene Landtagsabgeordnete der Kölner CDU. Der 35-Jährige hat bereits in der Jungen Union NRW den Vorsitz innegehabt und macht Politik, seitdem er Jugendlicher ist. „Mir macht die Arbeit für die Kölner CDU großen Spaß – auch jetzt als kommissarischer Vorsitzender. Selbstverständlich bin ich bereit, meine Erfahrung und Fähigkeiten auch künftig einzubringen. Alles Weitere besprechen wir derzeit intern.“

Die Bundestagsabgeordnete der Kölner CDU, Serap Güler, wird nicht für den Vorsitz kandidieren. „Wer 22 Wochen im Jahr in Berlin ist, kann nicht nebenbei dieses Amt übernehmen, deshalb bleibe ich dabei, nicht für den Vorsitz zu kandidieren“, erklärt die 44-Jährige. „Florian Braun macht gerade einen hervorragenden Job als Kommissarischer Vorsitzender. Er wäre mit seiner Erfahrung und seiner vermittelnden Art ein Top-Kandidat, um die CDU Köln zusammenzuführen. Natürlich würde ich ihn als Vorsitzenden unterstützen.“ Güler würde ihre Arbeit als stellvertretende Vorsitzende weiter fortführen.

Der zweite Name, der für den Vorsitz gehandelt wird, ist Oliver Kehrl. Der CDU-Mitgliederbeauftragte erklärt, dass die Gespräche diesmal nur in vertraulichen Runden laufen. „Wir sind erfolgreich dabei, maximal Geschlossenheit herzustellen.“ Das Ziel ist, ein gemeinschaftliches Tableau aufzustellen. Doch das ist schwieriger, als man denkt.

Jeder Stadtbezirk möchte sich im Vorstand des Kreisverbands repräsentiert wissen. Bei neun Stadtbezirken, aber auch diversen Parteigruppen wie unter anderem Frauen-Union und Junge Union, aber nur sechs Posten im geschäftsführenden Vorstand, ist das ein knappe Rechnung. Neben dem Vorsitzenden gehören vier Stellvertreter und der Schatzmeister dazu. Zudem hat die CDU sich darauf verständigt, dass der nächste Vorstand eine gleiche Anzahl von Frauen und Männern haben soll.

Teresa de Bellis schließt Kandidatur aus

Fragt man Ratsfrau Teresa de Bellis, die seit März neue Stadtbezirksvorsitzende in Lindenthal ist, ist die Antwort: „Ich werde auf keinen Fall kandidieren“, erklärt die Ratsfrau und verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion. Es wird spannend, welche Frau neben Serap Güler in den Vorstand einzieht. Interessentinnen gibt es viele, Namen die immer wieder fallen sind unter anderem Sandra von Moeller, die 2021 noch im Kölner Süden für den Bundestag kandidierte, Janina Jänsch oder Colette Roeder-Möring, die Vorsitzende der Kölner Frauen-Union. Jänsch ist im aktuellen Vorstand das letzte Überbleibsel von dem, was 2023 noch die inoffizielle innerparteiliche Bewegung „Zukunft: Jetzt“ war. Sie wurde 2023 erstmals Teil des Gremiums und könnte erneut kandidieren.

Ebenfalls neu in den geschäftsführenden Vorstand rückte damals Sebastian Benz vor. Der Wirtschaftsjurist fungierte in den vergangene zwei Jahren als Schatzmeister und würde dies auch gerne weiterhin tun, wie er auf Anfrage erklärt: „Ich würde noch einmal kandidieren und mich freuen, wenn die Mitglieder mich noch einmal wählen.“ Benz war als Schatzmeister auch Leidtragender in der andauernden Debatte über nicht eingezogene Mitgliederbeiträge und hohe Schulden des Kreisverbands. Als Jurist ist er möglicherweise der richtige Mann, um die Altlasten der CDU weiter aufzuarbeiten.

Bevor es am Montag im Vorstand wieder an die Terminfindung geht, treffen sich am heutigen Freitag, 14. März, die Chefs der Stadtbezirke, um mögliche Namen für das Tableau zu diskutieren. Allein das macht ein anderes Bild als der öffentlich ausgetragene Lagerstreit von 2023.