„Hillje Naach“Weihnachten bei den Musikern Peter Brings und Christian Blüm

Brings bei der Arbeit: Stephan Brings (v.l.), Peter Brings, Harry Alfter und Christian Blüm.
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Die beiden Musiker Peter Brings und Christian Blüm sind ein eingespieltes Team. Über ihre aber doch sehr unterschiedlichen Weihnachtstraditionen sprach mit ihnen Thorsten Moeck.
Heiligabend ist der Tag der Rituale. Erst Kirche, dann Bescherung – war das bei Ihnen auch so?
Peter Brings: Kirche war ein schwieriges Thema bei uns. Klar sind wir Heiligabend zur Messe gegangen, aber wir haben damals in der Christinastraße in Nippes in einer Art Wohngemeinschaft mit Priestern gelebt. Jeder hatte seine Wohnung, aber es gab Berührungspunkte. Dadurch ist das Verhältnis meiner Eltern zur Kirche stark beeinträchtigt worden. Wir haben gesehen, was gepredigt und was gelebt wurde. Später war ich aber auch Messdiener in St. Marien.
Christian Blüm: Bei uns wurde Wert auf eine katholische Erziehung gelegt. Aber Weihnachten war das einzige Mal im Jahr, wo wir zur Kirche gegangen sind. Aber ich mochte das, denn es verlieh dem Tag etwas Weihevolles. Und ich konnte es kaum erwarten bis der Pfarrer sagte: Gehet hin in Frieden. Denn dann ging es nach Hause zur Bescherung.
Das Glöckchen gehörte vermutlich dazu.
Peter Brings: Ja, immer gegen 18 Uhr war Bescherung. Ich erinnere mich aber vor allem an lange Gesichter beim Auspacken. Sofort hieß es: Wo kann ich das umtauschen.
Christian Blüm: Wir haben meistens im Arbeitszimmer meines Vaters auf die Bescherung gewartet. Irgendwann musste mein Vater dann immer aufs Klo und kaum war er draußen, klingelte das Glöckchen und er hat sich jedes Mal sehr geärgert, diesen Moment wieder verpasst zu haben. Es hat lange gedauert bis wir kapiert haben, dass er selbst klingelt. Später haben hatten wir mal eine Schnur aus dem Fenster am Haus entlang nach unten gelegt und eine Klingel dran befestigt. Als mein Vater dann wieder ankündigte, dass er aufs Klos muss, klingelte es plötzlich. Er fand das gar nicht witzig. Aber mit meinem Sohn habe ich es später genauso gemacht.
Wenn sich die Familie trifft, liegen manchmal Spannungen in der Luft. War bei Ihnen die Festtagsstimmung manchmal gefährdet?
Christian Blüm: Weihnachten ist das große Familienfest. Und weil das so ist und alle nach Hause kommen, ist die Erwartungshaltung wahnsinnig hoch. Dann trinkt man drei Glühwein und es fällt der Satz: Was ich dir übrigens schon immer mal sagen wollte.
Peter Brings: Und das funktioniert nie. Spätestens da sollte man abbrechen und gehen. Mein Opa hatte uns mal einen Plastikroboter geschenkt, aus dem schießende Panzer rauskamen. Mein Vater, ein absoluter Pazifist, ist komplett ausgeflippt und hat sich aufgeregt, wie man so etwas Kindern schenken könne. Da war die Party eigentlich schon gelaufen.
Duftet Sie als Kindern den Baum mitschmücken oder war das Sache des Christkinds?
Peter Brings: Das haben wir Heiligabend zusammen gemacht. Bei den Eltern meiner Mutter gab es für jede Kugel einen Schnaps. Da kann man sich vorstellen, wie es aussah, wenn drei Mann den Baum geschmückt haben. Überhaupt wurde viel durcheinander getrunken. Zum Essen gab es dann Rotwein und anschließend noch Kölsch.

Die heilige Familie auf Kölsch: Peter Brings ist der Heilige König Caspar und Christian Blüm das Christuskind. Das Foto entstand 2008 im Zoo.
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Kommt immer noch die ganze Familie zusammen?
Peter Brings: Ja, da wird drei Tage durchgefeiert. Das finde ich sehr schön, denn man trifft sich. Und ich habe die Möglichkeit, die Eltern zu beschenken und ein bisschen was zurück zu geben. Die Oma macht die besten Kaninchen der Welt, obwohl sie selbst keins isst.
Wird vor dem Tannenbaum gesungen?
Christian Blüm: Ja, auf jeden Fall. Es wurde falsch und beinhart gesungen. Das gehörte dazu. Und bei uns gehörte es dazu, nach der Kirche noch eine kleine Runde durch den Wald zu gehen und in die beleuchteten Wohnzimmer zu gucken.
Peter Brings: In Nippes gibt es keinen Wald.
Ist Heiligabend noch mit einem besonderen Gefühl verbunden, so wie früher als Kind?
Peter Brings: Das bewahrt man sich. Genau wie die Kinder gerne ans Christkind glauben, auch wenn sie vielleicht längst wissen, dass es nicht wirklich die Geschenke bringt. Das ist ein Stück heile Welt, die man sich erhält. Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Kinder ihre Geschenke auspacken und sich freuen. Ein geiler Moment.
Schalt den Fernseher aus, setz dich zu mir hin, heißt es in Ihrem Lied „Liebe gewinnt“. Das ist doch wie Weihnachten.
Peter Brings: Genau. Aber bei uns laufen Heiligabend die 30 besten Weihnachtshits in Schleife. Ganz grauenvoll finde ich deutsche Weihnachtslieder, aber meine Tochter liebt sie, weil sie dann mitsingen kann. Dann läuft halt „Weihnachtsbäckerei“.
Gab es besondere Geschenke, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Christian Blüm: Als klar war, dass ich Schlagzeug spielen möchte, musste ich über zwei Jahre alle Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke bündeln, um mir dann ein Schlagzeug wünschen zu können. Das war aber kein gutes Schlagzeug. Irgendwann bekam ich dann Weihnachten meine erste richtig gute Snare geschenkt, da hatte ich nicht mit gerechnet. Das war das Schönste, was ich je bekommen habe. Wahnsinn. Und die hatte ich irgendwann in einer Idiotie mit einem Band-Kollegen eingetauscht. Inzwischen ist er Kinderarzt in Hamburg. Vor zwei Jahren meldete er sich und hat angeboten, die Trommel zurück zu tauschen. Da ist das original Fell drauf. Die gebe ich nie mehr her.
Peter Brings: Das schönste Geschenk war für mich ein Kran von Fischertechnik.
Wird das Essen jedes Jahr neu verhandelt oder ist das Ritual?
Peter Brings: Es gibt Kaninchen oder Rinderbraten. Die Kinder essen kein Kaninchen, das wollen sie nicht essen.
Christian Blüm: Bei uns gibt es Raclette. Und früher haben wir Fondue gemacht. Das war auch jedes Mal kurz vor dem Hausbrand.