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„Ein Disneyland für Gamer“Was die Gamescom in Köln in diesem Jahr zu bieten hat

Lesezeit 5 Minuten
Die Kölner Messe erwartet Hunderttausende Besucher.

Die Kölner Messe erwartet Hunderttausende Besucher.

Das weltgrößte Spieleevent zieht bis zum 25. August wieder Hunderttausende Gaming-Fans nach Köln. Wir haben uns auf der Messe umgesehen und stellen eine Auswahl der Top-Titel von großen und von unabhängigen Entwicklerstudios vor.

Die einen streifen als grimmiger Detektiv durch eine dystopische Großstadt und lösen Kriminalfälle. Die anderen kämpfen auf einem Wüstenplaneten ums Überleben, verfolgt von riesigen Sandwürmern, die unvermittelt aus dem Boden schießen. Und wieder andere schlüpfen in die Rolle eines böhmischen Knappen und müssen durch das ausgehende Mittelalter navigieren.

Das Spiel Dune: Flucht vor Raktenwürmern.

Das Spiel Dune: Flucht vor Raktenwürmern.

Die Videospiele, die auf der Gamescom — dem größten Gamingevent der Welt —vorgestellt werden, lassen die Spielerinnen und Spieler in neue Rollen schlüpfen, in fantastische Welten eintauchen und unzählige Geschichten erleben. Die Bandbreite dessen, was die über 1400 Ausstellenden nach Köln mitgebracht haben, ist riesig. Egal, ob großer Entwickler mit Platzhirsch-Status oder kleines, unabhängiges Studio: Alle wollen den Gamingfans das bestmögliche Spieleerlebnis bereiten. „Die Stimmung ist schon jetzt hervorragend“, zeigt Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver Frese bereits nach dem ersten Messetag mit der Resonanz zufrieden.

Gamescom Köln: Kämpfe gegen scheinbar übermächtige Monster

Wenn man Gamescom-Besucher Max fragt, auf welches Spiel er sich am meisten freut, muss er keine Sekunde überlegen. „Genau das hier“, sagt er und zeigt auf ein riesiges Banner am Eingang der Koelnmesse, das einen Ausschnitt des Spiels „Monster Hunter: Wilds“ zeigt. Darin schlüpft der Spieler in die Rolle eines Helden, der, wie der Titel bereits vermuten lässt, verschiedenen Monstern den Garaus machen muss. „Ich mag, dass ich das Spiel kooperativ mit meinen Freunden spielen kann — dann muss ich nicht immer nur gegen sie kämpfen“, lacht Max. Vor dem Stand des Entwicklerstudios Capcom hat sich bereits eine schier endlose Schlange von Besuchern gebildet, die „Monster Hunter“ testen wollen — auf der Gamescom ist das erstmals möglich.

Für Daniel und Moritz, die aus Heidelberg und Mannheim nach Köln gereist sind, hat das Spiel, das 2025 auf den Markt kommen soll, einen großen Nostalgiefaktor: „Ich spiele die ‚Monster Hunter‘-Reihe schon seit ich zwölf bin zusammen mit meinen Freunden“, erklärt Daniel. Für ihn gebe es nichts Zufriedenstellenderes, als ein übermächtiges Monster nach einem langen Kampf endlich zu besiegen. „Auch die Entwicklung der verschiedenen Kampfstile ist bei dem Spiel cool“, meint Moritz.

Gamescom in Köln: Zusammen gamen macht einfach mehr Spaß

Hier spiegelt sich eines der großen Leitthemen der Gamescom 2024 wieder: „Die größte Gemeinschaft der Welt.“ Das kooperative und gemeinschaftsstiftende Element des Gamings steht für viele Spieler im Vordergrund.

Mittelalter-Rollenspiel „Kingdom Come: Deliverance 2“ wird mit Ritterkämpfen beworben

Mittelalter-Rollenspiel „Kingdom Come: Deliverance 2“ wird mit Ritterkämpfen beworben

Auch für einen Einblick in den Sci-Fi-Titel „Dune: Awakening“ nehmen die Besucherinnen und Besucher lange Wartezeiten in Kauf. Viele von ihnen sind Fans der „Dune“-Buchreihe und der gleichnamigen Filme mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle, die sich als echte Kassenschlager erwiesen haben. „Dune: Awakening“ spielt im selben Universum wie die Filme und Bücher, jedoch in einer alternativen Realität, so dass nicht alle bekannten Charaktere aus dem Franchise auftreten. „Man muss sich im Spiel entscheiden, ob man sich Freunde oder Feinde machen will“, erklärt Oscar Guardiola Serra vom norwegischen Entwicklerstudio Funcom. „Man startet mit nichts und muss in dieser Welt überleben.“ Geplant sei, das Spiel für den PC und diverse Konsolen im Jahr 2025 auf den Markt zu bringen.

Der vielleicht gefährlichste Gegner, mit dem es die Spieler zu tun bekommen: die riesigen Sandwürmer. Ein Exemplar wacht mit aufgerissenem Maul voller messerscharfer Zähne über den Funcom-Stand, vor dem sich die neugierigen Besucher versammelt haben. „Die Gamescom ist ein Disneyland für Gamer“, sagt einer von ihnen, Johannes aus Reutlingen, lachend.

Er ist erklärter Fan der „Dune“- Bücher und Filme und freut sich auf die Möglichkeit, in das Universum einzutauchen und damit interagieren zu können. Freundin Leonie ist vor allem gespannt darauf, wie die Designer das Spiel grafisch und technisch gestaltet haben. „Dune: Awakening“ wurde nämlich mit einem relativ neuen Grafik-Triebwerk, der Unreal Engine 5, entwickelt. „Nicht alle schaffen es, das gut umzusetzen“, findet Johannes.

Gamescom: Auch Historienfans kommen auf ihre Kosten

Geschichts-Fans kommen bei Titeln wie dem Rollenspiel „Kingdom Come: Deliverance 2“ auf ihre Kosten. Der Messestand des tschechischen Studios Warhorse ist gestaltet wie ein Mittelaltermarkt: ein Schmied hämmert auf seinen Amboss ein, Besucher stellen sich für lustige Fotos an einen Pranger und zwei Ritter messen sich im hitzigen Schwertkampf. Doch davon soll man sich nicht täuschen lassen: „Mit wildem Um-sich-schlagen kommt man in dem Spiel nicht weiter“, erklärt Mitarbeiter Frank Berliner. Stattdessen gehe es viel mehr darum, in der Rolle des aufstrebenden Ritters Heinrich strategisch zu denken, kluge Entscheidungen zu treffen „und mit den Konsequenzen zu leben“, erklärt Berliner. Warhorse habe für „Kingdom Come“ weniger Wert auf Fantasy als auf eine geschichtsträchtige Handlung gelegt. Man solle ein „immersives, realistisches“ Gefühl für das Mittelalter bekommen. Dafür, so Berliner, sei das Studio auch von Historikern beraten worden.

Doch nicht nur große Unternehmen mit hunderten Mitarbeitern sind auf der Gamescom vertreten. Das zeigt ein Blick in Halle 10, die den Indie-Games, also den Spielen von unabhängigen Entwicklern, gehört. Hier wird deutlich, wie viel Energie und Leidenschaft die Entwickler in ihre Produktionen stecken, obwohl ihnen nicht das Budget und der Bekanntheitsgrad von größeren Unternehmen zur Verfügung steht. Etwa das düster-dystopische Detektivspiel „Neon Blood“ und seine kreative Pixel-Grafik wurden von nur drei Entwicklern konzipiert und programmiert, die gemeinsam das spanische Entwicklerstudio ChaoticBrain bilden. In ihrem Game spielt der Spieler den Ermittler Axel McCoin, der in einer gefährlichen Stadt seine Fälle löst.

Im dem fantasiereichen Kartenspiel „Once Upon a Rogue's Tale“des Studios PolyPirates geht es derweil darum, klassischen Märchen eine neue, diversere Perspektive zu geben. „Unser Rotkäppchen braucht keinen Jäger“, sagt Co-Gründerin Sarah Klomp lachend. Alle Charaktere des Spieles haben ihre ganz eigenen Fähigkeiten, mit denen sie vielfältige Aufgaben meistern können. Die unabhängigen Entwickler, so sagt Sarah Klomp, kennen und unterstützen einander – von Konkurrenzdenken keine Spur.

Auf der Gamescom seien alle „wie eine große Familie“. Sie betont auch die Mühe, die die kleinen Studios in ihre Spiele investieren: „Hier steckt Herzblut drin, wir machen hier keinen Job, sondern unseren Traum“, sagt Klomp. „Allein fürs Geld würde das niemand tun.“