Beim Comedy-Festival liest Thalbach aus dem ersten Buch der „Miss Merkel“-Reihe. 2023 war sie erstmals als Bundeskanzlerin in der Verfilmung zu sehen.
„Ich bin ja keine Comedienne“Warum Katharina Thalbach beim Cologne Comedy Festival auftritt
So geht Tiefstapeln für Fortgeschrittene: „Ich bin ja keine Comedienne“, sagt Katharina Thalbach. „Hoffentlich sind die Leute nicht enttäuscht.“ Derartige Sorgen dürften unbegründet sein, wenn sie am 24. Oktober im Rahmen der „Comedy Readings“ erstmals zu Gast beim Cologne Comedy Festival ist und aus „Mord in der Uckermark“, dem ersten Krimi der „Miss Merkel“-Reihe von David Safier, liest.
Spätestens, seit Thalbach 2023 in der Buchverfilmung erstmals als Bundeskanzlerin a. D. zu sehen war, die ihrer neuen Leidenschaft als Hobby-Detektivin frönt, gibt es kaum noch jemanden, der sie nicht mit der Romanfigur identifiziert. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Idee aufkam, Thalbach und „Miss Merkel“ auch auf die Lesebühne zu bringen. „Also habe ich eine Lesefassung gemacht, die mit einem richtig schönen ‚Cliffhanger‘ endet. Damit die Leute sich anschließend den Film anschauen oder das Buch kaufen.“
Cologne Comedy Festival: Katharina Thalbach liest David Safier
Wer Thalbach schon einmal als Schauspielerin erlebt hat – sei es als „Miss Merkel“ oder in ihren anderen unzähligen Rollen – weiß auch, wie sehr sie mit Stimme, Mimik und Gestik darin aufgeht. Beim Lesen fallen aber zwei dieser Ausdrucksmittel weitgehend weg. Wie schafft sie es, nur mit ihrer Stimme zu arbeiten und sich ansonsten zurückzuhalten? „Manchmal zuckt es schon in den Gliedern“, gibt sie zu. Letztlich sei aber alles nur eine Frage des Trainings. Und sie genieße diese Abende, an denen sie „einfach Katharina Thalbach, die David Safier liest“ sei und nichts außer einem Buch und einem Mikro brauche – „und hoffentlich ein gutes Leselicht - meine Augen sind auch nicht mehr die besten.“
Obwohl Thalbach sich optisch stark von der Ex-Bundeskanzlerin unterscheidet, wirkt sie in dieser Rolle sehr authentisch. „Bis auf die Stimme“, sagt sie lachend. Ansonsten aber habe Merkel es ihr leicht gemacht, sie treffend darzustellen. „Sie hat ja diese seit Jahren gleichbleibende Frisur und ihre typischen Blazer, die sich nur in der Farbe unterscheiden. Das hilft enorm!“
Dazu komme, dass sie zu Angela Merkel durchaus eine Verbundenheit spüre. Schließlich seien sie beide in der DDR aufgewachsen und fast gleich alt. „Ich bin nur ein halbes Jahr älter – ich hätte sie also früher in der Krippe ärgern können“, scherzt Thalbach. Aber selbst das hätte vermutlich nichts an der großen Sympathie geändert, die heute zwischen beiden herrscht. Die „Miss Merkel“-Filme hat die frühere Kanzlerin nicht gesehen. Doch gab es schon persönliche Begegnungen, bei denen Thalbach Merkel stets als zugewandte Person mit viel Humor und Selbstironie erlebte. Merkel wiederum habe schon zu DDR-Zeiten den Lebensweg von Thalbach und ihrem damaligen Lebenspartner Thomas Brasch verfolgt.
Dritter „Miss Merkel“-Fall soll 2025 verfilmt werden
Zwei „Miss Merkel“-Fälle sind bereits abgedreht, der dritte, „Mord auf hoher See“ soll im kommenden Jahr verfilmt werden. „Dann muss ich aufs Schiff – dabei werde ich doch so schnell seekrank. Hoffentlich merken die Zuschauer nichts.“ Nicht nur in Deutschland kommen die Filme gut an. In Italien wurden sie bereits erfolgreich ausgestrahlt und der britische und sogar der US-Markt haben auch schon Interesse signalisiert. Eine enorme Bestätigung, wenn man bedenkt, dass in den USA sonst selten europäische Originalverfilmungen ins Kino kommen, sondern die Handlung mit den omnipräsenten Gesichtern des US-Kinos lieber neu verfilmt wird. „Die haben da drüben aber auch nicht so viele kleine rundliche Schauspielerinnen, die für die Rolle infrage kämen“, stellt Thalbach lachend fest, „Céline Dion geht schon mal nicht.“
Auf die „Comedy Readings“ freut sich die Berlinerin noch aus einem weiteren Grund: Sie ist bekennender Köln-Fan. Seit sie 1978 erstmals von Jürgen Flimm ans Schauspiel Köln geholt wurde, stand sie hier immer wieder auf der Bühne und vor der Kamera und inszenierte mehrmals an der Kölner Oper. Fragt man sie, was ihr an der Domstadt gefällt, antwortet sie mit einer langen Aufzählung, die von den Romanischen Kirchen bis hin zur Herzlichkeit der Menschen reicht. Katharina Thalbach – im Herzen Kölnerin? „Nicht ganz“, schränkt sie ein. „Mit dem Karneval kann ich wirklich gar nichts anfangen. Immer wenn ich über Karneval in Köln arbeiten musste, habe ich mich mit Essen und Trinken bevorratet und bin drei Tage nicht vor die Tür gegangen.“
Zur Person
Katharina Thalbach wurde am 19.1.1954 als Tochter eines Regisseurs und einer Schauspielerin in Ost-Berlin geboren, wo sie bereits als Kind erste Theater- und Filmrollen spielte. 1976 übersiedelte sie nach Westberlin, 1979 gelang ihr mit der Günter-Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ der Durchbruch. Thalbach lebt in Berlin.
Am 24. Oktober liest sie im Rahmen des Cologne Comedy Festivals aus „Miss Merkel: Mord in der Uckermark“, Tickets unter www.comedy.cologne