Weihnachten 2023 ist für Bethlehem eine traurige Zeit. Wo früher bis zu zwei Millionen Menschen die Geburt Christi feierten, werde nun nur eine Messe um Mitternacht gelesen.
Kein Glanz in der GeburtsstadtVerein Köln-Bethlehem berichtet über die Lage in der Partnerstadt
Keine Tanne vor der Geburtskirche, kein Lichterglanz in den Straßen, keine Pilgerumzüge. Stattdessen leere Hotels und niemand, der Andenken kauft. Weihnachten 2023 ist für Bethlehem eine traurige Zeit. Wo früher bis zu zwei Millionen Menschen die Geburt Christi feierten, werde nun nur eine Messe um Mitternacht gelesen. Denn Bethlehem liegt im Gebiet der palästinensischen Autonomiebehörde.
Genauer hinschauen, wünscht sich Albrecht Schröter. Der ehemalige Oberbürgermeister von Jena ist Vorsitzender des Städtepartner-schaftsvereins Köln-Bethlehem. Denn die Geburtsstadt Jesu ist seit August 1996 eine der Partnerstädte Kölns. Und, wie Geschäftsführer Michael Kellner unterstreicht, eine Verbindung von Bethlehem zu der Stadt mit dem Schrein der Heiligen Drei Könige und Kronen im Wappen liege durchaus nahe.
Während die Christenheit weltweit Krippen wie die aus Bethlehem aufstellt, sei die Geburtsstadt Jesu für Besucher gesperrt. Nach der Ent-führung und Ermordung von über 1200 Israelis durch die Hamas aus Gaza, die der Verein sofort und scharf mit Erschütterung über Brutalität und Menschenverachtung verurteilt hat, stünden alle Ein- und Ausgänge unter israelischer Militärkontrolle, sagt Schröter. „Die Wirtschaft ist am Nullpunkt.“
Die hohe Arbeitslosigkeit von 60 Prozent erhöhe den Druck. Man sorge sich um die Menschen im Westjordanland, die sich einer kollektiven Bestrafung ausgesetzt fühlten. Der Verein stehe im ständigen Austausch mit Freunden in Bethlehem, die von einer angespannten Situation berichteten. Nahezu jeden Tag gebe es nach diesen Schilderungen Razzien, Palästinenser würden verhaftet. Auch israelische Hardliner aus den etwa 20 illegal errichteten Siedlungen rund um die Stadt griffen palästinensische Häuser am Stadtrand von Bethlehem an. Besonders bei den Kindern bestimmten Angst und Frust das Leben der Menschen in und um den Geburtsort eines Friedensfürsten.
„Bethlehem ist leer und trauert um den Verlust aller unschuldigen Palästinenserleben“, habe der palästinensische Fotograf Elias Halabi dem Verein geschrieben. „Wir haben genug zu essen und zu trinken,“ teilte das Palingual-Center mit, eine Einrichtung, die Kinder und Jugendliche psychisch unterstützen will. Oft seien Schulen und Geschäfte aus Trauer geschlossen. Kürzlich sei „ein acht Jahre altes Mädchen erschossen“ worden. Es habe zuvor Steine geworfen.
L'Arche Bethlehem, ein Zentrum für Menschen mit geistiger Behinderung, habe bisher einen Teil seiner laufenden Kosten durch Verkäufe von Filzschmuck aus Schafwolle erlöst. Aber ein Verkauf auf den Weihnachtsmärkten in Köln habe nicht geklappt, ergänzt Kellner.
Kontakt auch nach Tel Aviv geplant
„Das Glück des einen Volkes hängt vom Glück des anderen ab. Es müsste einen Staat geben, mit gleichen Rechten für alle“, sagen beide. Aber was passiere dann mit den Siedlern, die von Staat und Militär Israels unterstützt würden. Wie sieht es aus mit gemeinsamen Initiativen mit den Kölnern, die in ständigem Kontakt mit einer weiteren Partnerstadt, Tel Aviv in Israel, sind? „Seit dem 7. Oktober hatten wir keinen Kontakt“, räumt Schröter ein. Aber er wolle sich gleich im neuen Jahr darum bemühen. „Wir geben den Gedanken nicht auf, trilaterale Begegnungen Bethlehem-Köln-Tel Aviv zu schaffen.“
Eins scheint heute schon klar: Irgendwann werde Bethlehem, vielleicht sogar ganz Israel und Palästina, nahezu christenfrei sein. Nur noch 1,5 Prozent der Menschen im Heiligen Land bekennen sich zum Christentum, davon 6000 Menschen in der Stadt im „judäischen Land, der Stadt Davids, die da heißt Bethlehem“ – so steht es im Lukasevangelium in der Bibel geschrieben.