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Das letzte Relikt der Stadtmauer am RheinVerein „Fortis Colonia“ sammelt Spenden für Erhalt der Zollpforte aus dem Mittelalter

Lesezeit 4 Minuten
Ein Rest der Stadtmauer aus dem Mittelalter.

Die einstige Zollpforte ist der letzte sichtbare Rest der rheinseitigen Stadtmauer aus dem Mittelalter.

Fortis Colonia plant die Instandsetzung der historischen Kölner Zollpforte, einzige verbliebene Spur von Kölns mittelalterlicher Rheinmauer, und hat ein Spendenkonto eröffnet.

Das Kölner Rheinpanorama ist heute ein beliebtes Fotomotiv. Doch schon seit der Römerzeit wendet die Stadt ihre schönste Seite dem Fluss zu. Der war schließlich über Jahrhunderte Hauptverkehrsachse und wichtige Handelsstraße. Hauptbestandteil dessen, was etliche Reisende als erstes vom Wasser aus von Köln sahen, war die Stadtmauer. Von der Römermauer am Rhein ist nichts mehr übrig. Und auch was von der mittelalterlichen Stadtmauer Richtung Osten geblieben ist, ist kaum der Rede wert – und deshalb umso erhaltenswerter.

Das meint jedenfalls Henriette Meynen. Die einstige wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Stadtkonservator Köln macht auf ein wenig beachtetes Bauwerk aufmerksam, das aktuell in wenig gutem Zustand ist. 3,20 Meter hoch, 5,55 Meter lang und 3,25 Meter tief, ist es auf dem Thurnmarkt, einer platzartigen Straßenerweiterung an der Rheinuferstraße, zu finden, flankiert von zwei Bäumen. „Die Zollpforte ist das letzte ganz erhaltene Relikt einer einst drei Kilometer langen großartigen Befestigung entlang des Kölner Rheinufers“, erklärt Meynen.

Das Hochmittelalter war eine Blütezeit Kölns. Die romanischen Kirchen entstanden. Und die Stadt wuchs, bis sie schließlich eine neue Stadtmauer brauchte. Eine wuchtige Barriere zur Verteidigung gegen Angreifer. Zum Rhein hin zeigte diese aber ein besonders leichtes Gesicht. „Gegen Ende des Mittelalters hatte sich die rheinseitige Stadtmauer zu einer Anlage mit einer ganz besonders ansprechenden Fassade entwickelt“, erläutert Meynen.

Stadtansicht von Anton Woensam, Zollpforte bis Markmannsgassenpforte, Holzschnitt von 1531

Mit zahlreichen Häusern und Türmen überbaut war die mittelalterliche Stadtmauer Kölns an der Rheinseite. Auf dem Holzstich von Anton Woensam ist die Zollpforte links oberhalb der Schiffe zu sehen.

Sie berichtet vom bunten Treiben am Rheinufer, an dem etliche Schiffe mit unterschiedlichsten Waren be- und entladen wurden. „Die Mauer war besonders in der Nähe der vielen Marktplätze von kleinen und größeren Pforten durchbrochen. Dazu kommen Fensteröffnungen und Schmuck, zumeist in Reliefform.“ An die Stadtmauer gebaut waren Wohn- und Geschäftshäuser, die teils als Steinbauten, teils als Fachwerk die Mauer überragten. Die Anwohner legten sich hier kleine Vorgärten an. Gemütliche erhöhte Sitzplätze mit Blick auf den Fluss entstanden.

Allein von der ehemaligen Pracht übrig geblieben ist die sogenannte Zollpforte, die vom Hafengelände zum Thurnmarkt führte. „Sie veranschaulicht heute noch, wie die untere massive Basaltzone der Mauer ausgesehen hat und wie dick sie war“, erklärt Meynen. Erstmals erwähnt wurde sie um das Jahr 1300. Dann aber verschwand die Zollpforte unter Bodenaufschüttungen. Über ihr entstanden Wohnhäuser, während das mittelalterliche Relikt in Vergessenheit geriet.

Wiederentdeckt worden war dieses Kleinod der Stadtgeschichte, als 1964 die Rheinuferstraße erweitert wurde, um Köln zur autogerechten Stadt zu machen. Groß war die Überraschung, als sich im Untergrund verschüttet das komplett erhaltene Törchen fand, ein unbewehrter Mauerdurchgang an einer Stelle, wo keine direkte Gefahr vom Rhein aus drohte. „Hätte sich über den Fluss ein Feind genähert, wäre dieser durch die Ark des Kuniberts- oder Bayenturms gestoppt worden“, erläutert Meynen. Der Stadtkonservator ordnete damals an, das Tor zehn Meter weiter nach Westen zu versetzen, auf den mittlerweile zum Rhein hin offenen Thurnmarkt.

Wurzeln greifen Substanz der Steine an

Bedroht ist dieses letzte Zeugnis der ehemaligen Visitenkarte der Freien Reichsstadt vor allem durch Vernachlässigung, wie Roland Schüler eindringlich vor Augen führt. Der Vorsitzende des Vereins Fortis Colonia, der sich seit über 14 Jahren dem Erhalt der verschiedenen Befestigungsanlagen Kölns von der Römer- bis zur Preußenzeit widmet, mahnt: „Viele Forts von Köln liegen zwar im Landschaftsschutzgebiet, sind aber als Bauwerke keine Landschaft. Auch wenn in manchen Forts Bäume und Büsche aus dem Mauerwerk wachsen.“

Auch die ausgegrabene und versetzte Zollpforte wurde seit ihrer Wiederauffindung beständig von unterschiedlichen Pflanzen bewachsen. Was pittoresk aussieht, birgt Gefahren, denn die Wurzeln dringen in die Fugen ein und greifen auch die Substanz der Steine an. „Infolgedessen ist die Schadensbilanz der Zollpforte heute umfangreich“, klagt Meynen, die Ehrenvorsitzende von Fortis Colonia. „Um Standfestigkeit und den Erhalt auch für die nächsten Generationen zu gewährleisten, kommen wir um eine Sanierung nicht herum.“

Fortis Colonia hat ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem die Rettung dieses letzten Relikts der mittelalterlichen Rheinmauer unterstützt werden kann.