Bei der Aktion des Jobcenters Köln konnten Jobsuchende direkt ins Gespräch mit Unternehmen kommen. Nach zehn Minuten entscheidet sich dann, ob die Arbeitsbeziehung folgt.
Aktion des JobcentersSuche nach dem perfekten Arbeitsplatz – so läuft das Speed Dating in Köln
Ein erster Händedruck, ein 10-minütiges Gespräch und dann hoffentlich ein neuer Job: Für das Job Speed Dating vergangenen Mittwoch sind rund 1000 Kundinnen und Kunden des Jobcenters Köln in das Rhein-Energie-Stadion gekommen. Dabei ging es um ein erstes Annähern und Kennenlernen von Arbeitnehmenden und -gebenden. Bereits zum 14. Mal fand die Veranstaltung statt.
Bewerbung in mehreren Schritten
Das Job Speed Dating ist aus mehreren Modulen aufgebaut. Bevor es ins Stadion geht, haben die Teilnehmenden Vorbereitungsseminare. Dazu zählen zwei persönliche Termine bei dem Bildungspartner des Jobcenters, der Wirtschaftsakademie am Ring. Dort gehen Mitarbeitende gemeinsam mit den Jobsuchenden Unterlagen wie Lebenslauf und Motivationsschreiben durch. Bereits in diesem Vorbereitungsprozess kann es sein, dass sie einen passenden Job finden. Das Job Speed Dating ist sehr beliebt: Nicht alle Interessenten konnten letztendlich an der Veranstaltung teilnehmen. Auswahlkriterium sei laut Jobcenter in erster Linie die Motivation der Bewerbenden.
Bereits im Vorfeld konnten sich die Teilnehmenden bei den Arbeitsgebenden für ein 10-minütiges Gespräch mit den Arbeitgebenden anmelden. Einer von ihnen ist der Ukrainer Yevhenii Milanenko. Er ist 2022 nach Deutschland gekommen, ohne Deutschkenntnisse. Mittlerweile steht er vor seiner Prüfung im Sprachlevel B2. Milanenko hat bereits ein Jahr als Lieferfahrer in Köln gearbeitet, dann sei die Firma insolvent gegangen und alle Mitarbeitenden entlassen worden. „Mein Ziel war es immer zu arbeiten und Geld zu verdienen“, sagt Milanenko. Deswegen ist er beim Job Speed Dating und hofft auf eine gute Stelle. Am Nachmittag standen für ihn Gespräche unter anderem mit der Deutschen Bahn und der Bundeswehr an.
Abläufe sind digitalisiert
Das Jobcenter reagiert auch auf Veränderungen in der Arbeitswelt. Die Kundinnen und Kunden erlangen digitale Kompetenzen während des gesamten Prozesses. Beim Job Speed Dating sollen sie in der digitalen Welt ankommen. Alle Abläufe sind digitalisiert. Am Eingang erhalten die Suchenden eine persönliche Karte, auf der ihre Daten und Unterlagen gespeichert werden. Wenn sie bei den Arbeitsgebenden am Tisch sitzen, können diese die Karte scanen und die Informationen abrufen. Neben dem Lebenslauf wird dort auch schon angezeigt, inwieweit die Person zu dem Jobprofil passt.
Arbeitgebende werden selbst aktiv
Die Besonderheit beim Job Speed Dating im Gegensatz zu gewöhnlichen Bewerbungsprozessen: Die Arbeitgebenden können selbst aktiv auf Jobsuchende zugehen. Bereits vorab können sie auf die digtiale Datenbank mit den Informationen der Suchenden zugreifen und diese auch kontaktieren. Das sei besonders für Langezeitarbeitslose eine positive Erfahrung, wie Martina Würker berichtet. „Der Kontakt vorab gibt Selbstbewusstsein für die Folgegespräche“, berichtet sie.
Unter den Arbeitgebenden ist auch das Landesamt für Finanzen NRW. Dessen Zentralabteilungsleiter Jan Philipp Tockmitt stellte die Bedeutung der persönlichen Gespräche mit den Jobsuchenden heraus. Sie waren sogar so begeistert von dem Konzept des Job Speed Datings, dass sie selbst sogenannte Schnuppertage eingeführt haben. Interessierte einer Stellenausschreibung können dann an einem Tag in der Behörde vorbeischauen und direkt von Gesicht zu Gesicht mit der Personalabteilung sprechen. „Am liebsten würden wir hier schon Verträge ausstellen“, erklärt Tockmitt. Das ist aber nicht möglich. Wenn es zwischen Arbeitgebenden und -nehmenden „gefunkt“ hat, können sie ein offizielles Vorstellungsgespräch im Unternehmen vereinbaren.