Die Kölner Kohorten-Studie soll den allgemeinen Gesundheitszustand in der Kölner Bevölkerung abbilden. Aktuell steigt die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle stark an.
Mehr Corona-FälleStudie erfasst die Gesundheitsdaten von Kölnerinnen und Kölnern - Teilnehmer gesucht
Erkältungswellen erkennen die meisten zuerst daran, dass Arbeitskolleginnen und -kollegen ausfallen, dass sich die Krankmeldungen im Freundes- und Bekanntenkreis häufen oder dass wieder mehr Menschen eine Maske in der Bahn tragen. Handfest wird es aber erst dann, wenn echte Daten zusammengetragen werden. In Köln passiert das schon länger: Die Kölner Kohorten-Studie sammelt Gesundheitsdaten von freiwilligen Teilnehmern. Auch um aus dem subjektiven Empfinden eine messbare Erhebung zu bekommen.
Studienleiter Prof. Dr. Martin Hellmich aus dem Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik vergleicht die Kölner Kohorten-Studie gerne mit einem Feuermelder. „Wir bekommen ein Signal und können darauf entsprechend reagieren“, sagt Prof. Hellmich. Die gemeinsame Studie der Uniklinik Köln und des städtischen Gesundheitsamtes hat sich weiterentwickelt. Sie startete 2021 während der Corona-Pandemie als Frühwarnsystem und lieferte Hinweise zu Inzidenzen. Finanziert wurde sie zunächst durch Forschungsgelder vom Bund, inzwischen sind es Landes- und städtische Mittel.
Zwischen 2021 und 2023 wurden insgesamt mehr als 50.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger per Post vom Gesundheitsamt angeschrieben. Die Teilnahme war und ist freiwillig. „Zu Beginn ging es hauptsächlich darum, die Dunkelziffer der Infektionen mit SARS-CoV2 zu ermitteln“, so Hellmich. 2021 hatten sie sogar noch Corona-Test-Kits per Post versendet. Seit Januar 2024 soll die Cologne Corona-Surveillance (CoCoS) nun eine weitere Aufgabe übernehmen: das Gesundheitsmonitoring für die Stadt Köln. Dieses soll wertvolle Erkenntnisse für die öffentliche Gesundheit liefern, die Versorgung verbessern und dazu beitragen, auf kommende Pandemien besser vorbereitet zu sein.
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Anonymer Fragenbogen
Die Teilnehmenden beantworten wöchentlich anonym und unter einem selbstgewählten Pseudonym eine Handvoll Fragen zu ihrem Gesundheitszustand, zu Atemwegserkrankungen, aber auch zu der subjektiven Einschätzung der Lebensqualität und der Stimmungslage. „Es geht nicht nur um die Abfrage von Symptomen“, so Studienleiter Hellmich. „Eine Erkrankung hat oft auch Auswirkungen auf die Psyche. Was sie mit den Menschen macht, kann manchmal viel schwerwiegender sein.“ Die Kölner Kohorten-Studie könne durch die variable Fragenstellung in der Zukunft auch über Krankschreibungen oder Fehltage bei der Arbeit Auskunft geben. „In den Sommermonaten können wir über die wöchentlichen Fragen zum Beispiel auch Auswirkungen von Hitze abfragen“, sagt Hellmich im Hinblick auf den Klimawandel.
Aktuell stehen jedoch die Atemwegserkrankungen im Fokus. Besonders wertvoll sei die Studie, weil sie auch positive Selbsttests erfasse, die nicht an offizielle Stellen gemeldet werden. Die Ergebnisse der vergangenen Woche verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Corona-Fällen. 30 Prozent der Befragten haben derzeit eine Atemwegserkrankung. Diese Zahl spiegelt auch die jüngsten Entwicklungen der dem städtischen Gesundheitsamt gemeldeten Nachweise und dem Abwassermonitoring wider, die ebenfalls von einem Anstieg der Viruslast im Abwasser berichten (siehe Infotext).
Studie zunächst bis Januar 2027 geplant
Etwa 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer antworten aktuell auf die wöchentlichen Fragen. Seit Anfang des Jahres sind rund 35.000 Meldungen zum Gesundheitszustand eingegangen. Es sollen jedoch noch mehr werden. Zuletzt hat die Stadt alle städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeschrieben. Der Datenschutz sei bei so sensiblen Gesundheitsdaten besonders wichtig, sagt Hellmich. Daher habe man auf Sponsoren bei der Finanzierung verzichtet. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen uns vertrauen, dass ihre Daten sicher sind.“
„Die Studie liefert einen sehr wertvollen Überblick über Entstehung und Verlauf von Infektionswellen in Köln, die sonst vielleicht unter dem Radar verlaufen würden, weil keine Arztbesuche erfolgen“, sagt Dr. Margot Denfeld, die Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes und bittet Bürgerinnen und Bürger darum, sich an der Kohorten-Studie zu beteiligen. „Spenden Sie der Wissenschaft jede Woche eine Minute Ihrer Zeit, denn jede Teilnahme hilft, Erkrankungswellen besser zu verstehen.“ Die Studie soll zunächst bis Januar 2027 laufen.
Kölnerinnen und Kölner ab 18 Jahren können sich über die Studienwebsite cocos.uni-koeln.de registrieren.
Abwassermonitoring
71 gemeldete Corona-Neuinfektionen gab es in der vergangenen Woche in Köln, meldet das Robert-Koch-Institut. Eine sehr viel höhere Zahl lässt das Kölner Abwasser vermuten. SARS-CoV-2 ist darin unter Anwendung molekularbiologischer Methoden nachweisbar. Aktuell gibt es in NRW 21 Standorte, an denen das Abwasser untersucht wird. Proben aus dem Kölner Abwasser werden seit 2022 in der Kläranlage in Stammheim entnommen.
Im Oktober sind die Nachweise des Corona-Virus in Köln stark angestiegen. In Nordrhein-Westfalen sind sie nur in der Region Duisburg und Oberhausen vergleichbar hoch. Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen sei jedoch aktuell niedrig und liege auf dem Niveau der Vorjahre, teilt das Robert-Koch-Institut mit.