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Buch über Mord an Olympia-FunktionärDieser Krimi begeistert die Jury des „Crime Cologne Award“ besonders

Lesezeit 4 Minuten
Stephan Schmidt hält seinen Award und bekommt ein Geldbündel überreicht.

Seine 3000 Euro Preisgeld erhielt Stephan Schmidt ganz unkompliziert als Geldbündel.

„Die Spiele“ heißt das Buch von Autor Stephan Schmidt, das im Rahmen des Kölner Krimifestivals „Crime Cologne“ ausgezeichnet wurde.

„Wenn Sie heute Abend noch jemanden überfallen wollen“, scherzte Moderatorin Mona Ameziane, „nehmen Sie Herrn Schmidt.“ Grund des Hinweises war die Übergabe des mit dem „Crime Cologne Award“ verbundenen Geldpreises, die in diesem Jahr recht unkonventionell über die Bühne ging: Gewinner Stephan Schmidt bekam die 3000 Euro in Form eines gerollten Geldbündels überreicht.

Die Preisverleihung im Rahmen einer festlichen Gala in den Räumen des „Ludwig im Museum“ markierte den Beginn des Kölner Krimifestivals „Crime Cologne“ – zumindest offiziell. Tatsächlich hatten die Lesungen von Linus Geschke im Bestattungshaus Kuckelkorn und dem Duo Carsten Sebastian Henn und Ralf Kramp im DB-Casino bereits zuvor am Wochenende stattgefunden. Wie die meisten Termine der diesjährigen „Crime Cologne“ waren sie aber bereits frühzeitig ausverkauft. Das Festival endet am 29. September, danach finden noch bis zum 5. November vereinzelt Sonderveranstaltungen statt.

Der „Crime Cologne Award“ zeichnet seit 2015 jährlich eine Autorin oder einen Autor eines Krimiromans aus. Überzeugen muss es „sowohl sprachlich als auch thematisch und psychologisch – und dabei spannende Unterhaltung auf herausragendem Niveau bietet“, heißt es auf der Website des Krimi-Festivals.

Erste Live-Verleihung seit der Pandemie

Erstmals seit 2019 konnte der Preis wieder in gewohnt festlichem Rahmen verliehen werden. Zwischendurch musste die Bekanntgabe der Gewinner coronabedingt als wenig spektakuläre Videoschalte stattfinden, 2023 fiel die Preisverleihung sogar ganz aus.

Umso größer war die Freude, die Festivaleröffnung endlich wieder angemessen feiern zu können – mit einem kleinen Wermutstropfen: Hejo Emons, Mitbegründer und bis zuletzt Unterstützer des Festivals, war erstmals nicht mehr dabei. Der Verleger ist im August 2023 verstorben. Daran erinnerte nicht nur Ameziane mit berührenden Worten, sondern auch Achim Mantscheff, Inhaber des „Ludwig im Museum“ und Gründungsmitglied des veranstaltenden Crime Cologne e.V.

Nicht nur Stephan Schmidt, sondern alle drei Krimiautoren, die es aus insgesamt 60 Einreichungen auf die Shortlist geschafft hatten, waren eingeladen und wurden mit dem Ehrenpreis „Silberne Lupe“ ausgezeichnet. Die Idee dazu hatte Mike Altwicker, Vorsitzender der Jury, der neben ihm Margarethe von Schwarzkopf, Birgitt Schippers und Judith Merchant angehörten: „Als ich 2018 erstmals den Juryvorsitz übernahm, war es noch Usus, lediglich die Gewinnerin oder den Gewinner einzuladen. Das fand ich schade, denn sobald die betreffende Person zur Tür hereinkam, wussten ja schon alle, wer den Preis bekam.“ Also wurden zunächst alle Plots nebst ihren Erschaffern vorgestellt. Interessantes Detail: Zur Teilnahme zugelassen sind nur Krimis in deutscher Originalfassung. Die Handlungsorte der nominierten Bücher aber finden sich überall auf der Welt, nur nicht in Deutschland.

Gewinner-Autor lebte bereitsin Japan, China und Taiwan

Geographisch noch am nächsten dran war Henri Faber, der seinen Thriller „Gestehe“ in Wien spielen lässt. Die Geschichte ist laut Jurymitglied von Schwarzkopf „so spannend, dass sogar ich Probleme bekam“, verzichtet dabei aber nicht auf humorvolle Untertöne. In Schweden angesiedelt ist „Das Baumhaus“ von Vera Buck. Das Buch, so Judith Merchant, „packt den Leser bei seiner Sehnsucht nach Bullerbü und zieht ihn am Nasenring durch die Arena“.

Das „gewisse Etwas“ aber, das letzten Endes entscheidend war, fand sich nach Jurymeinung bei Stephan Schmidt und seinem Werk „Die Spiele“. Dieses ist angesiedelt im Shanghai des Jahres 2021, als dort das Olympische Komitee tagt, um über die Austragungsorte der nächsten Sommerspiele zu entscheiden.

Der Mord an einem Funktionär zieht immer weitere Kreise und bedroht schließlich sogar das Leben der mit dem Fall betrauten Konsularbeamtin Lena Hochfellner. Da Schmidt schon in Japan, China und Taiwan lebte, darf man neben der spannenden Handlung auch auf authentische Hintergrundschilderungen vertrauen.


Weitere Festivaltermine

Am 4. Oktober liest Stephan Schmidt in der Buchhandlung „Thalia Meyersche“ am Neumarkt aus seinem prämierten Krimi „Die Spiele“. Tickets kosten 20 Euro. Karten sind außerdem noch für die Lesung auf Deutsch und Französisch von Jean-Christophe Rufin aus „Der Tote im Pool. Ein Fall für den Konsul“ verfügbar. Am 14. Oktober beantworten die Experten Jean-Luc Bannalec und Margarete von Schwarzkopf, die Frage, was einen guten Krimi ausmacht.

Alle Infos und Tickets gibt es hier.