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Schulentwicklungsplan in Köln„Ein Papier des politischen Versagens“

Lesezeit 4 Minuten
Ein großer Mangel an Grundschulplätzen herrscht in Köln.

Ein großer Mangel an Grundschulplätzen herrscht in Köln.

Es mangelt an allen Ecken und Enden Kölns an Schulplätzen. Das zeigt auch der neue Schulentwicklungsplan, der 54 neue Schulen fordert.

Kilometer lange Schulwege, mehr als 700 Kinder mit Absage einer Gesamtschule, Schulplatzvergabe im Losverfahren: Die Not an Kölner Schulen ist seit Jahren enorm. Der aktualisierte Schulentwicklungsplan der Stadt bestätigt das: Weder in Grundschulen noch in weiterführenden Schulen gibt es genug Schulplätze. Schon 2020 stellte man fest, dass es 54 neue Schulen braucht. Bei diesem Ziel soll es in Summe auch in den kommenden Jahren bleiben. Im aktuellen Schuljahr sind 13 neue Schulen, teils in Übergangsbauten, an den den Start gegangen. Fünf weitere sollen im kommenden Schuljahr zusätzlich über 600 Schulplätze schaffen. Kritikern zufolge, ist das jedoch bei weitem nicht genug.

Laut einer aktualisierten Bevölkerungsprognose des Plans hat Köln dieses Jahr die bisher höchste Anzahl an i-Dötzchen erreicht. Der Rekord an Fünftklässlerinnen und Fünftklässler wird vermutlich im Schuljahr 25/26 erreicht sein. Danach sollen die Zahlen der Schulanfänger erstmals seit 2018 wieder fallen, sich aber auf einem im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt „hohem Niveau“ einpendeln.

Mögen die Zahlen vorerst auch wieder leicht sinken, es bleibt bei der Plan von 54 neuen Schulen. „Wir möchten die Kompassnadel auf eine qualitativ und quantitativ besser aufgestellte Schullandschaft richten“, erklärt Robert Voigtsberger, Leiter der Stabsstelle Integrierte Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung. So halte man sich Kapazitäten für die Zukunft frei.

„Wir bewegen uns noch in einer herausfordernden Phase“, sagt er. In der Schullandschaft sei so manches versäumt worden. Trotzdem rühmt er: „Wir haben bedeutende Schritte getan. Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen.“ Die „Schere“ zwischen Bestand und Bedarf an Schulen in Köln schließe sich laut Plan allmählich.

Kritik von der Kölner Initiative „Die Abgelehnten“

Olaf Wittrock, Gründer der Kölner Initiative „Die Abgelehnten“, ist einer der Kritiker. Das Rühmen will er so nicht stehen lassen: „Der Schulentwicklungsplan ist ein Papier des politischen Versagens“, findet er. Warum, erklärt er am Beispiel der 30 geplanten Grundschulen. Bisher sind acht von ihnen realisiert. Das sei laut Wittrock in Anbetracht der „dramatischen Situation“ zu wenig. Ein Blick auf die Bestandsaufnahme des Rats zeigt: In rund zwei Dritteln der sogenannten „Planungsregionen“, in die die Grundschulen Kölns eingeteilt werden, gibt es zu wenige Schulplätze. Ein weiterer Haken aus seiner Sicht: Hinter den meisten der geplanten Grundschulen stehen Bezeichnungen wie „bisher unterminiert.“

Warum hakt es? Lange habe Voigtsberger den Mangel an Baufläche verantwortlich gemacht, so Wittrock. Der neue Plan sage aber etwas anderes: „Es mangelt nicht an Geld und es mangelt nicht an Fläche. Was fehlt, ist Personal in der Gebäudewirtschaft“, erklärt der engagierte Vater. Für ihn ist klar, warum die Stadt diesen Missstand nicht behebt: „Es fehlt an politischem Willen. Es ist ein deutliches Signal dafür, dass die Schulen nicht interessieren.“

Es fehlt an politischem Willen. Es ist ein deutliches Signal dafür, dass die Schulen nicht interessieren.
Olaf Wittrock, Mitbegründer „Die Abgelehnten“

Über 700 Kinder haben auch Anfang dieses Jahres keinen Platz an Gesamtschulen bekommen. Drei neue Gesamtschulen sollen im kommenden Schuljahr Abhilfe schaffen. Hier gibt es 378 Plätze für Fünftklässlerinnen und Fünftklässler. In Kombination mit drei neuen Gymnasien kommt die Stadt auf rund 600 neue Plätze.

Werden die Zahlen gegenüber gehalten, reichten die zusätzlichen Plätze rein rechnerisch gerade, um den Überhang der überfüllten Klassen auffangen, rechnet Wittrock vor. Die neuen Schulen seien zudem höchstens eine kurze Atempause im kommenden Schuljahr: Ab 25/26 erwarten die weiterführenden Schulen laut Prognose nochmal rund 300 Anwärterinnen und Anwärter mehr. Für Wittrock ein Tropfen auf den heißen Stein: „Die Bestandsaufnahme zeigt vor allem, wie prekär die Situation ist.“

Am kommenden Montag geht der neue Schulentwicklungsplan in die nächste Runde. Die Bezirksvertretungen und die Fachgremien werden sich damit beschäftigen. Bis zum finalen Ratsbeschluss am 6. Februar sollen auch alle Kölner Schulen zu dem Vorhaben Stellung bezogen haben. Damit werden die Rahmenbedingungen für die Planung der 54 Schulen beschlossen. Danach können nur noch einzelne Maßnahmen in gesonderten Beschlussvorlagen geändert werden.


Was ist der Schulentwicklungsplan?

Der Schulentwicklungsplan ist in Köln die Aufgabe der Integrierten Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung, das zum Dezernat für Bildung, Jugend und Sport gehört. Dabei steht die Errichtung neuer und die Erweiterung bestehender Grund- und weiterführender Schulen im Vordergrund. Dafür ist eine langfristige Planung erforderlich, wobei Statistiken, Prognosen und Elternbefragungen über Bedarf und Standort der neuen Schulen ausschlaggebend sind.