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Köln SommerDie ganze Stadt wird zur Bühne

Lesezeit 3 Minuten
Konzert zum Auftakt "Sommer Köln"

Die Blue Jay Sisters spielten zum Auftakt im Rheinauhafen.

Bis Anfang August gibt es in der ganzen Stadt Konzerte, Theater und Mitsingveranstaltungen.

Die ganze Welt passt in den Rheinauhafen. Zumindest gilt das für die Musik und die Bands, die am Samstagabend hunderte Menschen dort verweilen lassen. Manche kommen, weil sie wissen, dass dort mit den „Hafensounds“ aus aller Welt das kostenlose Kulturprogramm „Sommer Köln“ startet. Andere spazieren am Rhein entlang, als sie zufällig auf das kleine Festival mit den zwei Bühnen stoßen. „Genau das ist ja das Schöne“, sagt Tanja Brunner von der SK Stiftung Kultur, die den Sommer Köln mit veranstaltet. Viele wüssten gar nicht, dass es in den kommenden Wochen kostenlos Musik, Theater, Tanz und Kinderprogramm in der ganzen Stadt gibt. „Die kommen hier vorbei, hören die Musik und erfahren dann, was hier im Sommer alles los ist.“

Die Fabijan Balkan Brass Band

Mit Pauken und Trompeten: die Fabijan Balkan Brass Band.

Und das ist einiges: Von Artistik-Shows über Open Air-Theater hin zu Mitsing-Konzerten und Freiluft-Kino ist alles dabei. Brunners Favorit? „Ich würde sagen, das Live-Hörspiel“ (siehe Infotext). Aber eigentlich will sie sich nicht festlegen. „Der Mix ist einfach gut.“ Bis zum August gibt es in allesn Veedeln Programm, getreu dem Motto: Die Stadt ist eine Bühne. Auf einer davon steht am Samstagabend Markus Rheinhardt und spielt Violine. Er hat die Augen geschlossen, tippt mit den Füßen im Takt. Mit ihm sein Ensemble, das auf zwei Gitarren und einem Kontrabass spielt. „Kölns Gypsy Swing Band No. 1“, heißt es im Programm, mischt deutsche Sinti-Tradition mit Czardasz-, Jazz- und Funk-Klängen. Und die gut an: Wer sich nicht im Schatten sitzt, tanz vor der Bühne. Vom Kleinkind bis zum kuschelnden Rentnerpaar nimmt Markus Reinhardt, ein Großneffe des berühmten Jazz-Musikers Django Reinhardt, die Besucher mit auf eine musikalische Reise – von Frankreich bis Osteuropa.

Aber das hier ist schon nett.
Tim, Handwerker auf der Walz

Ein paar Meter weiter steht Tim und trinkt Kölsch. Der 26-Jährige behält seinen echten Namen für sich. Den braucht er gerade nicht, sagt er. Tim ist Dachdecker und im ersten Jahr auf der Walz, der Gesellenwanderung für Handwerker. Unschwer erkennbar an seinem schwarzen Cord-Anzug, schwarzem Hut und Beutel. Das Festival gefalle ihm gut, sagt er. Mit Köln habe er bis jetzt noch nicht so viel zu tun gehabt, „aber das hier ist schon nett.“ Die Musik sei gut, die Leute freundlich und Bier gibt es auch. „Außerdem habe ich gelernt, dass es in Köln einen Stadtteil namens Zollstock gibt – das gefällt mir als Handwerker natürlich besonders gut.“ Eine Weile wird er sich die Musik noch anhören, dann zieht er weiter.

Langsam steht die Sonne tief im Rheinauhafen. Und sie hat Konkurrenz bekommen: Auf der anderen Bühne steht nämlich Nadin Tanriverdi. Die junge Frau, die auf Türkisch zu den Beats von Ugur Kepenek singt, strahlt übers ganze Gesicht. Und mit ihr die tanzende Menge. „Babuko“ nennt sich das Duo, das anatolische Dance-Musik macht. Während Kepenek am Mischpult steht oder auf der Ney, einer türkischen Bambusflöte, Sounds einspielt, tanzt Sängerin Tanriverdi auch mal selbst mitten im Publikum. Die Stimmung ist gut, die Sonne warm. Bei den Hafensounds wird bis in den Abend getanzt. Der Sommer Köln hat gerade erst angefangen.

Das Programm

Veranstaltungen von „Sommer Köln“ gibt es bis zum 6. August in der ganzen Stadt. So etwa das Live-Hörspiel „Sherlock Holmes und der Fall Silver Blaze“ vom Theater ex Libris, das am Freitag, 14. Juli, um 18 Uhr auf dem Eisenmarkt stattfindet. Das Leben aus dem Blickwinkel jüdischer Filmemacher sehen Interessierte am Donnerstag. 27. Juli vom 21.30 bis 23 Uhr bei „Kurzfilm am See“.

Die Filme, die auf der Seeterrasse am Mediapark zu sehen sind, zeigen jüdisches Leben im Exil und Israel. Beim Familientag am Samstag, 29. Juli gibt es im Mediapark von 10 bis 21 Uhr ein Mitmach-Programm für Groß und Klein, unter anderem mit Theater-Programm, Kunst aus Sand und Tanzperformance. (ebu) www.sommer.koeln