21.000 Euro zahlt die Stadt pro Jahr für die regelmäßige Kontrolle der Rettungskästen am Rheinufer - die ist nötig, weil lebensrettende Ringe und Wurfleinen immer wieder verschwinden.
Ärger bei der Stadt KölnSo viele Rettungsringe verschwinden immer wieder am Rheinufer

Rettungsringe und Rettungsleinen aus den Kästen am Rheinufer müssen häufig von der Stadt ersetzt werden.
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Im Notfall können sie Leben retten: An 29 Standorten am Rhein zwischen Stammheim und Weiß gibt es Rettungskästen in Ufernähe. Im Inneren der weiß-roten Kästen befinden sich ein Rettungsring und eine Rettungsleine, mit denen Personen im Wasser an Land geholt werden können. Aber was ist, wenn bei einem Notfall der Kasten leer ist?
Immer wieder verschwinden Rettungsringe und Leinen. 2021 wurden von der Stadt knapp 50 Leinen und 40 Rettungsringe ersetzt. Es könne nicht konkretisiert werden, ob diese Verluste aus angedachter Benutzung im Notfall oder illegaler Entwendung resultieren, teilt die Verwaltung auf Nachfrage der Rundschau mit. Vereinzelt wurden auch die Kästen selber demoliert oder beschmiert. Im Jahr 2022 mussten zwar lediglich 13 Leinen und neun Ringe, jedoch auch fünf Rettungsringkästen aufgrund von Beschädigung ersetzt werden.
Wer einen Rettungsring oder eine Rettungsleine entwendet, spielt ein tödliches Spiel. Er nimmt in Kauf, dass ein Mensch im Rhein stirbt.
Dr. Volker Ruster, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Köln, zeigt sich entsetzt darüber, dass Rettungsmittel aus den Rettungskästen gestohlen werden. „Wer einen Rettungsring oder eine Rettungsleine entwendet, spielt ein tödliches Spiel. Er nimmt in Kauf, dass ein Mensch im Rhein stirbt. Denn ein Rettungsring trägt entscheidend dazu bei, dass jemand nicht untergeht, bis die Retter vor Ort sind.“ Ruster warnt: „Niemand sollte selbst in den Rhein gehen, um eine Person in Not zu retten. Der Rhein ist selbst für gute Schwimmer lebensgefährlich.“
Die Kästen werden nach Angaben der Stadt 14-tägig von der Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (KGAB) kontrolliert und bei Bedarf instand gesetzt. Diese hat je nach Standort mehr oder weniger zu tun: Porz-Langel und Rodenkirchen hatten im vergangenen Jahr 2022 keine Verluste zu verzeichnen. Rheinpark, Rheinboulevard, Poller Wiesen, die Groov und die Altstadt waren und sind dagegen am meisten betroffen.
Kontrolle und Wiederinstandsetzung kostet 21.000 Euro pro Jahr
Die Kontrolle und Wiederinstandsetzung der Kästen kostet die Stadt 21.000 Euro pro Jahr. Ein neuer Rettungsring kostet 80 Euro pro Stück. Die 30 Meter lange Wurfleine befindet sich in einem Behälter, in dem sie aufgerollt ist, und kostet 75 Euro. Der leere Rettungsringkasten, der bei Beschädigungen ebenfalls ersetzt werden muss, kostet 550 Euro.
Der Einsatz von Rettungsringen sei höchstens ein kleines Hilfsmittel, sagt Alexander Lustig von der Kölner DLRG. Befinde sich jemand im Wasser in Ufernähe, könne ein Ring sinnvoll sein. Werde die Person allerdings schon vom Strom mitgerissen, helfe dieser auch nicht mehr. Zudem seien die Rettungsringe wegen Hochwassergefahr nicht direkt am Rheinufer angebracht.
Warnschilder stehen seit 2015 am Rheinufer
2015 wurden in regelmäßigen Abständen rund 50 Schilder mit Warnhinweisen am Rhein aufgestellt. „Achtung, Lebensgefahr!“ steht auf ihnen, sowie die Notrufnummer 112 und der jeweilige Rheinkilometer. Auch diese werden manchmal Opfer von Vandalismus. Die Schilder sind zusammen mit den heute 29 Rettungskästen eine Maßnahme aus einem Arbeitskreis mit Feuerwehr, Stadt, DLRG und anderen, der sich vor neun Jahren nach dem Tod von Ali Kurt gründete. Kurt rettete 2014 ein Mädchen im Rhein in Stammheim, die sechsjährige Schwester des Kindes starb, auch er selbst ertrank.
„Bei einem Feuerwehreinsatz mit dem Meldebild ‚Person im Wasser‘ entscheidet vor allem der Faktor Zeit über Leben oder Tod“, sagt Dr. Volker Ruster. „Wenn eine Rheinstromkilometer-Tafel beschädigt wurde und der Anrufende deshalb, nachdem er die 112 gewählt hat, nicht die auf der Tafel angegebenen Standortkoordinaten angeben kann, gehen kostbare Minuten verloren. Denn wir haben für jede Tafel die schnellstmöglichen Anfahrtsrouten erarbeitet, damit die Einsatzkräfte schnellstmöglich Hilfe leisten können.“
Warum das Schwimmen im Rhein lebensgefährlich ist
Die Schifffahrt, starke Strudel und Wirbel auch unter Wasser sowie die hohe Geschwindigkeit, mit der das Wasser flussabwärts strömt, machen den Rhein so gefährlich. In Köln fließt er bei einem normalen Pegelstand etwa sechs bis acht Kilometer pro Stunde. Außerdem überschätzen viele Menschen ihre eigene Kraft und wie gut sie schwimmen können, manchmal sind auch Alkohol und Drogen im Spiel.
Ist jemand in Not, sollte man nicht hinterherspringen, sondern sofort den Notruf 112 anrufen. Ein Rettungsring, ein Seil oder auch ein größeres Stück Holz können Menschen in Not helfen, sich über Wasser zu halten. Den Einsatzkräften sollte man möglichst genau beschreiben, wo sich der Unfall ereignet hat. Orientierung geben Rheinstromkilometer-Tafeln, aber auch Hausnummern in der Nähe, Brücken, Häfen oder besondere Bauwerke.
Das Baden im Rhein ist grundsätzlich nicht verboten. Ausnahmen gibt es in Bereichen, in denen die Schifffahrt Vorrang hat, etwa die Kölner Altstadt oder Einfahrten von Hafenbecken.