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Draußen schwitzenSo sportlich ist der Kölner Grüngürtel im Sommer

Lesezeit 4 Minuten
Viel Betrieb herrscht im Sommer auf dem Basketball-Court am Colonius.

Viel Betrieb herrscht im Sommer auf dem Basketball-Court am Colonius.

Outdoor-Sport ist im Trend. Vogelgezwitscher und frische Brise im Grünen inklusive. Verschiedenste Locations in Köln locken viele an, die ihr Training lieber nach draußen verlegen.

Die Welt steht für Oscar Diehl im Grüngürtel regelmäßig Kopf. Rasen unter den Händen, Sonne auf der Haut, Wind in den Haaren: Der Sportstudent trainiert in der Outdoor-Muckibude unter Bäumen oft eine seiner Lieblingsübungen. Handstand. Körperspannung bis zu den Zehenspitzen in der Luft, kopfüber mit Blick auf den Colonius. Und halten, halten, halten.

„Ich komme gerne hierher“, sagt der 25-Jährige, auch an diesem heißen Sommernachmittag. „Es ist cool hier, man trifft immer viele Leute, gibt und bekommt Tipps“, erzählt er und blickt über den weitläufigen Geräte-Parcours mit rund 20 Stationen unter freiem Himmel. „Ich war noch nie in einem Fitness-Studio.“ Das Außengelände zwischen Venloer und Vogelsanger Straße liege praktisch auf seiner Radstrecke zur Sporthochschule und biete gute Möglichkeiten zum Krafttraining, für Calisthenics-Übungen mit dem eigenen Körpergewicht und Cardio-Workouts.

Kölner Grüngürtel: Outdoor-Sport ist im Trend

Outdoor-Sport ist im Trend. Vogelgezwitscher und frische Brise im Grünen inklusive. Verschiedenste Locations in Köln locken viele an, die ihr Training lieber nach draußen verlegen als drinnen zu schwitzen. Der Spaß beziehungsweise die Anstrengung kostet außerdem auf den öffentlichen Trimm Dich-Anlagen nichts - außer Überwindung, nicht einfach nur auf den Wiesen zu relaxen wie so viele andere.

Kopfüber: Oscar übt im Grüngürtel seinen Handstand.

Kopfüber: Oscar übt im Grüngürtel seinen Handstand.

Hangeln an den Monkey Bars, Gleichgewichtsübungen auf der Slackline, Liegestütz, Trampolinsprünge, Klimmzüge am Reck, Sit-ups auf dem Rasen. Es werden an diesem Nachmittag immer mehr, die es zum Open Air-Sport mit und ohne Geräte zieht. Einer schleppt sogar eigene Hanteln auf einem Rollwagen mit.

Angebot besser als auf Mallorca, aber trotzdem Luft nach oben

Während Hündin Nala im hohen Gras liegt, absolviert Producer Geremias Loschia (42) diszipliniert sein Fitnessprogramm. „Ich bin vor zwei Jahren nach Köln gezogen - und ich finde hier die Möglichkeiten einfach super. Es gibt hier so viel Grün, hier ist es so ruhig, alle respektieren einander und sind freundlich“, sagt der Spanier. Mehrmals die Woche kommt er zum Training in den Inneren Grüngürtel. „Im Park, an der frischen Luft ist es doch viel gesünder“, meint der Neu-Ehrenfelder. „Die Outdoor-Fitnessangebote sind hier besser als auf Mallorca.“ Auch Georgy schätzt die „nette Community, die schöne Umgebung und tolle Atmosphäre“, findet aber: „Die Anlage könnte noch besser ausgestattet sein!“ Es sei sehr wichtig, „dass es solche Flächen mitten in der Stadt gibt, gerade auch für die Kinder“, betont Aileen, die mit Mann und zwei Pänz den Wasserspielplatz und Geräte ausprobiert.

Während rund um die Wasserattraktion vor lauter Menschen der Rasen kaum noch zu sehen ist, haben Natalie (46) und Jens (53) den Tennisplatz gegenüber ganz für sich. „Wir hatten zwischendurch mal etwas Zeit“, sagen die beiden Banker im Sportdress. Während sie mit Begeisterung mal wieder den Tennisschläger schwingt, ist ihr Mann eher von der Geschichte des Grüngürtels angetan und weist auf die historische Bedeutung asphaltierter Flächen auf dem Areal hin: „Hier war früher mal ein Hubschrauber-Flughafen.“ Gut findet er, dass der Grüngürtel belebt wurde als Ort für Fitnessfreunde und Faulenzer, Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Aus Dormagen zum Basketballfeld am Colonius

Einer der Hotspots auf der belebten grünen Meile ist der Basketballplatz. Ein Neuntklässler kommt in den Ferien oft vorbei, „weil die Körbe gut und die Leute nett sind und man, wenn man Bock auf Fünf gegen Fünf hat, immer eine Gruppe findet.“ Eric zum Beispiel ist gern mit von der Partie, der 23-Jährige fährt extra deshalb aus Dormagen zum Platz in der Nähe des Colonius. Weil es während der Corona-Pandemie keine Möglichkeit zum Sport in der Halle gab, verlegte er sich auf Basketball im Freien. Als sportlichen Ausgleich zur Arbeit als Koch zieht es auch Robert (27) zum Feld, wo „ab 18 Uhr meistens 20 bis 30 Leute sind. Aber der Platz ist eigentlich viel zu klein“.

Basketball am Colonius.

Basketball am Colonius.

„Es ist mega, mit Kumpels an der frischen Luft trainieren, soziale Kontakte zu pflegen, sich wieder ein bisschen wie als Kind zu fühlen und nicht so viel zuhause mit Social Media abzuhängen“, fassen Student Jonny und Noel die Vorzüge des Outdoortrainings nicht nur für den Muskelaufbau zusammen, untermalt von lateinamerikanischen Playlist-Rhythmen. „Und so einen Body bekommt man auch nicht vom Auf-der-Couch-Sitzen.“


Outdoor-Sport in Köln

Von Beachvolleyball am Rhein bis zum Joggen beim Lauftreff im Stadtwald oder Yoga am Decksteiner Weiher: Wer sein Fitnessprogramm unter freiem Himmel absolvieren will, hat eine ganze Reihe von Angeboten in Köln zur Wahl und bekommt das Workout kostenlos, ohne „Gym“-Gebühren.

Einer der größten öffentlichen Trimm Dich-Parcours liegt im Inneren Grüngürtel zwischen Vogelsanger und Venloer Straße. An den rund 20 Stationen stehen genaue Erläuterungen für Übungen. Es gibt auch ein Basketball- und ein Tennisfeld sowie Stelen, an denen Slacklines gespannt werden können. Am Rheinauhafen in der Südstadt gehören zum Beispiel die Beachvolleyball-Anlage und Skater-Parcours zu den Attraktionen mit Strandfeeling, nicht zuletzt im Lohsepark in Nippes lockt ein Fitness-Areal - auch in anderen Grünanlagen.

Wer ein Training mit geschulten Vorturnern draußen vorzieht, hat ebenfalls diverse Möglichkeiten - dann allerdings auch mit Gebühren etwa für Bootcamps am Aachener Weiher und Workouts unter der Regie von Studios und anderen Anbietern.