Der Kölner Barbarossaplatz ist eine der zerfahrensten Kreuzungen der Stadt. Seit Jahren wird über eine zeitgemäße Neugestaltung debattiert. Passiert ist bisher nichts.
Vision der CDU in KölnSo könnte der Barbarossaplatz bald aussehen
Stillstand ist eigentlich kein Begriff, der einem mit Blick auf den Barbarossaplatz in den Sinn kommt. Nur wenige Kreuzungen Kölns sind so sehr geprägt von einem so hohen Verkehrsaufkommen bei kompliziertester Verkehrsführung. Und dennoch, Stillstand prägt diesen Platz seit vielen Jahren. Nach dem Krieg vor allem schnell, aber nicht unbedingt schön wieder aufgebaut, wird seit Jahrzehnten über eine zeitgemäße Neugestaltung debattiert. Es hat sogar schon Beschlüsse dazu gegeben. Nur geschehen ist halt nichts. Nun wagt die CDU einen Versuch. Sie will das Projekt endlich anstoßen und hat dafür eine Vision erarbeitet. Warum gerade jetzt? Weil Köln ansonsten den „Anschluss“ verlöre.
Wie sperrig der Barbarossaplatz ist, lässt sich unter anderem an zwei Projekten ablesen. Da ist zum einen „Ring frei“: Durchgehende Radstreifen entlang der Ringe, an denen auch der Barbarossaplatz liegt. Und eben dort klafft noch die markanteste Lücke des Projektes. Zwar sollen die Radstreifen gegen Ende des Jahres angelegt werden. Doch wegen der Komplexität des Platzes gab es einen langen Vorlauf.
Die Haltestelle Barbarossaplatz der Stadtbahnlinie 18 gehört zu denen, die noch immer nicht barrierefrei sind. Den Kölner Verkehrsbetrieben ist das ein Dorn im Auge, denn die 18 ist stark frequentiert. Es gibt sogar schon einen Beschluss für eine neue, eine grüne Haltestelle. Bewachsen und mit Regenauffangbecken. Doch der Umbau kann eigentlich nur Sinn machen, wenn er in einen Gesamtplan für den Barbarossaplatz eingebettet ist. Aber der lässt nun mal auf sich warten.
Barbarossaplatz in Köln: Studie in ferne Zukunft verschoben
Zwar hat der Rat der Stadt Köln in der vergangenen Wahlperiode eine Machbarkeitsstudie für einen neuen Barbarossaplatz beschlossen. Doch nachdem drei Jahre nichts in dieser Sache geschehen ist, hat der Mobilitätsdezernent Ascan Egerer die von der Politik geforderte Studie im vergangenen September mal eben in eine ferne Zukunft verschoben. Sie sollte wegen anderer Projekte nicht vor 2026 in Auftrag gegeben werden. Wofür es Kritik hagelte.
Aber genau wegen eines anderen Projektes sieht die CDU nun die höchste Zeit für die Neuplanung des Barbarossaplatzes gekommen. Nämlich wegen der Ertüchtigung der Ost-West-Achse. Also der Frage, ob zwischen Heumarkt und Aachener Straße künftig 90 Meter lange Stadtbahnen in einem Tunnel oder über eine neu gestaltete Oberfläche verkehren. In den kommenden Tagen will die Verwaltung dazu eine Beschlussvorlage fertigstellen. Die CDU will den Tunnel. Und nur so kann ihre Vision vom Barbarossaplatz auch Realität werden.
Neuordnung des Verkehrs ist Teil der Vision der Kölner CDU
Denn auch die basiert nicht unwesentlich darauf, dass die Stadtbahnen aus dem tosenden Platz herausgenommen und in Tunnel verlegt werden. Die Linie 18, von Osten kommend, taucht kurz vor dem Barbarossaplatz bereits jetzt aus einem Tunnel auf. Geht es nach den Christdemokraten, würde sie in einem Tunnel bleiben, der über die Haltestelle Eifelwall/Stadtarchiv hinweg erst auf der Höhe des Justizzentrums an der Weißhausstraße endete. Die Ringlinien 12 und 15 kommen von Norden aus hinter dem Rudolfplatz aus dem Tunnel. Die Union würde sie gerne im Tunnel belassen, der bis zur Eifelstraße weitergeführt wird.
Damit wäre der Barbarossaplatz frei von Stadtbahnen. „Und das schafft Platz für Gestaltung“, sagt Teresa De Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Stadtratsfraktion. „Wir ordnen also erst den Verkehr neu“, sagt Niklas Kienitz, Sprecher der Union im Stadtentwicklungsausschuss und Fraktionsgeschäftsführer. Und dann geht er an den Platz ran. Dort, wo jetzt gleich zwei Kreuzungen den Barbarossaplatz als Platz kaum mehr erkennbar machen, haben De Bellis, Kienitz und eine beauftragte Agentur zwei Kreisverkehre platziert. Der motorisierte Individualverkehr wird auf die Westseite des Platzes mit nur noch einer Fahrspur je Fahrtrichtung gebündelt. Radfahrer bekommen einen Radstreifen. Die nördliche Seite des Platzes ist dem Flanieren gewidmet. Bäume, Sitzgelegenheiten und ein „alter Bekannter“ prägen dort das großstädtische Bild. Ein Brunnen, wie er noch vor dem Zweiten Weltkrieg den Barbarossaplatz prägte.
„Uns ist bewusst, dass das nicht in fünf bis zehn Jahren geschieht“, sagt Teresa De Bellis. Da müsse man sich den Realitäten von langen Planungsvorläufen und aufwendigen Bauphasen beugen. Für die Union ist das aber nur ein Grund mehr, diese Vision nun anzugehen. „Mit dem Aufschub der Machbarkeitsstudie jenseits des Jahres 2026 durch den Mobilitätsdezernenten sind wir nicht zufrieden“, sagt die Christdemokratin.