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Serie „Muss das so sein“Absperrung an Venloer Straße nervt Radler seit sechs Jahren

Lesezeit 3 Minuten
PLatane in Köln Venloer Straße

Kölsche Lösung: Statt den Radweg zu sanieren, wurde er gesperrt. Radfahrer sollen hier auf den Gehweg ausweichen.

  1. Muss das so sein? In dieser Serie bohren wir nach und gehen Missständen auf den Grund.
  2. Heute geht es um den Fall einer alten Platane mit kaputten Wurzeln. Statt zu sanieren, sperrte man ab.
  3. Das geht nun schon seit sechs Jahren so und es gehen massive Beschwerden ein. Wir hören nach.

Köln – Baustellenabsperrungen gibt es in Köln ja reichlich. Doch keine der rot-weißen Warnbalken dürfte schon so lange am selben Platz stehen wie die auf dem Radweg vor dem Haus an der Venloer Straße 46 am Bahnhof West. Seit mehr als sechs Jahren kann man hier erleben, wie die Stadt Köln mit einem ungelösten Konflikt umgeht.

Weil die Wurzeln einer Platane den Radweg stark beschädigt haben, man sich aber auf kein Sanierungskonzept einigen konnte, wurde einfach ein Absperrgitter aufgestellt. Seitdem kurven die Radfahrer über den Gehweg an dem Hindernis vorbei. „Ein typischer Fall von kölschem Laisser-faire“, meinte Martin W. Huff von der Rechtsanwaltskammer Köln, als die Rundschau 2017 über das Provisorium berichtete.

Seitdem hat sich an der Situation nichts geändert. „Hier ist jeden Tag Chaos, vor allem abends im Berufsverkehr kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen zwischen Radfahrern und Fußgängern“, berichtet Thomas Willing (51), der in Haus 46 ein Fahrradgeschäft betreibt. „Viele Radler rasen hier durch, ohne auf Fußgänger zu achten“, bestätigt eine Anwohnerin. „Seit Jahren bitte ich die Stadt um Abhilfe, aber es passiert einfach nichts“, kritisiert Hausbesitzerin Ursula Kawaleck (79).

Grund für den Stillstand: Die Verkehrsplaner der Stadt meinten, man müsse die Platane fällen, um den Radweg zu sanieren. Doch das wollte die Bezirksvertretung Innenstadt nicht. Ergebnis: Man stellte ein Gitter auf.

Damit wollte sich ein Kölner, der häufig hier vorbeiradelt, nicht abfinden. Er schrieb im März einen geharnischten Beschwerdebrief an Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) und die Bezirksvertreter. Mehrfach habe er „über einen Zeitraum von nun drei Jahren die Verwaltung der Stadt Köln via Bürgertelefon und Schriftwechsel aufgefordert, diese Gefahrenstelle zu entschärfen und einen Radweg wiederherzustellen“, erklärte der Unternehmensberater. „Mehrfach ergingen Rückmeldungen, dass man hier nicht zuständig sei und verwies auf andere Ämter.“ Die lange Bearbeitungszeit zeige ihm, „dass die lediglich behelfsmäßig gesicherte Gefahrenstelle in geradezu unverantwortlicher Weise von der Verwaltung ausgesessen wird und eine konstruktive und kooperative Lösung gemeinsam mit den Bezirksvertretern scheinbar vermieden wird.“ Das federführende Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung habe betont, es gebe keine Lösung ohne Entfernung der Platane. „Ich halte diese Alternativlosigkeit und Verweigerung der Verwaltung für problematisch.“

Seine Eingabe zeigt offenbar Wirkung. Die Verwaltung hat einen Beschlussvorlage für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung am 27. Juni vorbereitet. Wenn die Bezirksvertreter zustimmen, soll das Pflaster im Bereich der Häuser 44 bis 48 „als Übergangslösung“ großflächig angehoben werden. Weil sich dadurch das Gefälle umkehrt in Richtung der Häuser, soll zur Entwässerung vor der Gebäudewand eine Drainagerinne mit Kanalanschluss verlegt werden. „Ich weiß nichts davon. Mit mir hat niemand von der Stadt gesprochen. Und ich möchte keine Lösung, bei der das Wasser vor meiner Hauswand steht“, kritisiert Hausbesitzerin Kawaleck.