Seit einem Vierteljahrhundert bietet der Verein „donum vitae“ in Köln Frauen und Paare in Schwangerschaftskonflikten Beratung und Hilfe an.
25 JahreSchwangerenberatung „donum vitae“ feiert Jubiläum in Köln – viel Mut zum Start
Wäre es nach dem Papst Johannes II. gegangen, hätte es „donum vitae“ nie gegeben. „Heute gehört es fast zum guten Ton sich gegen eine Anordnung der katholischen Kirche zu stellen“, sagte die erste Vorsitzende des Vereins Annette Lipnik. „1999 gehörte dazu vor allem Mut.“ Der Papst hatte kirchlichen Schwangerschaftsstellen verboten, einen sogenannten Beratungsschein auszustellen. Dieser ermöglicht in Deutschland eine straffreie Abtreibung des Kindes in den ersten drei Monaten. Als Reaktion darauf gründeten katholische Christen, unter großem Druck der Kirche und deutschen Bischöfen, den Verein „donum vitae“, zu Deutsch „Geschenk des Lebens“.
Bundesweit gründeten sich zugehörige Vereine und Beratungsstellen – in Köln am 5. November 1999. Aus diesem Anlass fand am Samstag eine Jubiläumsfeier in der Residenz am Dom statt. Etwa 100 Gäste feierten das 25-jährige Bestehen des Vereins und blickten in die Vergangenheit. „Provisorisch habe ich damals die Büroarbeit für den Verein nach Hause verlegt“, erzählte Carola Blum von den Anfängen. Sie gehörte zu den neun Gründungsmitgliedern und war bis vor wenigen Monaten erste Vorsitzende des Vereins. „Bei der Fülle der ankommenden Mitgliedsanträge musste ich die Unterlagen auf dem Boden ausbreiten, das hat auf keinen Schreibtisch gepasst“, so Blum. Das Erzbistum Köln stieg zum 30. Juni 2000 aus dem gesetzlichen Beratungssystem aus. „Und pünktlich zum 1. Juli starteten wir unsere Beratungsstelle am Heumarkt“, sagt Blum. Über 300 Mitglieder hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits angemeldet, zwei Beraterinnen arbeiteten damals für „donum vitae“. Heute sind es vier Beraterinnen, zudem beschäftigt der Verein Freiberufler.
Ergebnisoffene Konfliktberatungsstelle
„donum vitae“ ist eine staatliche anerkannte Konfliktberatungsstelle für Schwangere und Paare. Die Beratung ist dabei ergebnisoffen, kostenlos und unabhängig von Religion und Nationalität. Dabei erfolge die Beratung „auf der Grundlage des christlichen Glaubens.“ Auf Wunsch erhalten die betroffenen Personen den vom Gesetzgeber geforderten Schein, mit dem die Abtreibung straffrei bleibt. Neben der Konfliktberatung bietet „donum vitae“ auch allgemeine Schwangerenberatung und Hilfe bei Fragen rund um die Pränataldiagnostik an. Auch sexualpädagogischer Arbeit in Schulen und eine Kooperation des Vereins mit der Justizvollzugsanstalt Ossendorf gehören zum Angebot.
„Mit der Eröffnung der Beratungsstelle am Heumarkt nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf“, sagte Bürgermeister Ralph Elster, der eine Rede anlässlich des Jubiläums hielt. Die Stadt Köln unterstützt den Verein finanziell, stellt zum Beispiel die Mittel für den Verhütungsmittelfonds bereit und zahlt rund 80 Prozent der Fixkosten.
Neue Perspektiven durch die Beratung
„25 Jahre Einsatz, Beratung und Unterstützung für Frauen und Paare – Vielen Menschen wurde geholfen neue Perspektiven zu finden und jeder bekommt die Unterstützung, der sie benötigt“, würdigte Elster die Vereinsarbeit vor den Zuhörenden, zu dem auch der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma gehörte. Elster hob die Arbeit von Carola Blum heraus, die neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei „donum vitae“ auch lange im Stadtrat saß.
In diesem Jahr übergab sie den Vorsitzposten an Lipnik, die die Feier moderierte und mit einer Rede eröffnete: „Es gibt katholische Christen, die nicht bereit sind, alles mitzutragen, sondern eine andere Glaubensmeinung zu haben.“ Sie dankte auch den „Geistlichen, die ihrem Gewissen gefolgt sind, und den Verein unterstützt haben.“ Stellvertretend für diese hielt der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer eine unterhaltsame Rede zu der Arbeit von „donum vitae“ und der Bedeutung des Vereins in der heutigen Zeit.
Verein und Angebot
„donum vitae“ (Geschenk des Lebens) wurde 1999 von katholischen Christen gegründet. Vorausgegangen war der Ausstieg der katholischen deutschen Bischöfe aus dem gesetzlichen System der Schwangerenkonfliktberatung mit Ausstellung des Beratungsscheins. Er wählt bei der Beratung von Schwangeren in Konfliktsituationen einen Weg, den der Vatikan ablehnt: Die Mitarbeiter geben nach der Beratung auf Wunsch den vom Gesetzgeber geforderten Schein aus. Dieser eröffnet den Zugang zu einer straffreien Abtreibung.
Die Beratungsstelle der donum vitae in Köln ist montags bis freitags von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr telefonisch unter 0221 - 272613 und per Mail zu erreichen.