Schulentwicklungsplan vorgestellt13 neue Gesamtschulen für Köln
Köln – Steigende Schülerzahlen und Schulbaunotstand stellen die Verwaltung vor große Herausforderungen. Die wachsende Stadt braucht etliche neue Schulen. Besonders hoher Bedarf besteht an Gesamtschulen, die vergangenes Jahr rund 960 Kinder mangels Platz ablehnen mussten, aber auch an Gymnasien: „Wir stehen enorm unter Druck“, betont die Schuldezernentin Dr. Agnes Klein mit Blick auf die Pflichtaufgabe, das nötige Angebot zu schaffen.
Die Aufgabe ist gewaltig, der Bedarf groß. Allein die Rückkehr vieler Gymnasien zum Abitur nach neun Jahren (G9), die 2019/20 mit den fünften Klassen startet, erfordert die Einrichtung zusätzlicher Plätze bis 2023/24. Außerdem geht das Elternwahlverhalten klar weiter in Richtung Gesamtschulen und Gymnasien, erläuterte Klein bei der Vorstellung des neuen Schulentwicklungsplans für die kommenden 20 Jahre. Einiges muss dabei aber sehr schnell gehen.
Debatten sind bereits im vollen Gange
Der umfassende Plan enthält Vorschläge und Lösungsansätze für die bedarfsgerechte Schulentwicklung in der stark wachsenden Stadt (siehe Infotext). Er wird nun in Bezirksvertretungen und Schulen diskutiert, im Rat steht voraussichtlich am 18. Dezember die Entscheidung an. „Es wird breit diskutiert, das wollen wir – aber auch, dass es am Ende beschlossen wird“, so Klein. Die Vorschläge wurden auf der Grundlage genauer Analysen des Anmeldeverhaltens erarbeitet, der Nachfrage in Vierteln und Schulplatzversorgung in großen neuen Wohnbaugebieten.
Vorgeschlagen wird die Gründung von 13 Gesamtschulen und acht Gymnasien (siehe nächste Seite). Die Debatten sind bereits in vollem Gange über aktuelle Vorlagen für ein neues Gymnasium auf dem Butzweiler-Areal in Ossendorf. Kritiker favorisieren eine Gesamtschule. Genau anders herum sieht es bei der Vorlage für eine Gesamtschule im Neubaugebiet Rondorf-Südwest aus. Schon kurzfristig umzusetzen: Bereits beschlossen ist, an den zwei Realschulstandorten in Sülz und Müngersdorf eine neue Gesamtschule einzurichten – die erste Gesamtschule für den Stadtbezirk Lindenthal soll kommendes Schuljahr starten.
Für eine neue Gesamtschule in Dellbrück könnte zügig eine Dependance der Willy-Brandt-Gesamtschule am Dellbrücker Mauspfad in eine eigenständige Schule umgewandelt werden. Das würde sechs Züge zusätzlich in der Sekundarstufe I an Gesamtschulen ergeben, ein Plus von rund 160 Plätzen in den Eingangsklassen. Die Vorlage dazu ist in Vorbereitung.
Auch Gymnasien brauchen viele zusätzliche Plätze
Vor allem die Umstellung auf das Abi nach neun Gymnasialjahren (G9) erfordert mehr Plätze, um die ein Jahr länger im System bleibenden Schüler an den Kölner Gymnasien überhaupt unterbringen zu können, so Ulrike Heuer, Leiterin des Amtes für Schulentwicklung. Es werden in fünf Jahren durch G9 noch rund 4000 Kinder mehr an Gymnasien sein. Aber schon jetzt sind durch die Bildung von mehr Klassen und zusätzlichen „Zügen“ (Anzahl der parallelen Klassen) die Kapazitätsgrenzen vielerorts erreicht, besonders in einigen Stadtteilen wie Nippes, Ehrenfeld oder im Westen. „Die Überbelegung liegt an Gymnasien bei rund 700 Plätzen in den Eingangsklassen!“
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Der Mehrbedarf an Plätzen durch G9 kann angesichts der Raum-Engpässe nur kompensiert werden, wenn zum Beispiel zeitnah keine Mehrklassen mehr gebildet werden oder wenn an einzelnen Schulen Container zusätzlich aufgestellt werden. Viel wurde seit dem Schulentwicklungsplan 2016 auf den Weg gebracht – aber es bleibt sehr viel zu tun bei immer neuen Herausforderungen.
Vorschläge der Verwaltung für Gymnasien und Gesamtschulen
Bezirk Innenstadt: Neubau Gesamtschule in der Straße „Im Hasental“, hoher Bedarf an Schulplätzen durch Entwicklung des Deutzer Hafens.
Bezirk Rodenkirchen: Für das Neubauprojekt Parkstadt-Süd wird ein Gymnasium vorgeschlagen, für den Bereich Rondorf-Nordwest eine Gesamtschule. Gestern beschlossen wurde im Schulausschuss ein Gymnasium.
Lindenthal: Gymnasium Lövenich und Gymnasium Widdersdorf (bereits gestartet/geplant)
Ehrenfeld: Gesamtschule Wasseramselweg und Helios-Gesamtschule (bereits am Interimsstandort gestartet), Butzweiler Hof/Ossendorf: Gymnasium (u.a. wegen des zusätzlichen Platzbedarfs durch G9). Der Schulausschuss erteilte dagegen gestern den Planungsauftrag für eine Gesamtschule.
Nippes: Verwaltungsvorschlag Gesamtschule Standort Schmiedegasse, offene Standorte für eine weitere nötige Gesamtschule und ein Gymnasium.
Chorweiler: Vorschlag neue Gesamtschule Netzestraße, Gesamtschule Im Kreuzfeld (perspektivisch großes Neubaugebiet).
Porz: Vorschlag Gesamtschule Zündorf-Süd sowie Gymnasium, zum Beispiel in Urbach.
Kalk: Vorschlag Gesamtschule (z.B. Walter-Pauli-Straße und Frankfurter Straße), Gymnasium (Poll-Vingster-Straße), geplante Gesamtschule/Bildungscampus in Kooperation mit Erzbistum auf dem Areal der ehemaligen Hallen Kalk.
Mülheim: Vorschlag Gesamtschule Mülheim Süd.
Außerdem ist wegen der Umstellung der meisten Gymnasien auf G9 ein weiteres Gymnasium erforderlich. Hinzu kommen müssten aufgrund weiter steigender Kinderzahlen rund 25 Grundschulen in den kommenden Jahren – ganz abgesehen von zusätzlichen Kitas.
Grünes Licht für drei Neubauten mit Ganztagsbetreuung
Gesamtschule oder Gymnasium? Dringend gebraucht werden zusätzliche Plätze in beiden Schulformen. Aber an welchem Standort welche weiterführende Schule besser passt, da scheiden sich mitunter die Geister: Bei zwei Beschlussvorlagen für Ossendorf und Rondorf sprach sich eine Mehrheit der Schulpolitiker gestern im Schulausschuss für Änderungen der Verwaltungsvorschläge aus. Statt für ein Gymnasium in Ossendorf stimmten bis auf die FDP alle für die Neugründung einer Gesamtschule auf dem Gelände an der Fitzmauricestraße. Es gebe besonders großen Bedarf an Gesamtschulplätzen, dieses Jahr wurden fast 1000 Kinder stadtweit abgelehnt. Zuvor hatten SPD und Bunt, Linke sowie CDU und Grüne Änderungsanträge dazu eingereicht. Die Verwaltung befürwortete ein Gymnasium auf dem 30 000 Quadratmeter-Gelände, ein Teil des Areals erhalte die Friedensschule.
In Neubaugebieten besteht akuter Platzbedarf
Zweiter Planungsauftrag für Rondorf: Die Verwaltung favorisiert eine Gesamtschule sowie zwei Grundschulen für das Neubaugebiet Rondorf Nord-West. Schon bevor die (rund 1300 vorgesehenen) Wohnungen im Neubauareal bezogen werden, bestehe dringender Bedarf an zusätzlichen Schulplätzen. Neben sechs Grundschulzügen sei eine Gesamtschule mit einem möglichst breit aufgestellten Schulangebot wichtig, so die SPD. Doch nach von CDU, Grünen und FDP eingebrachten Änderungsvorschlägen stimmten diese für die Errichtung eines Ganztagsgymnasiums, mit den Linken, gegen die SPD.
Neben zwei Grundschulen wurde für den Stadtbezirk Rodenkirchen beschlossen, in Rondorf ein neues Gymnasium zu bauen sowie je eine Gesamtschule in der Innenstadt (Parkstadt-Süd) und im Bereich Ehrenfeld (Ossendorf). Diese Entscheidung basiere auf der Nachfrage vor Ort, versichern Grüne und CDU. Um eine Bau-Beschleunigung zu erreichen, wolle die Verwaltung auf einen Bauträger zugehen, der Interesse an dem Bau einer Schule in Rondorf bekundet hat.