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Oper.Stadt.SchuleKölner Schüler erleben das Gürzenich-Orchester hautnah

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Mittendrin: Mateo ist begeistert vom Cello

Mittendrin: Mateo ist begeistert vom Cello

Der Workshop soll dazu dienen, Vorurteile aus dem Weg zu schaffen und ein realistisches Bild von der Oper zu vermitteln.

„Es ist ein ganz anderes Gefühl mittendrin zu sitzen, als nur von vorne zu schauen und hören“, schwärmt die 16-Jährige Aslihah. Sie und ihre Klasse der Ursula-Kuhr-Hauptschule hatten am Montag die Möglichkeit während einer Probe des Gürzenich-Orchesters zwischen den Musikern zu sitzen. Das Erleben des Orchesters war für Aslihah Highlight des Tages. „Es war beeindruckend, wie alle synchron anfingen zu spielen“, sagt die 16-Jährige. „Ich saß bei den Pauken, das war zwar laut, aber schön.“

Die Aktion war Teil eines Workshops, den die Oper.Stadt.Schule gemeinsam mit dem Orchester für die Schulklasse auf die Beine stellte. Die Oper.Stadt.Schule ist ein pädagogisches Angebot der Oper, das Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einen Einblick in die Opernwelt ermöglicht. Die Kooperation mit dem Gürzenich-Orchester befindet sich noch in der Testphase.

Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Jugendlichen durch die eigene positive Erfahrung, für klassische Musik und Vorgänge in der Oper zu begeistern. Die Kooperation soll die Hemmschwelle für einen Opernbesuch senken. Damit die Oper in Zukunft ein buntes Publikum empfangen kann, sollen vor allen Dingen junge Menschen überzeugt werden.

Vorurteile aus dem Weg schaffen

Außerdem soll der Workshop dazu dienen, Vorurteile aus dem Weg zu schaffen und ein realistisches Bild von der Oper zu vermitteln. „Manche Vorurteile stimmen natürlich, viele aber auch nicht. Es gibt mittlerweile so viele tolle zeitgemäße Inszenierungen“, sagt Nadine Syskowsi. Sie arbeitet an der Oper und ist dort unter anderem für Vermittlungsarbeit zuständig. Syskowski leitet den Workshop mit der Schulklasse und ist zuversichtlich, was das Projekt betrifft. „Wenn zwei bis drei Jugendliche herausstechen, die Interesse haben und gerne mitmachen, reicht das schon“. Die Oper will den jungen Leuten den Einstieg in die Welt klassischen Musik vereinfachen. Dabei sei ihnen bewusst, dass nicht alle dieses Angebot annehmen werden.

Momentan laufen in der in der Oper die Proben für den „Zaubertrank“ von Gaetano Donnizetti. Den Schülerinnen und Schülern wird eine Rollenkarte zugewiesen mit einem der vier Protagonisten aus „Der Zaubertrank“. Auf den Karten befindet sich eine kurze Zusammenfassung der Rolle und drei Zitate aus dem Skript. Die Anweisung von Syskowsky lautet: „Lauft durch den Raum und versetzt euch in eure Rolle. Wie bewegt sie sich, wie redet sie?“. Nach anfänglichem Zögern tauen die Schülerinnen und Schüler auf, zeigen Selbstbewusstsein, bringen eigene Ideen ein und schaffen es, die einzelnen Rollen besser zu verkörpern und Spaß an dem Geschehen zu zeigen.

„Ich habe beim Wort Oper einfach an alte Leute gedacht“

Keiner aus der Schulklasse hatte im Vorfeld schauspielerische Vorerfahrungen oder stand schon einmal auf der Bühne. „Es ist das erste Mal, dass wir sowas erleben“, sagt Mateo. Er hätte nicht genau gewusst, was auf ihn zukäme. „Ich habe beim Wort Oper einfach an alte Leute gedacht, aber es war ganz anders als erwartet, die Musik klingt eigentlich ganz schön“. Dennoch ist er dem Opernbesuch noch skeptisch gegenüber. „Ich würde mich fehl am Platz fühlen und fände es komisch, mit meinen Freunden in die Oper zu gehen. Mit Eltern oder Großeltern kann ich es mir vielleicht vorstellen.“

Die Oper.Stadt.Schule bietet auch andere theaterpraktische Kurse und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Für Schüler gibt es ein Programm, in dem Opernproben besucht werden. In Künstlergesprächen lernen die Teilnehmer Mitarbeitende der Oper kennen und können einen Blick hinter die Kulissen werfen. Die gewonnenen Eindrücke dienen als Inspiration für ein Kreativprojekt, das die Teilnehmenden gemeinsam mit dem Team der Oper.Stadt.Schule entwickeln und im Staatenhaus präsentieren.