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JubiläumSchokoladenmuseum wird 25 Jahre alt – Aktionen und Verkostungen

Lesezeit 5 Minuten

In der Confiserie stellt Aiga Müller Pralinen her.

Köln – Es duftet nach Schokolade. Im ganzen Haus. Im Foyer und dort, wo die Produktion gezeigt wird, am Schokobrunnen, bei den uralten Skulpturen aus Südamerika, in der Sammlung mit historischem Kakao-Geschirr. „Der Duft ist echt, wir verarbeiten hier jeden Tag 400 bis 500 Kilo Schokolade“, sagt Annette Imhoff, Geschäftsführerin des Kölner Schokoladenmuseum. In diesem Jahr feiert das Museum sein 25-jähriges Bestehen.

Schokobrunnen

Der Brunnen ist wohl das Wahrzeichen des Museums: drei Meter hoch, die Schokolade fließt aus goldfarbenen Kakaofrüchten in eine Schale. Ein Maitre Chocolatier tunkt drei Waffeln zugleich ein und übergibt sie an einen kleinen Jungen und seine Eltern. Wenn viel los ist, verteilen zwei Mitarbeiter die Waffeln an die Wartenden. „Man kann sich auch öfter anstellen“, verrät Annette Imhoff (49). Mehr als 550 000 Besucher kamen 2017 ins Schokoladenmuseum, das sich im Privatbesitz der Gründerfamilie Imhoff befindet. Zum Vergleich: Die neun städtischen Museen zogen im vergangenen Jahr knapp über eine Million Gäste an – gemeinsam.

Geschäftsführerin Annette Imhoff steht am Schokoladenbrunnen.

Der Schokobrunnen stand bei der Museumseröffnung noch im Foyer. Aber nur kurz, denn der Ansturm ließ sich kaum händeln, wie Annette Imhoff erzählt. Deswegen zog der Brunnen an den Platz vor der Fensterfront zum Rhein.

Olmekischer Tonkopf

Dieses Ausstellungsstück wird leicht übersehen. Der kleine Tonkopf wirkt asiatisch und zeigt wahrscheinlich einen Adligen oder Priester mit einer Frisur wie ein Helm. Aber er stammt aus Mittelamerika. „Das ist das älteste Stück in unserer Sammlung. Der Tonkopf ist vor mindestens 2500 Jahren entstanden“, erklärt Annette Imhoff. Die Olmeken lebten am Golf von Mexiko und lieferten den ersten sprachwissenschaftlichen Hinweis auf „kakawa“, also Kakao. Die Geschichte reicht aber noch weiter zurück: Archäologische Funde zeigen, dass es schon vor 5000 Jahren einen Schokoladentrunk gab. Damals wurde der Kakao mit heißem Wasser und Gewürzen verrührt. „Man weiß inzwischen, dass der Ursprung des Kakaos im Amazonasgebiet liegt“, sagt Annette Imhoff. Nach Köln kam die Skulptur schon zur Eröffnung des Schokoladenmuseums. Museumsgründer Hans Imhoff suchte damals nach präkolumbianischen Objekten für seine Sammlung. Diese umfasst inzwischen 20 000 Objekte. Sie ist nach Museumsangaben „die umfangreichste Darstellung der Geschichte und Gegenwart des Kakaos und der Schokolade weltweit“. Dazu gehören auch zahlreiche Trinkgefäße. Warum waren die historischen Kakaobecher so hoch? „Das ist wie mit der Kölschstange. Kakao hat geschäumt“, erklärt Annette Imhoff.

Confiserie

„Lange warten darf man nicht, sonst verliert die Schokolade ihre Temperatur und Viskosität“, sagt Aiga Müller (47) und schneidet mit einer Schere die Spitze von der Plastiktülle ab. Dann dekoriert sie die auf einem Tablett vorbereiteten frischen Kaffee-Pralinen schnell und geschickt mit schmalen Schokoladen-Streifen. Aiga Müller ist seit 25 Jahren als Maitre Chocolatier im Museum. Ihr Einsatzort ist die Confiserie. Die Besucher können ihr durch Glasscheiben bei der Herstellung von Pralinen und Schokoladen zuschauen. „Die Leute lächeln und ich lächele zurück“, sagt Aiga Müller. Von Zeit zu Zeit geht sie mit einem Tablett vor die Tür, bietet Kostproben an und gibt Tipps zu ihren Produkten.

Automaten

Ein Spektakel für zehn Pfennige: Eine Kugel aus Schokolade wird von Zwergen auf eine Bahn gelegt und wirft dabei ein paar Kegel um. Dann fällt die Kugel in einen Schacht und dem Käufer in die Hände. Der Schokoladenautomat wurde um 1900 erbaut. „Mit den Automaten konnte man den Verkauf erhöhen – und die Ladenöffnungszeiten umgehen“, erklärt Annette Imhoff. Die meisten Automaten stammen aus dem Bestand der Firma Stollwerck – sie gehörten zu „altem Plunder“, den Hans Imhoff seinerzeit entdeckte und der die Grundlage für die Sammlung des Museums bildete.

Programm zum Jubiläum

An den Jubiläumstagen (1. bis 4. November) hat das Schokoladenmuseum täglich zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet.

In der Schoko-Schule und im Colonialwarenladen finden von 10.30 bis 19 Uhr alle 30 Minuten Aktionen und Verkostungen statt.

Die Konditorenmeisterschule der Kölner Handwerkskammer schokoliert in einem großen Kessel neben dem Schokobrunnen Nüsse.

Der Kölner Patissier Mathias Ludwigs produziert vom 2. bis 4. November Schokoladengroßfiguren und bereitet Macarons vor.

Am Barockschloss schenkt ein Schokoladenmädchen Trinkschokolade nach einem Rezept aus dem 18. Jahrhundert aus.

In der Drogerie des Museums fertigt die Künstlerin Versa Dogic Gemälde nur mit Schokolade. Sie nutzt keine weiteren Farben.

Zur Kölner Museumsnacht am 3. November öffnet das Schokoladenmuseum bis 2 Uhr. Angebote sind über den Museums-Shop buchbar.

Nach den Jubiläumstagen, vom 14. bis 18. November, zeigen 70 Chocolatiers ihre Produkte auf dem Platz vor dem Museum.

Museumsgeschichte

1972 übernimmt Hans Imhoff die Stollwerck-Schokoladenfabrik in der Südstadt.

1975 entdeckt Hans Imhoff dort alte Maschinen, Verpackungen, Bilder und Briefe. Sie bilden den Grundstock für seine Sammlung.

1981 lässt Hans Imhoff ein Museum in der Schokoladenfabrik in Porz einrichten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerburg Klara beginnt er mit der Suche nach einem Museumsstandort.

1992 beginnen die Bauarbeiten für das Museum am alten Hauptzollamt im Rheinauhafen.

1993, nach knapp einem Jahr Bauzeit, wird das Schokoladenmuseum eröffnet. Zwei Monate später ruiniert das Rheinhochwasser die technischen Anlagen.

2002 wird die Firma Stollwerck verkauft, das Schokoladenmuseum geht in den Besitz der Familie Imhoff über.

2006 beginnt die Kooperation mit Lindt. Seitdem wird im Museum nur noch Schokolade des Schweizer Herstellers verwendet.

2007 stirbt Hans Imhoff in Köln.

2016 übernehmen Annette Imhoff und ihr Ehemann Christian Unterberg-Imhoff die Geschäftsführung in zweiter Generation.

2018 feiert das Schokoladenmuseum sein 25-jähriges Bestehen.