Das historische Ratsschiff soll Kurs nehmen auf die dritte Sanierungsstufe, für die 1,2 Millionen Euro veranschlagt sind. Doch das Konzept geht nicht auf.
Finanzierungskonzept haktDas Ratsschiff „MS Stadt Köln“ fährt in ein stürmisches Jahr
Sie sind bereits ein gutes Stück vorangekommen, die Freunde und Förderer der MS Stadt Köln. Doch es liegt auch noch eine ordentliche Strecke vor ihnen. Das historische Ratsschiff soll in 2024 Kurs nehmen auf die dritte Sanierungsstufe. Die beinhaltet nicht weniger als die Erneuerung des Hauptdecks und die Restaurierung aller Innenbereiche. Ein Vorhaben für immerhin 1,2 Millionen Euro. Doch die Summe konnte die erfahrenen Ratsschiff-Kapitäne nicht schrecken, es gab ein sturmerprobtes Konzept für die Finanzierung. Doch dann hat der Wind gedreht.
Sanierung muss finanziert werden
550 000 aus Fördertöpfen des Bundes, das Land und die NRW-Stiftung könnten jeweils 200.000 Euro dazugeben, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 150.000 Euro und den Rest bringt der Förderverein auf. Wunschdenken war nicht Teil des Konzeptes. In vergleichbarem Rahmen gab es diese Rechnung auch schon für die vorangegangenen Sanierungsphasen. Und sie ging stets auf. Also wurden frohen Mutes die Anträge gestellt. Doch dieses Mal kam es anders. Beim Förderverein flatterte der Bescheid des Bundes rein, dass es in 2024 keine Unterstützung geben werde. Damit nicht genug: Die Stiftung NRW ist im neuen Jahr auch nicht mit im Boot. „Wir haben schon ein erstes Krisengespräch im Vorstand und mit unseren Bauleitern gehabt, dass wir Anfang des neuen Jahres fortsetzen werden“, sagt Fördervereinsvorsitzender Udo Giesen.
Förderung steht infrage
Damit steht über die Hälfte der benötigten Finanzmittel infrage. Der Vorsitzende geht durchaus mit sich selbst kritisch ins Gericht. Bei den vergangenen Förderstufen habe man die Bundestagsabgeordneten aus Köln für das Projekt gewinnen können. Da seien mit einem Brief an die richtigen Stellen und vielen namhaften Unterzeichnern die Trommeln für das Ratsschiff gerührt worden. „Die für ein solches Vorgehen wichtigen zeitlichen Abläufe sind dieses Mal nicht richtig erfolgt“, gesteht Giesen.
Das Ausbleiben der Fördermittel war zudem nicht die einzige schlechte Nachricht, die von den Förderern aufgenommen werden musste. In der zweiten Sanierungsphase wurden 2021 die Decks neu verlegt. Doch schon jetzt zeigen sich starke Verwitterungsspuren. Die Freunde des Ratsschiffes holten sich Hilfe vom Bodensee. Florian Pausch, Betriebsleiter der Historischen Schifffahrt Bodensee, reiste nach Köln. Giesen berichtet, Pausch habe aus seinem großen Erfahrungsschatz wertvolle Tipps gegeben, wie die Holzteile auch nach 30 Jahren immer noch makellos sein können.
Der Lotse geht von Bord
Als wäre das alles nicht genug, auf der Brücke der MS Köln stehen Veränderungen an. Salopp zusammengefasst: „Der Lotse geht von Bord.“ „Ich werde nach zwölf Jahren im Vorstand, davon neun als Vorsitzender, aus verschiedenen Gründen zurücktreten“, berichtet Udo Giesen. „Zum einen spüre ich gesundheitliche Veränderungen, zum anderen brauchen wir auch jüngere Kräfte, die unsere Arbeit mit Elan voranbringen können“, sagt der 74-Jährige. Giesen geht diesen Schritt nicht alleine, ein weiteres Vorstandsmitglied will aus Altersgründen ebenfalls ausscheiden. Damit stehen bei der nächsten Mitgliederversammlung wichtige Wahlen an.
MS Stadt Köln
1938 wurde das Ratsschiff gebaut, kam aber wegen des Kriegsausbruches nicht zum Einsatz. 1952 wurde es dann zu Repräsentationszwecken genutzt, beispielsweise beim Besuch der englischen Königin Elisabeth II. Später drohte es zu verrotten. In den ersten beiden Sanierungsphasen wurden Außenhaut, Heizung, die Elektroinstallation und die Decks erneuert. (ngo)