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„Ruin fürs Taxigewerbe“Uber vermittelt Wagen in Köln teils zum halben Preis

Lesezeit 4 Minuten

Recht einfach erhalten Kunden per Uber-App einen Wagen mit Fahrer. Zur Bezahlung gehören die persönlichen Daten.

Köln – Uber hat am Donnerstag seine Mietwagen-Vermittlung in Köln gestartet. Allen Dementis zum Trotz ging das Angebot „UberX“ des US-Konzerns – wie von der Rundschau berichtet – im April in Betrieb. Am Tag zuvor hatte das Taxigewerbe noch gegen Änderungen am Personenbeförderungsgesetz demonstriert, mit denen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer dem US-Konzern den Weg ebnet. Vergebens.

Der von Taxiunternehmern befürchtete Preiskampf hat sofort begonnen: So kostete am Donnerstag eine Fahrt vom Bonner Wall zum Hauptbahnhof 8,22 Euro. Ein Taxi hätte das Doppelte gekostet. Der Grund: Uber arbeitet mit Festtarifen (siehe Kasten). Alexandar Dragicevic, der Geschäftsführer der Genossenschaft „Taxi-Ruf Köln“, warnt schon lange davor, dass Uber in Köln einsteigen und die vom Stadtrat vorgegebenen Taxitarife unterbietet. Nun ist es soweit. „Das ist der Ruin für das Taxigewerbe“, sagte Dragicevic: „Das Uber-Konzept steht weltweit für prekäre Arbeitsverhältnisse.“

Erste Hinweise auf Regelverstöße

Uber hält dagegen: „In allen deutschen Städten arbeitet Uber ausschließlich mit lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen zusammen, deren Fahrer alle einen Personenbeförderungsschein besitzen“, so Uber-Sprecher Tobias Fröhlich. Zudem seien alle Fahrten „vollständig für die gewerbliche Personenbeförderung versichert“.

Uber operiert genau mit dem Unterschied von Mietwagen und Taxi. Taxis müssen sich auch zu ungewöhnlichen Zeiten bereithalten und haben eine Beförderungspflicht – auch für kurze Strecken. Diese Kosten gibt es bei Mietwagen nicht. Andererseits müssen Mietwagen vom Firmensitz starten und nach einer Fahrt zurückkehren. Gestern gab es erste Hinweise, dass diese Regel ignoriert wird. Bei einer Bestellung in der Südstadt traf nach nur sieben Minuten ein Auto mit BM-Kennzeichen ein. Das Ordnungsamt geht solchen Fällen nach – wenn es eine Anzeige gibt. Es kann dann ins Fahrtenbuch schauen. Uber sagt: „Kennzeichen sagen heute nichts mehr über den Betriebssitz aus.“

Zahl der Taxiunternehmen gesunken

Uber bot Köln schon voriges Jahr bei seiner Vermittlung von Fahrten im Internet als Option an. Buchen ging zwar nicht, aber die Bestellversuche wurden registriert: Laut Uber waren es 300 000, allein in der Karnevalssession 100 000. Seit gestern sind nun vor allem Mietwagen zu bekommen. Taxis gebe es noch wenige, räumte Uber ein.

Christoph Weigler, Generalmanager von Uber in Deutschland: „Eng verzahnt mit allen anderen Mobilitätsanbietern wollen wir die Vision von Köln unterstützen, eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt mit einer menschengerechten und umweltverträglichen Mobilität zu sein.“ Mehr als die Hälfte der Uber-Partner-Flotte bestehe aus Hybrid-Fahrzeugen. Wie viele Unternehmer oder Fahrer die „Flotte“ bilden, ist laut Uber „irrelevant“.

Und was sagen die Experten? Gutachter Thomas Krause von Linne+Krause aus Hamburg, der 2015 schon feststellte, dass es in Köln zu viele Taxis gibt, um auskömmlich zu arbeiten, sagte der Rundschau: „So ein neuer, offensiver Marktteilnehmer gefährdet die Funktionsfähigkeit des Taxi-Gewerbes.“ 2015 waren 521 Mietwagen und 1212 Taxis gemeldet, jetzt sind es 552 und 1184. Die Zahl der Taxiunternehmen sank von 804 auf 795.

Die Uber-App und die Kosten

Uber ist ein US-Unternehmen, das mit einer Mitfahr-App weltbekannt wurde. Dabei bieten Privatleute sich mit ihrem Auto als Chauffeur an, um einen Fremden zu befördern. Uber-Sitz in Europa ist Amsterdam. Allerdings ist dieses System in Deutschland gerichtlich gescheitert, ebenso die direkte Mietwagenvermittlung mit der App UberBlack.

UberX ist der App-Nachfolger. Dabei vermittelt Uber Fahrtwünsche an Mietwagenunternehmen, bei UberTaxi eben an Kölner Taxiunternehmer, die sich daran beteiligen wollen – es ist unklar, wie viele es sind. Beides gibt es nun in Köln. UberGreen soll noch folgen. Diese App will Fahrer von Autos mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb vermitteln.

Kunden von UberX können sich per PC registrieren (mit Telefonnummer und Mailadresse), auch per Handy-App. Wünschen sie eine Fahrt, geben sie Start, Ziel und Zeit ein. Eine Software ermittelt abhängig von Uhrzeit und Verkehr einen Festpreis. Dieser gilt, egal wie lange die Fahrt dauert, oder ob unerwartet Umleitungen zu fahren sind. Am Ziel kann der Kunde sofort aussteigen. Laut Uber ist das ein wichtiger Unterschied zum Taxi und zum Mitbewerber „Mytaxi“, der dann erst die Abrechnung bestätigen muss, weil der Preis erst durch den Fahrtverlauf entsteht.

Mietwagenfahrer, die von Uber Aufträge erhalten wollen, müssen eine Genehmigung der Stadt besitzen, sie nutzen ebenfalls eine App. Für die Vermittlung zahlen sie eine „Servicegebühr“ von 25 Prozent des Umsatzes an Uber. Dies ist laut Uber-Sprecher Tobias Fröhlich unter anderem für App und Werbung notwendig. Uber geht davon aus, dass kein Unternehmer von diesen Fahrten allein leben kann. Dieses Geschäftsmodell ist laut Fröhlich dazu gedacht, die Auslastung ohnehin besetzter Wagen zu erhöhen. (mfr)