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Hohe KostenRadweg von Köln nach Frechen bleibt auf der Strecke

Lesezeit 3 Minuten
Flott unterwegs dank Unterführungen sind Fahrradfahrer auf eigenen Radschnellwegen in den Niederlanden, wie hier in Zwolle.

Flott unterwegs dank Unterführungen sind Fahrradfahrer auf eigenen Radschnellwegen in den Niederlanden, wie hier in Zwolle.

Trotz langjähriger Planungen wurde der Radweg zwischen Frechen und Köln aufgrund gestiegener Baukosten und bürokratischer Hürden pausiert.

Von Frechen nach Köln und zurück pendeln, und das ohne lästige Staus oder überfüllte Busse und Bahnen, sondern flott mit dem Fahrrad auf einem eigens dafür angelegten Schnellweg: Diese Vision wird schon seit vielen Jahren nicht nur diskutiert, sondern eigentlich konkret geplant. Schon vor 13 Jahren waren erste Planungen für die 7,4 Kilometer lange Strecke angeschoben worden. Die Zuständigkeiten auf Landesebene haben sich aber zwischenzeitlich verschoben, diverse Stellen von Straßen.NRW über die beteiligten Kommunen bis hin zum Landesverkehrsministerium waren oder sind beteiligt. Ein Streitpunkt war in den vergangenen Jahren die bei solchen Projekten vorgeschriebene Berechnung der Wirtschaftlichkeit. Die verursachte Probleme, weil die Baukosten infolge der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise gestiegen sind. Jetzt kündigte die Stadtverwaltung in einem zunächst internen Papier an, dass sie die Planungen vorerst wieder auf Eis legen werde (wir berichteten). Das Bundesverkehrsministerium müsse erst einmal die Vorschriften für den Wirtschaftlichkeit-Nachweis anpassen. Bisher schweigt das Ministerium dazu.

Unverständnis vom ADFC

Dass so viele Jahre nach den politischen Weichenstellungen absehbar auch weiterhin nichts passieren wird, stößt bei Vielen auf Unverständnis. „Das macht mich sprachlos“, meint Christoph Schmidt vom Allgemeinen Fahrradclub (ADFC) in Köln: „Wenn wir die Menschen aus dem Auto rausholen wollen, brauchen wir ein Angebot.“ Klimaneutralität lasse sich mittelfristig nur erreichen, wenn möglichst viele Menschen vom Auto auf andere Verkehrsmittel wechseln. Da der öffentliche Nahverkehr nur zögerlich ausgebaut werde, sei es wichtig, gute Angebote für Radfahrer zu schaffen. Der vorläufige Verzicht auf den Rad-Schnellweg zwischen Frechen und Köln sei da ein herber Rückschlag.

Ralph Herbertz, Vorstandsmitglied beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) in der Stadt, kritisiert unterdessen grundsätzlich das umständliche regelwerk für solche Fahrrad-Verbindungen. „Bei einem Kongress hat jüngst ein Planer aus den Niederlanden gesagt, Deutschland habe tolle Regelwerke, aber keinen Radschnellweg. Im Nachbarland habe man solche Regeln nicht, dafür aber schon 15 realisierte Projekte.“ Man müsse jetzt darüber nachdenken, ob eine solche Verbindung nicht auch pragmatischer verwirklicht werden könne.

Der Vorteil solcher Trassen für Fahrrad-Pendler liege darin, dass „Zwangsstopps“ an Ampeln, Kreuzungen oder Ein- und Ausfahrten wegfielen. Dadurch komme man schneller voran als auf üblichen Straßen und Radwegen.

Wichtiges Ziel für Pendler mit dem Rad

Ähnlich argumentiert Lino Hammer (Grüne), der im Stadtrat Vorsitzender des Verkehrsausschusses ist. „Der Rad-Schnellweg zwischen Frechen und Köln scheint nicht mit Glück gesegnet zu sein“, meint der Politiker. Der Stadtverwaltung sei kein Vorwurf zu machen, sie habe die Standards schon mehrfach heruntergefahren, damit sich die Wirtschaftlichkeit besser rechne. Es sei nun „sehr ärgerlich“, so Hammer, dass das Projekt nun auf den letzten Metern vorläufig scheitere: „So wird das mit der Verkehrswende nichts!“ Es müsse auch im Interesse von Land und Bund liegen, hier schnell zu einer Lösung zu kommen. Innerhalb der Stadt habe man schon an vielen Stellen dafür gesorgt, dass Radfahrer schneller vorankommen. Auf diese Weise habe man dazu beigetragen, dass inzwischen etwa genauso viele innerstädtische Fahrten mit dem Fahrrad wie mit dem Auto absolviert werden. Bei Menschen, die aus den Vororten oder den Nachbarstädten nach Köln zur Arbeit pendeln, sei dieses Ziel noch nicht erreicht.