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Kölner SportstättenRadstadion in Köln verzögert sich – weitere Projekte in Verzug

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Keine Bewegung, Stillstand auf der Baustelle: das alte Radstadion in Müngersdorf.

Keine Bewegung, Stillstand auf der Baustelle: das alte Radstadion in Müngersdorf.

Der Bau des Radstadions ist nicht das einzige Projekt in Verzug. Seit zwei Jahren liegt der Bau eines Fußball-Drittligastadions in Stammheim auf Eis. Auch der Sportpark in Stammheim ist in weiter Ferne.

Gerade erst hat der Radsport-Weltverband UCI die Radsport-Weltmeisterschaften für das Jahr 2028 nach Abu Dhabi vergeben. Neben der Bahnrad-WM wird auch der Wettkampf auf der Straße in dem Wüstenstaat ausgetragen. Diese Weltmeisterschaften hätten manche Offiziellen des deutschen Radsports auch gerne in Köln gesehen, die Bewerbungsmappe hätten sie mit schönen Animationen des geplanten Kölner Radstadions aufhübschen können. Doch daraus ist nichts geworden. Zu Jahresbeginn sollte ursprünglich der Grundstein gelegt werden, doch nach Informationen der Rundschau gibt es bislang weder einen Zeitplan noch einen Generalunternehmer für den Bau des Stadions.

Der Bau des Radstadions, das als Multifunktionshalle auch Spielstätte für Basketballer und Volleyballerinnen werden soll, ist nicht das einzige Projekt, das in Verzug geraten ist. Seit zwei Jahren liegt der geplante Bau eines Fußball-Drittligastadions in Stammheim auf Eis. Ebenso ist der bundesweit als Vorzeigeprojekt geplante inklusive Sportpark in Stammheim in weite Ferne gerückt. Hier hatten die Rollstuhlbasketballer der RBC Köln 99ers gemeinsam mit den Kölner Haien den Bau einer Doppeleishalle und einer großen barrierefreien Sporthalle geplant. Ein Hotel sollte das ehrgeizige Projekt abrunden. Doch es fehlt ein tragfähiges Finanzierungskonzept für Bau und Betrieb.

Die Situation ist ernüchternd. Was ich mir wünsche, ist eine konkrete Unterstützung durch die Stadt, nicht nur finanziell.
Sedat Özbicerler, Geschäftsführer RBC Köln 99ers

Der Bau des Radstadions ist offenbar wegen enormer Kostensteigerungen ins Stocken geraten, von den anfangs veranschlagten 60 Millionen Euro Baukosten ist wohl schon lange keine Rede mehr, im Rathaus wird von einer „Kostenexplosion“ gesprochen. Die Sportstätten GmbH hat als Bauherr die Stadtentwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“ als Projektentwickler eingeschaltet. „Das Verfahren für die Suche eines Generalunternehmers ist noch nicht abgeschlossen“, teilen die Sportstätten knapp auf die Anfrage der Rundschau mit. Vom Land gibt es aber offenbar Zusagen, die Mehrkosten anteilig mitzutragen. Doch auch ohne die Kostensteigerung ist das Radstadion die größte Investition der Sportstätten seit dem Bau des Rheinenergie-Stadions.

Projekt mit großer Bedeutung für den Sport in Köln

In der Politik wird der Bau des Radstadions bislang nicht auf den Prüfstand gestellt. „Wir stellen das Projekt nicht infrage, denn für das Image der Sportstadt Köln wäre das verheerend“, beurteilt Ulrich Breite (FDP), stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, die Situation. Ähnlich sieht es der Ausschuss-Vorsitzende Oliver Seeck (SPD): „Das Projekt ist nicht nur enorm wichtig für den Radsport, sondern auch für Basketball und Volleyball von enormer Bedeutung“, sagt er. Denn in der Halle sollen auch die Basketballer der Rheinstars und die Zweitliga-Volleyballerinnen der DSHD Snowtrex ihre Spiele austragen. Weil in Köln weiterhin eine bundesligataugliche Halle fehlt, hatten sie schon mehrfach auf einen Aufstieg in die Bundesliga verzichtet.

Inklusiver Sportpark Stammheim.

Auch der inklusive Sportpark Stammheim ist im Verzug. Hier hätten die Rollstuhlbasketballer RBC Köln 99ers spielen sollen, auch eine Doppeleishalle war geplant.

Ursprünglich waren die beiden Vereine auch in die Planungen des Sportparks in Stammheim involviert, denn als vor sieben Jahren die Idee dieses Gemeinschaftsprojekts entwickelt wurde, war der Umbau der Radrennbahn noch nicht beschlossen. In einer Machbarkeitsstudie waren die Kosten für den Bau des Sportparks auf knapp 50 Millionen Euro beziffert worden. Stiftungen sollten einen großen Teil übernehmen, doch diese Idee ist mittlerweile vom Tisch. Jetzt sollen Investoren gesucht werden, auch eine Beteiligung von Bund und Land strebten die Verantwortlichen an.

„Leuchtturmprojekt mit Leben füllen“

Seit sieben Jahren kümmert sich Sedat Özbicerler, Geschäftsführer der RBC Köln 99ers, um das Prestigeprojekt. Inzwischen macht sich auch bei ihm Frust breit. „Die Situation ist ernüchternd. Was ich mir wünsche, ist eine konkrete Unterstützung durch die Stadt, nicht nur finanziell, sondern auch durch Beratung“, sagt Özbicerler. Wenn es die Stadt ernst meine mit Inklusion und dem Label Sportstadt, müsse ein solches „Leuchtturmprojekt“ auch mit Leben gefüllt werden.

Auch hier geht es ums Geld. „Wenn es ein realistisches Bau- und Betriebsmodell gibt, wäre eine Beteiligung der Stadt möglich“, stellt Gregor Timmer, Leiter des Sportamts, in Aussicht. Als Notlösung würden sich die Rollstuhlbasketballer notgedrungen auch damit zufrieden geben, wenn eine der nächsten Schulsporthallen behindertengerecht gebaut wird und neben genügend Lagerfläche für Sportrollstühle auch eine Fläche für eine Vereinsgeschäftsstelle zur Verfügung stünde.

„Ansonsten werden wir unser Projekt früher oder später beerdigen müssen“, mahnt Özbicerler. Derzeit muss der Verein in drei verschiedenen Hallen trainieren, der Spielbetrieb findet am Bergischen Ring in Mülheim statt.