Mit ihrem Podcast verschafft Deutschlehrerin Anna Di Biase den Geschichten und Lebensrealitäten von ausländischen Pflegekräften eine Plattform.
„Hallo Danke Ja“Kölner Podcast rückt ausländische Pflegekräfte in die Sichtbarkeit
„Heimat ist meine Kultur, meine Sprache, alles, was ich bisher gelernt und erlebt habe. Es ist ein Teil von mir“, fasst Adrian Korte im Podcast „Hallo Danke Ja“ zusammen. Er kam – wie viele andere auch - aus Brasilien nach Deutschland, um als Pflegekraft für ein Krankenhaus der Stiftung der Cellitinnen zu arbeiten. Der Podcast wurde im Jahr 2022 von Anna Di Biase ins Leben gerufen, um die Geschichten und Lebensrealitäten von ausländischen Pflegekräften in Deutschland sichtbar zu machen. Sie sprechen darüber, was es bedeutet, in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten. Und, was es braucht, um in dem neuen Leben anzukommen.
„Hallo“, „Danke“, „Ja“ - es sind simple, aber sehr wichtige Worte, um sich in Deutschland zu verständigen und zurechtzukommen. Gerade, wenn man hier einen Neuanfang beginnt, sagt Anna Di Biase. Als sie 2020 anfing, ausländischen Pflegekräften der Stiftung Deutsch beizubringen, unterrichte sie hauptsächlich das, was man im Sprachunterricht eben so macht: Sprechen, Vokabeln lernen, Grammatik üben. Mit der Zeit habe sie aber gemerkt, dass die kulturellen Unterschiede zwischen den Heimatländern der Pflegekräfte und ihrer Wahlheimat in Deutschland viel Redebedarf auslösen und sehr herausfordernd sein können. „Es kamen immer mehr persönliche Geschichten in den Gesprächen hoch, die erzählt werden wollten. Anfangs habe ich die Geschichten als eine Art Unterrichtsprojekt aufgenommen, damit die Pflegekräfte lernen, vor anderen zu sprechen, ihre Geschichten zu verschriftlichen und sich sicherer mit Deutsch fühlen.“
Und so ging es Schritt für Schritt weiter. Bis die Idee aufkam, mit den Geschichten ausländischer Pflegekräfte an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn Di Biase ist im Zuge ihrer Arbeit aufgefallen, dass wenig dafür getan werde, die Geschichte von Arbeitskräften aus dem Ausland öffentlich sichtbar zu machen. Zwar würden sie durch ihre Arbeit als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden, aber kaum jemand spreche mit den Menschen, die sich hinter der Arbeit verbergen. „Die Geschichten sensibilisieren dafür, was ausländische Arbeitskräfte leisten und aufgeben, um hier arbeiten zu können. Sie machen die Menschen sichtbar“, erklärt sie.
„ Auf struktureller Ebene ist noch viel zu tun“
Zudem habe es auch eine Rolle gespielt, dass sie selbst eine Migrationsgeschichte hat: Ihr Großvater kam in den 60er Jahren als sogenannter „Gastarbeiter“ nach Deutschland und blieb. Durch ihre persönlichen Berührungspunkte wurde ihr mit der Zeit klar, dass es ihr auch persönlich wichtig ist, über die Menschen öffentlich zu sprechen, die einen sehr bedeutenden Teil unserer Gesellschaft ausmachen.
In jeder Folge des Podcasts spricht Di Biase mit einer ausländischen Pflegekraft. Die Themen, über die sie mit ihren Gästen spricht, sind vielfältig. Sie reichen von der Ergründung, was Heimat eigentlich bedeutet bis hin zum Arbeitsalltag und den Herausforderungen, denen sie begegnen. Manche Gäste bringen eigene Themen mit, andere wollen Teil des Podcasts sein, wissen aber nicht wie. In jedem Fall spricht sie mit ihnen vorher darüber, was sie antreibt und bewegt und trifft sich dann nochmal mit ihnen, um die Folge aufzunehmen. Neben den Gesprächen mit den Pflegekräften, spricht Di Biase in der Rubrik „Hallo Danke Ja - Hintergrund“ auch mit Expertinnen und Experten über Themen rund um Sprache und Migration.
Podcast ist Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Das Schöne an dem Podcast sei es, dass er eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten ist. „Es ist einfach eine extrem schöne Motivation für die Menschen, dass sie merken: Jemand interessiert sich für ihre Geschichte.“ Ihr persönlich helfe der Podcast dabei, Stereotype abzubauen, betroffene Menschen selbst sprechen zu lassen und für ihre Lebensrealitäten sensibilisiert zu werden.
Außerdem beobachte sie, dass sich heute im Vergleich zu den Zeiten der „Gastarbeiter“ zwar schon einiges hinsichtlich der Integration von ausländischen Arbeitskräften verbessert habe, das meiste aber auf dem persönlichen Engagement von Einzelpersonen beruhe. „Auf struktureller Ebene ist noch viel zu tun“, betont sie. Das sei es auch, was sie an der Zusammenarbeit mit der Stiftung der Cellitinnen so schätze. Denn dort würde man sich auch schon im Vorfeld bemühen, den Menschen einen Sprachkurs und eine Unterkunft anzubieten oder sie bei bürokratischen Angelegenheiten zu unterstützen.