Betretungsverbot in PflegeheimenWie Familien digital gemeinsam Ostern feiern können

Kreativ kommunizieren: Anna Maria Luther und Andere sehen ihre Angehörigen infolge des Betretungsverbots in Pflegeheimen derzeit digital.
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- Seit mehreren Jahren läuft im Caritas-Altenzentrum St. Maternus in Rodenkirchen ein Pilotprojekt zur Digitalisierung.
- Das Wichtigste sind die Kontakte zwischen den Angehörigen, die durch das Betretungsverbot nicht mehr zu Besuch kommen können.
- Seit das Betretungsverbot in Kraft ist werden Senioren und ihren Angehörigen Videotelefonate angeboten.
Köln – Senioren reisen nach Kanada, Alaska, auf die Malediven oder besuchen den Dom. Und das mitten in der Corona-Krise. Denn: Die Reisen finden nicht real, sondern virtuell statt. Mittels einer Virtuell-Reality-Brille können sich die Senioren aus dem Caritas-Altenzentrum St. Maternus in Rodenkirchen weltweit bewegen. Wenn man sich dreht und wendet, sieht man immer wieder eine neue Ansicht. Seit mehreren Jahren läuft im Heim ein Pilotprojekt zur Digitalisierung. „Gott sei Dank können wir jetzt darauf zurückgreifen. Gerade jetzt sind wir sehr froh über die Digitalisierung hier. Das Angebot wird sehr gut genutzt“, sagt Sozialpädagogin Alexandra Kasper.
Die Digitalisierung im Caritas-Altenzentrum ist außergewöhnlich. Derzeit hält ein Ehrenamtlicher, der ja aus Sicherheitsgründen nicht mehr ins Haus kommen kann, per Teamviewer Kontakt mit den Mitgliedern seiner Computer-Gruppe. „Einer aus dieser Gruppe unternimmt lange Eisenbahnfahrten durch die Welt auf dem Computer“, weiß Alexandra Kasper.
Tablets in jedem Wohnbereich
Doch das Wichtigste sind die Kontakte zwischen den Angehörigen, die durch das Betretungsverbot nicht mehr zu Besuch kommen können. „Es ist vielen so wichtig, sich zu sehen“, sagt Alexandra Kasper. Das gilt für beide Seiten – für jene, die zu Hause sind und jene, die im Heim leben. In jedem Wohnbereich gibt es deshalb im St.Maternus-Heim deshalb ein Tablet, mit dem per Skype kommuniziert werden kann.
Für viele Bewohner im Seniorenhaus Heilige Drei Könige in Ehrenfeld sind die bewegten Bilder der Lieben auf dem Bildschirm noch Neuland. Seit das Betretungsverbot in Kraft ist, bietet Sabine Westerfeld Bewohnern und ihren Angehörigen Videotelefonate an. Normalerweise hilft sie bei der Erstellung von Patientenverfügungen. „Jetzt hat die psychosoziale Betreuung Priorität“, findet Sabine Westerfeld.
Viele Emotionen
„Die Freude, sich zu sehen und miteinander zu sprechen ist auf beiden Seiten überwiegend groß“, berichtet Sabine Westerfeld. „Die Emotionen reichen vom herzlichen Lachen bis zu Tränen der Rührung, aber auch Traurigkeit, Verzweiflung und Ungewissheit über die aktuelle Situation.“ Ihre Begleitung geht zuweilen über das Ende des Telefonats hinaus. „Immer dann, wenn es notwendig ist, Emotionen aufzufangen und empathisch zu begleiten.“
Eine solche Begleitung braucht Anna Maria Luther nicht. Die 92-Jährige hat sich mit ihren beiden Enkeln ausgetauscht und ist begeistert. Begeistert ist übrigens oft auch Sabine Westerfeld von dem, was sich die Angehörigen einfallen lassen. „Ein Sohn bereitete im Vorfeld Plakate für seine schwerhörige Mutter mit dem Text ,Ich denke an Dich’ sowie eins mit einem gemalten Herz vor.“
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