Zum Sammeltag des NS-Dokumentationszentrums können Kölner und Kölnerinnen ihre Fundstücke aus der Zeit des Endes der nationalsozialistischen Herrschaft abgeben.
Sammeltag im NS-DOKFundstücke sollen Aufschluss darüber geben, wie es 1945 in Köln war

Petra Paffenholz übergab den Holzschnitt-Druck ihres Vaters an Jens Löffler, Archivar des NS-Dokumentationszentrums.
Copyright: Thomas Banneyer
Den Druck eines Holzschnitts überlässt Petra Paffenholz dem NS-Dokumentationszentrum. Er stammt aus dem Faust-Zyklus ihres Vaters, dem Künstler Peter Josef Paffenholz. Zu sehen ist darauf der Pakt mit dem Teufel, den Faust mit Blut unterschreibt. „Das scheint mir im Moment auf dramatische Weise passend“, sagt die 69-Jährige mit Blick auf die aktuelle politische Lage.
Anlass für die Übergabe ist für sie der geplante Sammeltag des NS-Dokumentationszentrums am Samstag, 29. März, zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Köln. „Wir sammeln grundsätzlich alle Unterlagen, die Aufschluss über die Geschichte Kölns in der NS-Zeit geben oder die für die spätere Auseinandersetzung mit dem Thema interessant sind“, erklärt Jens Löffler, Archivar beim NS-DOK. Dazu zähle alles rund um die Kölner Gesellschaft allgemein, zu Gestapo und NS-Organisationen sowie die Lebensgeschichten von Verfolgten, aber auch Tätern. „Wichtig ist, dass die Unterlagen einen Bezug zur Stadt Köln haben“, betont Löffler. Einzelne Dokumente oder Alltagsgegenstände ohne örtlichen Bezug oder weiteren Kontext könnten nicht mehr angenommen werden, dazu zählen Sammelbilderalben, Bezugsscheine, Briefmarken, Büsten, Abzeichen, Orden oder ähnliches. Löffler schränkt ein: „Es sei denn natürlich, dahinter verbirgt sich eine besondere Geschichte.“ Ob die Objekte als Leihgabe oder dem Museum gänzlich überlassen werden, müsse dann im Einzelfall geklärt werden.
Petra Paffenholz hatte schon einmal Fundstücke beim NS-DOK abgegeben. Dabei handelte es sich ebenfalls um Dinge ihres Vaters. Der Bestand umfasst Dokumente, Fotografien und Objekte aus dem persönlichen Nachlass sowie einige Zeichnungen, Drucke, Publikationen, 175 Holzdruckstöcke und Arbeitsgeräte. Peter Josef Paffenholz wurde 1900 in Köln geboren, war Grafiker und bildender Künstler. Da er von 1931 bis 1933 Stadtverordneter für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Köln war, wurde er während der NS-Zeit politisch verfolgt. Selbst als er im Deutzer Messelager inhaftiert war, malte er in der Zelle weiter. Zwar überlebte er das NS-Regime, litt aber an gesundheitlichen Problemen und starb 1959.
Lerneffekt für die nächste Generation
Ein paar wenige Bilder hat seine jüngste Tochter behalten. Das eine vom Pakt, das sie nun Archivar Löffler überreichte, war ihr beim Aufräumen zufällig in die Hände gefallen. „Ich habe ansonsten alles, was ich von meinem Vater hatte, bereits dem NS-DOK gegeben“, erzählt Petra Paffenholz. Schwer gefallen sei ihr das nicht. „Er ist ja in mir“, sagt die Tochter über ihren Vater. Die 69-Jährige ist selbst als Künstlerin in verschiedenen Bereichen tätig. Ihre Zeichnungen fertigt sie in ihrem Atelier in der Art Factory in Dünnwald an. „Mein Vater starb, als ich vier Jahre alt war“, sagt Paffenholz. Er habe ihr künstlerisch also nichts beibringen können. „Aber es liegt vielleicht an den Genen, vererbtes Talent.“
Die Gefühle, die ihr Vater durchlebt hat und dank seines Talents sichtbar machen konnte, sind für andere in seinen Bildern bis heute erlebbar. Insbesondere in Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklungen ist es ihr ein Anliegen, dass besonders junge Menschen eventuell bei einer entsprechenden Ausstellung im NS-DOK die Geschichte ihres Vaters erleben können. „Das ist dann viel besser und greifbarer, eine Lebensgeschichte erzählt zu bekommen als nur nüchterne Zahlen“, ist sich Petra Paffenholz sicher. Nur so könne der Mensch lernen und begreifen. Und genau deshalb hofft das NS-DOK auf viele Fundstücke und neue Erkenntnisse beim Sammeltag am Samstag.
Sammeltag am Samstag
Als Höhepunkt der aktuell laufenden Kampagne zu „80 Jahre Kriegsende in Köln“ veranstaltet das NS-Dokumentationszentrum am Samstag, 29. März, einen Sammeltag. Zwischen 11 und 18 Uhr können Kölnerinnen und Kölner ihre persönlichen Fundstücke aus der Zeit im Museum am Appellhof vorbeibringen. Sie sollen darüber Aufschluss geben, wie es damals genau in Köln war. Mitarbeitende aus den Abteilungen Dokumentation und historische Forschung werden die Stücke im NS-DOK dann begutachten und historisch einordnen. (ves)