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„Monets Garten“ in KölnAusstellung in Ehrenfeld lässt Besucher in die Kunst von Claude Monet eintauchen

Lesezeit 3 Minuten
Mit Bewegungen lassen sich die Pinselstriche eines Seerosen-Gemäldes beeinflussen.

Mit Bewegungen lassen sich die Pinselstriche eines Seerosen-Gemäldes beeinflussen.

Am Mittwoch startet die Ausstellung in Ehrenfeld. Teil der Schau sind auch interaktive Elemente. Besucher können etwa eigene Seerosen zum Leben erwecken.

Sein schönstes Kunstwerk sei sein Garten, erzählt die fiktive Stimme des großen Meisters am Ende der Ausstellung. Die weitläufige Grünanlage machte das normannische Dorf Giverny weltberühmt und ist noch heute eine Touristenattraktion. Für Claude Monet (1840 – 1926) war sein Garten sowohl Freiluft-Atelier als auch seine größte Inspirationsquelle. Jetzt ist der Garten auch in Ehrenfeld zu sehen. Zumindest ein kleiner Nachbau. Da ist die japanische Brücke, die ein sanfter Lavendelduft umhüllt, daneben Monets Landhaus und – natürlich – der weltberühmte Seerosenteich.

Ab Mittwoch öffnet in einem unscheinbaren Ehrenfelder Hinterhof an der Vogelsanger Straße die Alegria Exhibition Hall - und damit die Ausstellung „Monets Garten“. Immersiv soll die Schau sein. Heißt: Statt klassische Gemälde zu betrachten, soll der Besucher direkt eintauchen in die Kunst.

Die japanisches Brücke und der Seerosenteich in Monets Garten.

Die japanisches Brücke und der Seerosenteich in Monets Garten.

Und warum gerade Monet? „Monet war ein wahnsinniger Revolutionär“, sagt der Münchner Produzent Nepomuk Schessl. „Er hat die gesamte Malerei auf links gedreht, hat mit den akademischen Vorlieben seiner Zeit gebrochen und beeinflusst uns in der Kunst bis heute.“ In gewisser Weise dreht auch Schessl die Vermittlung von Kunst auf links. Er will seinem Publikum den Künstler nicht auf eine akademische Art und Weise näherbringen, sondern die Menschen auf Augenhöhe abholen, an die Hand nehmen und die Kunst erlebbar machen. Alles, um zu zeigen, „was für ein wahnsinnig cooler Typ Monet war“.

„Monets Garten“ in Köln: Eine Corona-Idee

Die Idee kam Schessl, der ursprünglich als Konzertveranstalter tätig ist, während der Pandemie. Nach dem erfolgreichen Start Anfang 2022 in Berlin war die Schau bereits in Wien, Stockholm, New York, München oder Zürich zu Gast. Und jetzt noch bis Januar in Köln.

„Monets Garten“ besteht aus drei Teilen. Der erste ist noch am ehesten mit einem normalen Museum vergleichbar. Neben den harten Fakten über das Leben Monets werden die Besuchenden mithilfe einer Projektion mit der Maltechnik Monets vertraut gemacht. Von der ersten Skizze fügen sich viele kurze Pinselstrich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen.

Auf vier Wänden und auf dem Boden wird das Leben von Claude Monet erzählt.

Auf vier Wänden und auf dem Boden wird das Leben von Claude Monet erzählt.

Der Garten ist der zweite Teil. Der dort installierte Teich war für Monet die Basis einer Serie von rund 250 Seerosen-Gemälden. Im Inneren von Monets Landhaus kann dann jeder selbst zum Künstler werden. Bewegungen der Besuchenden beeinflussen mithilfe einer Infrarotkamera die einzelnen Pinselstriche eines Seerosen-Gemäldes, lösen sich auf und fügen sich immer wieder auf neue Weise zusammen. Beeindruckend, nicht nur für Kinder, ist die interaktive Funktion des Seerosenteiches. Ein Scan-Gerät erweckt dabei auf Papier ausgemalte Seerosen auf dem digitalen Teich zum Leben. Nebenan lässt eine Umarmung die Farbpalette des Künstlers auf einem Bildschirm explodieren.

Immersive Ausstellung: Niedrigschwelliger Zugang zur Kunst

Der Nachbau von Monets Haus.

Der Nachbau von Monets Haus.

Den Abschluss der Ausstellung bildet der hintere und größte Raum. Ein 45-minütiger 360-Grad-Film erzählt dort auf vier Wänden und sogar auf dem Boden das Leben und Schaffen des französischen Künstlers: vom armen und erfolglosen Künstler bis zum weltberühmten Vaters des Impressionismus. Auf Hockern sitzend oder auf Kissen liegend tauchen die Besuchenden dabei ein in die Geschichte Monets und in seine bekanntesten Gemälde. Am Ende verwandelt sich der Raum in einen Seerosenteich.

Eine Projektion bringt dem Besucher die Maltechnik Monets nah.

Eine Projektion bringt dem Besucher die Maltechnik Monets nah.

Neben begeisterten Besuchern begleiteten immersive Ausstellungen wie „Monets Garten“ immer wieder auch kritische Stimmen. Ist es richtig, Kunst als Spektakel zu inszenieren? Sind die Ausstellungen zu kitschig? Sind sie nur Geldmacherei statt Kunst? In jedem Fall sind sie ein Trend. In Köln machte vor zwei Jahren die Ausstellung „Van Gogh Alive den Auftakt“. Produzent Schessel sagt: „Wir wollen kein Originalgemälde oder kein Museum überflüssig machen.“ Es gehe darum, eine Brücke zum Museum zu bauen. Denn wer die niedrige Schwelle des immersiven Erlebnisses erst einmal überschritten habe, der habe danach vielleicht auch einen anderen Zugang zur Kunst.

„Monets Garten“, Alegria Exhibition Hall, Lichtstraße 15 (Ehrenfeld), bis 26. Januar, täglich 10 bis 21 Uhr, Tickets ab 20 Euro.