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PartydrogeLachgas ist in Köln auf dem Vormarsch – was hinter dem Trend steckt

Lesezeit 3 Minuten
Lachgas-Kartuschen und Luftballons liegen in einem Park

Die Spuren des Lachgas-Konsums finden sich in Köln vor allem da, wo junge Menschen gerne feiern, wie beispielsweise auf den Ringen oder der Zülpicher Straße.

Der schnelle Kick aus der Kartusche lockt in Köln viele vor allem junge Menschen. Die leichte Verfügbarkeit täuscht über die Gefahren hinweg.

Einmal am Luftballon ziehen und man hat das Gefühl, auf einer Wolke der Euphorie zu schweben. Alles ist lustig, alles ist leicht. Zumindest vorübergehend. Denn so schnell, wie der Rausch kommt, ist er auch schon wieder vorbei. Also nochmal. Und nochmal...

Es sind Szenen, die man auf den Kölner Ringen immer häufiger zu sehen bekommt. Junge Menschen, die Luftballons befüllen und den Inhalt einatmen. Sie konsumieren Lachgas, die Partydroge zurzeit in der Domstadt. Doch die wenigsten wissen, welche Gefahr der Rausch aus dem Ballon mit sich bringt.

Wo wird Lachgas konsumiert?

„Also das war ganz kurzweilig. Eine Minute, dann hast du irgendwie deinen Spaß, wie der Name es auch schon sagt, und dann ist der Spaß aber auch wieder vorbei“, erzählt ein Konsument. Weniger als zehn Mal hat er die Droge bisher konsumiert. Eine süchtig machende Wirkung habe er dabei nicht bemerkt. ,,Das macht man mal irgendwie aus Jux, weil es auch freiverkäuflich ist.''

Der freie und schnelle Verkauf macht sich auch in Köln bemerkbar. Vor bekannten Clubs findet man immer häufiger Spuren des Lachgas-Konsums. „Mit dem Konsum geht eine verstärkte Vermüllung einher, vor allem durch Luftballons und Lachgas-Dosen beziehungsweise Kartuschen“, berichtet das Ordnungsamt. Gerade auf Partymeilen wie den Kölner Ringen oder der Zülpicher Straße würde der Ordnungsdienst regelmäßig auf Konsumentinnen und Konsumenten treffen. Doch auch in Parks in der Umgebung von Schulen tauchen in den frühen Morgenstunden leere Ballons auf. Hinweise dafür, dass auch bei Schülerinnen und Schülern die Droge bekannt ist. „Konsummuster scheinen sich von Einige Male im Jahr in Partysituationen zu einem auch in der Freizeit und Öffentlichkeit stattfindenden Konsum gewandelt zu haben“, teilt die Fachstelle für Suchtprävention der Drogenhilfe Köln mit. Die Videoplattform Tiktok hat stark zur Popularität der Droge beigetragen. Immer wieder sieht man dort Videos von Jugendlichen, die sich dabei filmen, wie sie das Gas einatmen und in einen Rausch verfallen.

Welche Auswirkungen hat die Droge?

Nach dem Einatmen kommt es zu einem tranceähnlichen Zustand, der bis zu drei Minuten dauern kann. Veränderte Geräuschwahrnehmung, ein Kribbeln in den Muskeln oder ein Wohlempfinden, das häufig mit Lachzwängen verbunden ist. Klingt erstmal ungefährlich, für viele Jugendliche fast schon verlockend. Es ist der schnelle, vermeintlich harmlose Kick, den sie suchen. Ohne dabei die Folgen zu kennen.

Wie schädlich ist der Konsum?

„Akute Risiken sind zum Beispiel Kopfschmerzen und Schwindelgefühl“, erklärt die Fachstelle für Suchtprävention der Drogenhilfe Köln. Es würde auch zu Unfällen durch Stürze kommen, besonders wenn Alkohol mit im Spiel wäre. Wird das Gas direkt aus einer Kartusche eingeatmet, kann es durch die Verdunstungskälte zu Erfrierungen im Mundbereich oder Schäden im Rachen kommen. Der regelmäßige Konsum über einen längeren Zeitraum greift zudem die Nerven an. Lähmungen mit Symptomen einer Rückenmarksschädigung können dadurch auftreten. In England ist 2015 ein 18-Jähriger an den Folgen seines Lachgaskonsums gestorben.

Wo gibt es Lachgas zu kaufen?

Lachgas fällt in Deutschland nicht unter das Betäubungsschutzmittelgesetz, weshalb es überall erworben werden kann. In Köln haben sich viele Kiosks auf die Entwicklungen der letzten Jahre spezialisiert und bieten das Gas abgefüllt in Kartuschen an. Mit Geschmacks- und Duftstoffen versetzt kosten diese um die zwanzig Euro. Allerdings: Nicht jeder kann sie kaufen. „Ich verkaufe nicht an Minderjährige.“, sagt ein Kioskbesitzer. Obwohl es legal wäre, entscheiden sich viele Verkäufer dagegen. Auch ihnen sind die Risiken bekannt.


Lachgas heißt eigentlich Distickstoffmonoxid und wurde 1771 von dem englischen Chemiker Joseph Priestley entdeckt. Das farb- und geruchlose Gas ist für seine schmerzstillende Wirkung bekannt und wird seit dem 18. Jahrhundert vor allem in der Zahnmedizin als Betäubungsmittel eingesetzt. Aber auch in der Automobilbranche und im Bereich der Nahrungsmitteltechnik verwendet man Lachgas, zum Beispiel beim Aufschäumen von Schlagsahne.