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Volksbühne am RudolfplatzTurbulentes Techtelmechtel in der Excelsior-Suite - Kumede begeistert mit frivoler Komödie

Lesezeit 3 Minuten
Peter Schilling (Gilly Alfeo) und Babsy Schneider (Nina Blume).

Peter Schilling (Gilly Alfeo) und Babsy Schneider (Nina Blume).

„Usser Rand un Band“ ist eine Adaption der britischen Komödie „Out of Order“ Kumede-Theater besteht seit 77 Jahren.

Der Umgang mit einer Panne machte die Premiere in der Volksbühne besonders sympathisch. Als das Mikro nur noch krachte und ausgetauscht werden musste, meisterte Gilly Alfeo als Stadtdirektor Peter Schilling die Unterbrechung mit souveränem Humor. Die Regie spielte die unsterbliche Ostermann-Hymne „Heimweh nach Köln“ ein und das Publikum stimmte sofort mit Inbrunst ein.

„Usser Rand un Band“ ist eine Adaption der britischen Komödie „Out of Order“ (1991), geschrieben von dem Londoner Ray Cooney. Der Inhalt: Nicht für jeden Politiker gehören Debatten und Sitzungen, die die Nacht überdauern, zum beliebtesten Teil des Mandats. So geht es auch Stadtdirektor Peter Schilling, der direkt dem Bürgermeister unterstellt ist. Schilling gilt als begnadeter Redner, der auch in prekären Situationen einen kühlen Kopf behält und damit eine harte Nuss für die Opposition im Kölner Stadtrat ist.

Schilling steht eine Ratssitzung bevor, die seiner Einschätzung nach Routine ohne große „Diskööch“ werden wird und auch ohne ihn über die kommunalpolitische Bühne gebracht werden kann. Schürzenjäger Schilling hat ein Auge auf die attraktive Sekretärin des Oppositionsführers Babsy Schneider (Nina Blume) geworfen, was die Fisternöll besonders pikant macht. Eine für die ganze Nacht angesetzte Ratssitzung bietet für den heiklen Seitensprung das ideale Alibi gegenüber seiner Frau.

Kumede-Theater: Eine Leiche im Hotel

Babsys Chef ist beschäftigt und das Hotel Excelsior ist ganz praktisch in der Nähe des Rathauses gelegen. In der Suite 648 auf der sechsten Etage sind bereits Austern und Champagner für das Techtelmechtel bestellt. Alles scheint perfekt zu sein - bis Babsy im „Naakspunjel“ hinter dem Vorhang eine unter dem Schiebefenster eingeklemmte Leiche entdeckt. Schilling ruft in Panik seinen Sekretär Tommy Fischer (Max Krämer) an, der die brisante Situation im Sinne seines Vorgesetzten lösen soll.

Der macht aber aus einem Problem gleich drei und löst tollpatschig à la Jerry Lewis eine Lawine irrsinniger Ereignisse, Missverständnisse und Verwechslungen aus. Die Situation eskaliert, da immer mehr unerwartete Gäste hereinplatzen: Babsys vor Eifersucht rasender Ehemann, eine penetrant geldgierige Kellnerin, eine rabiate Krankenpflegern mit heftigen Begierdewallungen, ein orientierungsloser Privatdetektiv, ein misstrauischer Hotelmanager und Schillings Ehefrau. Nachdem auch die Leiche Auferstehungstendenzen zeigt, gerät die Situation vollends „Usser Rand un Band“.

„Mer sage dankeschön, 77 Johr Kumede“

Das neue Stück des Kumede-Schmölzje kam bei den Premieregästen bestens an. „Witzig und mitreißend gespielt. Da stimmte einfach alles“, so King Size Dick „Eine wunderbare Premiere. Das Stück wird ein großer Erfolg. Toll, wie hier unsere kölsche Sprache vermittelt wird, die niemals aussterben darf. Dazu gehören auch hin und wieder deftige Formulierungen, die dem Kölschen halt zueigen sind. Auch die kamen nicht zu kurz“, lobte Jupp Menth. Susanne Kamp und Nina Blume vom Kumede-Theater sehen das älteste Mundarttheater Kölns als Botschafter der kölschen Sprache: „Sie ist nicht nur Teil unserer Identität, sondern auch kostbares kulturelles Erbe, das es zu bewahren gilt.“ Das begeisterte Publikum feierte die Premiere mit Standing Ovations, die das Ensemble mit einem Lied nach der Melodie eines Hits der Flippers anlässlich des 77-jährigen Bestehens krönte: „Mer sage dankeschön, 77 Johr Kumede/Un, dat mer hück widder he spille, dat verdanke mer nur Üch/mer jläuven et selver kaum, 77 Johr Kumede!“