Kostenloser TalentcampusDiese Workshops locken Kinder in den Sommerferien

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Hip-Hop-Tanz beim Talentworkshop.

Hip-Hop-Tanz beim Talentworkshop.

Rappen, Tanzen, Mangas malen - 16 kostenfreie Workshops gibt es beim Talentcampus in Köln. Für Kinder, deren Eltern sich das nicht leisten können.

„Barbora ist sehr, sehr toll. Sie ist sehr nett, und sie erklärt uns alles“, schwärmt Barin. Die Zwölfjährige aus Syrien hat sich nach drei Tagen mit der Profi-Tänzerin und Choreografin Babora Giraudet Briskova schon eine eigene kleine Choreografie überlegt. Sharanya, Ronja und Melina führen die poetischen Bewegungen zur Musik vor. Die vier Teilnehmerinnen des Tanzworkshops der Vollbluttänzerin, die schon mit Culcha Candela und bei The Masked Singer aufgetreten ist, gehören zu den rund 120 Jungen und Mädchen, die dieses Jahr beim Talentcampus dabei sind.

Barbora Griaudet Brieskova mit den Teilnehmerinnen ihres Tanzworkshops.

Barbora Griaudet Brieskova mit den Teilnehmerinnen ihres Tanzworkshops.

Zwei Wochen lang können sie sich auf dem Gelände der Henry-Ford-Realschule in Chorweiler ausprobieren. In Trendsportarten, beim Musikmachen, beim Einüben von Kunststücken, Nähen, Malen oder in der Selbstverteidigung. „Alle Angebote sind mit Blick auf die Jugendkultur konzipiert“, erläutert Moritz Berg, der von Seiten der Kölner Volkshochschule (VHS) den Talentcampus organisiert. Der Zweck des Talentcampus: Den Blick weiten für eigene Talente, sich ausprobieren, Stärken entdecken und Stärke entwickeln.

Aus dem gesamten Stadtgebiet kommen die Neun- bis Vierzehnjährigen zu dem außergewöhnlichen Ferienbildungsprogramm. Ihre Gemeinsamkeit: Sie stammen aus Familien, die sich ein solches Angebot für ihre Kinder nicht leisten könnten. 30 bis 40 Nationen seien in der Regel vertreten bei der Veranstaltung, die zum zwölften Mal in Köln angeboten wird, sagt Berg.

Kostenloses Mittagessen und Fahrt

Bei der Ansprache und Auswahl der jungen Teilnehmer unterstützen als Projektpartner das kommunale Integrationszentrum der Stadt Köln und der Verein Lernende Region - Netzwerk Köln. Das außerschulische Ferienbildungskonzept des Deutschen Volkshochschulverbandes wird aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums gefördert. So ist es möglich, dass die Kinder nicht nur mehrere Workshops besuchen können, sondern auch ein kostenfreies Mittagessen und, wenn nötig, ein KVB-Ticket erhalten. Ähnliche Angebote gibt es bundesweit.

Dennoch scheint Köln besonders. „Deutschlandweit spricht man vom coolsten Talentcampus in Köln“, sagt die neue Leiterin der Volkshochschule, Marie Batzel. Sie verschaffte sich zusammen mit Bildungsdezernent Robert Voigtsberger am Donnerstag vor Ort einen eigenen Eindruck vom Talentcampus.

Zirkuskünste beim Talentcampus.

Zirkuskünste beim Talentcampus.

„Die Jugendlichen hätten sich auch aufs Bett legen können und daddeln“, stellt Batzel realistätsnah fest. „Stattdessen trauen sie sich, mit ganz neuen Menschen etwas Neues zu machen“, lobt sie den Mut und macht klar, dass die Teilnehmenden so schon früh „die VHS-Erfahrung“ erlebten. Diese sei, dass es sich lohne, mit anderen zusammen zu kommen und etwas Neues zu lernen.

Talentcampus Köln: Übersetzer sind mit dabei

Dafür, dass es sprachlich keine Verständigungsschwierigkeiten beim Talentcamp gibt, sorgen einerseits Übersetzer, andererseits die Professionalität der Dozenten. Sie sind allesamt Meister ihres Fachs. Wenn sie etwas zeigen, springt der Funke von selbst über. „Den ersten Tag mit Barbora haben wir nur getanzt. Sie kann sich so super  bewegen, vor allem so Wellen mit dem ganzen Körper“, erklärt Sharanya, die indische Wurzeln hat.

Seine Begeisterung für Bewegung und den Rhythmus der Straße bringt auch Dennis Kolb seiner bunt gemischten Gruppe ohne Sprachbarrieren rüber. Die Jungen und Mädchen, die sich für den Hip-Hop-Workshop bei ihm angemeldet haben, stammen aus der Ukraine, Russland, Angola, Deutschland und Syrien.

Mosaik-Künstlerin Bea Forner beim Talentcampus.

Mosaik-Künstlerin Bea Forner beim Talentcampus.

„Ich hänge mein Mosaik in meinem Zimmer in Heimersdorf auf“, strahlt Aarav. Vor drei Jahren ist der Zehnjährige mit seiner Familie aus Indien nach Köln gekommen. „Rot, schwarz und lila sind meine Lieblingsfarben“, sagt er und zeigt auf das große „A“, das sein Mosaikbild ausfüllt. Ein Konzept erstellen, Keramikfliesen in Bruchstücke zerschlagen, anpassen, kleben, färben - das hat er gelernt. „Mosaike herstellen ist ein uraltes Kunsthandwerk“, sagt Dozentin Bea Former, Mosaizistin und Designerin mit eigenem Atelier in Köln.

Grafiker Nils Peter bietet einen Manga-Workshop an.

Grafiker Nils Peter bietet einen Manga-Workshop an.

Visual Artist Nils Peter zeigt indes einer kleinen Gruppe von Mädchen, wie sie am besten Mangas zeichnen. „Ich unterstütze individuell, zeige, wie man eine Figur aufbaut, das Gesicht, die Anatomie. Ich finde das sehr schön, Impulse zu geben“, sagt Peter und gesteht: „Ich habe selbst auch mit Mangas angefangen, genauso wie die Kinder hier.“

Vier Workshops können die Jungen und Mädchen während des Talentcamps ausprobieren. „Wir hoffen, dass sich so ihre Perspektiven ändern“, sagt Organisator Moritz Berg. Bei den vier Mädchen, die bei Choreografin Babora Giraudet Briskova ihren ersten Workshop gemacht haben, ist das schon eingetroffen. Auf die Frage, ob sie gerne später mal Tänzerinnen wären, antworten sie einhellig mit synchronem Kopfnicken und ziemlich selbstbewusstem Lächeln.