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Kölsche Kippa Köpp e.V.Jüdischer Karnevalsverein gedenkt von den Nazis verfolgten Karnevalisten

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Arbeiter lässt Gedenkstein in den Bürgersteig ein.

Die Familie Guggenheimer lebte bis 1933 in der Kölner Südstadt.

Stolpersteine ehren die Familie Guggenheimer, die in der Südstadt lebte.

Die Guggenheimers waren den Überlieferungen nach eine durch und durch karnevalistische Familie. Salomon Guggenheimer war Mitglied des einstigen jüdischen Karnevalsvereins „Kleiner Kölner Klub – K.K.K“. Während der Karnevalsaison diente das Schuhgeschäft der Guggenheimers nebenbei als Karten-Vorverkaufsstelle für die Kostümbälle des Vereins. Sämtliche Familienmitglieder zeigten karnevalistisches Engagement. So auch Tochter Ruth, die auf den Sitzungen mit ihren schwungvollen Gedichten die Menge begeisterte.

Mit Stolpersteinen erinnert der jüdische Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp“ an jüdische Karnevalisten, die von den Nazis verfolgt wurden. Der Ort des Gedenkens für die Guggenheimers ist die Maternusstraße 6, der letzte Wohnort der Kölner Familie. Am Freitag verlegte der Karnevalsverein dort die Gedenksteine.

Stolpersteine in Köln: Vom Schwarzwald nach Köln

Die Steine erinnern an Salomon und Emma Guggenheimer sowie ihre Tochter Frieda Ruth Guggenheimer. Salomon Guggenheimer kam 1881 in einem kleinen Dorf im Schwarzwald zur Welt. Geboren als eines von elf Kindern des Essigfabrikanten Jakob Hirsch Guggenheimer zog er 1909 nach Köln und heiratete dort die 22-jährige Emma Wolff. Das frisch vermählte Ehepaar stieg in den Schuhhandel ein. Die beiden betrieben ab 1910 zwei Schuhgeschäfte, in der Breite Straße und in der Severinstraße. Zunächst wohnten sie in der Lothringer Straße, dort kamen ihre Tochter Ruth und ihr Sohn Hans Jakob auf die Welt. Später zog die junge Familie in die Maternusstraße.

Netzwerk der Nachkommen

Nachdem Ihr Sohn Hans Jakob Guggenheimer bereits 1929 in die USA ausgewandert war, verblieb der Rest der Familie zunächst in Köln. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 mussten auch Salomon und Emma Guggenheimer erkennen, dass es für sie keine Zukunft in Deutschland mehr gab. Bereits im November des selbigen Jahres verließen sie Köln und brachen auf nach New York. Ihre Tochter Ruth Guggenheimer blieb bis 1936 in Bonn, um ihre medizinische Ausbildung abzuschließen.

Laut Aaron Knappstein, Präsident der „Kölsche Kippa Köpp“ leisteten die heute verbliebenen Verwandten einen großen Beitrag zur Rekonstruktion der Familiengeschichte: Die Tochter von Ruth Guggenheimer, Diana Schubel-McCrary, und ihre Cousine Anita Cole leben in den USA und stellten den „Kölsche Kippa Köpp“ Informationen sowie verbliebene Familienfotos zur Verfügung. Es gäbe sogar ein kleines Netzwerk der Nachkommen, erzählt Knappstein: „Kippa Köpp Abroad“ nennt sich die WhatsApp-Gruppe, in der sich die auf der ganzen Welt verteilten Nachkommen austauschen. Auch wenn sie nicht persönlich anreisen konnten, habe die Verlegung der Gedenksteinen eine große Bedeutung für sie, sagt der Präsident. „Man glaubt gar nicht, wie wichtig das für die Leute ist.“